Ein Vorstoss im Urner Landrat hatte gefordert, dass die Massnahmen des Laboratoriums der Urkanton nach den BVD-Fällen untersucht und personelle Konsequenzen gezogen werden. Der Landrat erklärte die Motion für nicht erheblich.
Der Regierungsrat hatte zuvor argumentiert, dass diese Massnahmen nicht in den Zuständigkeitsbereich des Parlaments falle, wie die Nachrichtenagentur SDA berichtet. Das Laboratorium der Urkantone sei eine öffentlich-rechtliche Anstalt und in seiner Organisation und Betriebsführung selbstständig. Die Aufsichtskommission kläre bereits die Sachverhalte und internen Abläufe ab.
Auf zwei Urner Alpen waren im August Kühe positiv auf die Bovine Virus-Diarrhoe (BVD) getestet worden. Kritisiert wurde, dass das Labororatorium mit der Bekämpfung der Tierseuche deutlich zu langen zugewartet habe. Die im Vorstoss ebenfalls geforderte sofortige schriftliche Benachrichtigung der Tierhalter bei solchen Fällen durch das Amt für Landwirtschaft nahm der Regierungsrat auf, wie die SDA schreibt.
Situation ausser Kontrolle
Am 12. September wurden auf Fiseten und am 14. September auf Alplen weitere BVD-Antikörper-positive Tiere gefunden. Daraufhin beschloss der Veterinärdienst der Urkantone, sämtliche Rinder der beiden Alpen auf BVD-Antigen zu untersuchen und die trächtigen Rinder zudem unter Verbringungssperre zu stellen.
Das zögerliche Verhalten seitens der Behörden wurde scharf kritisiert. Das Laboratorium der Urkantone habe viel zu lange mit der Bekämpfung zugewartet, bis das ganze ausser Kontrolle geraten sei, hielt Landrat Arnold-Fassbind in seiner Motion fest. Die Tiere seien schon fast drei Wochen von den Alpen Zuhause gewesen, bis die Verantwortlichen gehandelt hätten. Insgesamt habe es sechs Wochen gedauert, bis sämtliche Tiere getestet wurden.
«Gravierende Fehlentscheide»
«Aus meiner Sicht hätte dringend, noch während der Alpzeit, jeder Tierhalter der betreffenden 2 Alpen (Fiseten 550 Rinder und Alplen 300 Rinder) schriftlich vor Alpabzug informiert werden müssen», schrieb der Landrat. Es gebe Tierhalter, die bereits Rinder verkauft hätten, weil sie vom BVD-Verdacht, der Anfang August festgestellt worden sei, noch überhaupt nichts gewusst hätten.
Für Arnold war klar: Spätestens bei der Rückkehr der Tiere von der Alp hätten alle auf den BVD-Virus getestet werden müssen. Laut Arnold standen auch 250 Rinder aus den Kantonen Luzern und Glarus unter Verdacht (laut Labor sind es lediglich 180). Insgesamt sah er «gravierende Fehlentscheide» im Veterinärdienst.
BVD
BVD ist eine viral (= durch ein Virus verursachte) bedingte Durchfallerkrankung. Während der Grossteil der BVD-Infektionen symptomlos, d.h. vom Landwirt unbemerkt abläuft, erkranken einige Tiere schwer an Durchfall, Fieber, Nasen- und Augenausfluss sowie Erosionen (nässende Substanzverluste) am Flotzmaul. Betroffen sind Wiederkäuer, hauptsächlich Rinder, aber auch Schafe oder Ziegen, die mit infizierten Rindern in Kontakt kommen, können erkranken. Unter besonderen Bedingungen erkranken die Tiere an der tödlichen Schleimhautform der BVD, der sogenannten Mukosa Dese Ase (MD). Diese tritt ausschliesslich bei persistent infizierten Tieren auf, bei Tieren also, die das BVD Virus lebenslang in sich tragen und ausscheiden. blu


