Die Grossverteiler sollen die gezahlten Produzentenpreise offenlegen, forderte das Bäuerliche Zentrum Schweiz an einer Pressekonferenz am Dienstag.
Der enorme Preiswettbewerb zwischen den Grossverteilern müsse davon wegkommen, sich auf die Konsumentenpreise der Produkte im Laden zu konzentrieren, sagt Nationalrat Josef Kunz (SVP, LU), Präsident des Bäuerlichen Zentrums Schweiz (SVP). Stattdessen sollten auf dem Preisschild zusätzlich die den Produzenten gezahlten Preise vermerkt werden. Das würde eine positive Preisspirale bei Produzenten- und Konsumentenpreisen auslösen, ist Kunz überzeugt.
Wertschöpfung ermöglichen
Denn ein guter Teil der Bevölkerung sei bereit, den Bauern eine angemessene Wertschöpfung zu ermöglichen, und würde dort kaufen, wo der Landwirt am meisten erhalte. Er stehe diesbezüglich mit zwei Grossverteilern in Kontakt. Die Migros beurteilt die Idee der Bauern als «originell», aber «schwer umsetzbar», wie Sprecherin Monika Weibel auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Die Preise zwischen Händlern und Lieferanten seien Verhandlungssache und unterlägen dem Geschäftsgeheimnis. Zudem änderten sich die Preise oft und unterschieden sich je nach Menge und Qualität des Produktes. Sicher ist: Die Konsumenten würden in diesem Fall die hohen Bruttomargen von Verarbeitung und Handel hinterfragen.
Gegen Einkaufstourismus
Dieser Vorschlag ist Teil einer Offensive für Schweizer Produkte, die das BZS am Dienstag vor den Medien in Bern forderte. Kunz stellt fest: «Nicht Handelsverträge bestimmen, sondern das Konsumverhalten von jedem, der Geld ausgibt.» Also appelliert das BZS an die Konsumenten, Schweizer Produkte und nicht billige Importware zu kaufen, die wegen der Frankenstärke aktuell noch billiger seien. Es gehe dabei nicht nur um landwirtschaftliche Produkte, sondern auch um andere Waren wie Möbel, die sowohl in der Schweiz wie im Ausland hergestellt würden. Deshalb seien gesamthaft Hunderttausende von Arbeitsplätzen in der Schweiz auf die Bevorzugung von Schweizer Ware angewiesen. Auch die Gastronomie nimmt Kunz in die Pflicht – er habe selbst mit Nachfragen und Kritik beim Wirt schon mehrfach Veränderungen erreicht.
Hier höhere Standards
Kalbfleisch sei als Premiumprodukt vom Einkaufstourismus besonders betroffen, erklärte Samuel Graber, Präsident des Schweizer Kälbermäster-Verbands. Die strengen Schweizer Tierschutzvorschriften gingen bisweilen vergessen, es zähle viel zu oft einzig der Preis. Und überhaupt: Bei den Fahrten ins Ausland bleibe die Ökologie buchstäblich auf der Strasse liegen.
Robert Haas, Metzgermeister in St. Urban LU, beklagte die wild wuchernden Vorschriften, für die ein Metzger bald ein Studium brauche. Er sei froh um die Importzölle, denn ohne diese Abschöpfung würde die ganze Produktion in der Schweiz zunichtegemacht. Sein Branchenverband, der Schweizerische Fleisch-Fachverband, engagiert sich allerdings auf politischer Ebene für ein Agrarfreihandelsabkommen mit der EU.