Der am Samstag von den Delegierten in Brugg AG gewählte neue SVP-Präsident Marco Chiesa ist ein von Grund auf überzeugter Blocher-Anhänger. Nach aussen hin konziliant, ist der erste Parteichef aus der lateinischen Schweiz hart in der Sache, aber moderat im Stil.
«Ein Blocherianer mit einem Lächeln»: So beschreibt der Tessiner Politologe Oscar Mazzoleni den neuen SVP-Präsidenten und Tessiner Ständerat Chiesa. In Fragen der Zuwanderung, der Grenzgänger, des Asyls und Europas liege Chiesa genau auf der Linie des SVP-Strategen Christoph Blocher, sagte der Professor an der Universität Lausanne.
Gleichzeitig sei Chiesas Stil «salonfähig», er wolle gefallen, er suche den Dialog. Das unterscheide den Tessiner Ständerat von etlichen Deutschschweizer SVP-Exponenten. Denn sein Politikstil sei nicht konfrontativ und auch nie aggressiv.
Gemäss Mazzoleni wird Chiesa aber hart arbeiten müssen, um in der Deutschschweiz akzeptiert zu werden und um die dortigen lokalen Sektionen mobilisieren zu können. Denn die SVP bleibe trotz allem im Wesentlichen eine Deutschschweizer Partei.
Coup gegen CVP-Schwergewicht
Der 45-jährige Chiesa vertritt seinen Kanton zwar bereits seit fünf Jahren im Parlament in Bern. Doch sein grösster politischer Coup gelang ihm im vergangenen Herbst, als er überraschend als erster Tessiner SVP-Vertreter in den Ständerat gewählt wurde.
Mit diesem Erfolg - gegen das CVP-Schwergewicht Filippo Lombardi - sorgte er auch in der Deutschschweiz für Schlagzeilen und damit für einen der wenigen Wahlerfolge für die SVP.
In der Partei selber ist der Vater von zwei Kindern aber seit längerem kein unbeschriebenes Blatt. So wurde er im Frühjahr 2018 zusammen mit der Bündner SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher bereits ins Vizepräsidium der Partei gewählt. Ebenfalls seit 2018 ist er Vizepräsident der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns).
Zunächst Absage
Angaben der Findungskommission der SVP zufolge stand Chiesa bereits früh auf der Wunschliste. Ende Februar aber sagte er «aus beruflichen Gründen» zuerst noch ab. Sein damaliger Job als Leiter eines Alterszentrums mit über 80 Mitarbeitern schliesse ein zusätzliches Engagement als SVP-Präsident aus. In der Zwischenzeit hat der Politiker aus Lugano diese Stelle gekündigt.
An der Universität in Freiburg schloss Chiesa 1999 ein Studium der Betriebswirtschaft mit dem Lizentiat ab. Er spricht darum neben Italienisch auch fliessend Französisch sowie gut Deutsch. Danach erwarb er sich Zusatzqualifikationen.sda