China als weltweit wichtigster Importeur von Agrargütern hat 2023 erstmals seit langem wieder seine Ausgaben für diesen Zweck verringert. In den fünf Jahren zuvor war die Einfuhrrechnung insgesamt noch um 89% gestiegen.
Laut vorläufigen Daten der Zollstatistik wurden von der Volksrepublik landwirtschaftliche Produktion im Wert von 202,3 Mrd Franken (216,3 Mrd Euro) eingeführt.
Das waren 1,68 Mrd Franken (1,8 Mrd Euro) oder 0,8 % weniger als 2022. In einigen Produktbereichen, darunter Schweinefleisch, Milch und Zucker, waren die Einfuhrmengen rückläufig. Hauptgrund für die geringeren Importausgaben waren jedoch die niedrigeren Einkaufspreise, denn viele Agrargüter wurden im Vorjahresvergleich am Weltmarkt auf einem nachgebenden Preisniveau gehandelt.
Mehr Sojabohnen eingeführt
Wichtigstes Einfuhrgut der Volksrepublik blieben Sojabohnen. Der internationale Bezug der vorwiegend für die Futtermittelindustrie benötigten Eiweisspflanze nahm gegenüber 2022 um 9,1 % auf 99,4 Mio Tonnen zu. Trotz grösserer Menge ging der Einfuhrwert um 2,4% auf 51,6 Mrd Franken (55,2 Mrd Euro) zurück.
Eigentlich will China den Anteil des ausländischen Sojas in den Futterrationen aus Autarkiegründen verringern, doch die eigene Produktion reicht mit zuletzt 20,8 Mio Tonnen nicht aus, um die wachsenden Tierbestände zu versorgen.
Chinas Importeure orderten zudem mit 59,1 Mio. Tonnen auch 11,1% mehr Getreide am Weltmarkt, für das sie 17,9 Mrd. Franken (19,2 Mrd. Euro) zahlten. Hierbei nahmen die Einfuhrmengen von Weizen, Gerste und Mais teilweise deutlich zu, während die Bestellungen an Reis und Sorghum klar unter dem Vorjahresniveau lagen.
Weniger Schweinefleisch benötigt
Bei den tierischen Produkten sorgte die Ausweitung der heimischen Produktion 2023 für einen geringeren Einfuhrbedarf Chinas, zumal auch die Nachfrage in konjunkturell schwierigen Zeiten nicht stark war. Die Fleischeinfuhr insgesamt war gegenüber 2022 um 0,3% auf 7,38 Mio. Tonnen nur leicht rückläufig.
Der Einfuhrwert ging jedoch wegen geringerer Preise um 13,3% auf 23,7 Mrd Franken (25,4 Mrd Euro) zurück. Deutlich eingeschränkt wurde der Bezug von Schweinefleisch einschliesslich Nebenerzeugnissen, und zwar um 5,2% auf 2,71 Mio Tonnen.
Bei Rindfleisch lag die Menge mit 2,77 Mio Tonnen dagegen um 1,5% über dem Vorjahreswert und übertraf erstmals diejenige von Schweinefleisch. Mit 12,4 Mrd Franken (13,3 Mrd Euro) entfiel mehr als die Hälfte der Importausgaben dieser Produktgruppe auf Rindfleisch. Die mengenmässig nicht ganz so bedeutende Einfuhr von Schaf- und Geflügelfleisch legte im Vorjahresvergleich um 21,1% beziehungsweise um 17,0% spürbar zu.
Importausgaben für Milchprodukte gesunken
Die Milcherzeugung in China ist 2023 offiziellen Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahr um 6,7% auf knapp 42 Mio. Tonnen gewachsen. Dies hat offensichtlich den Importbedarf geschmälert. Laut Zollbehörde nahm nämlich die Einfuhr von Milchprodukten insgesamt um 11,9% auf 2,88 Mio Tonnen ab.
Hierbei sank der Import von Milchpulver um gut 23% auf 1,0 Mio t, was nicht nur die EU-Anbieter, sondern auch der Hauptlieferant Neuseeland zu spüren bekamen. Insgesamt gaben Chinas Importeure für den Bezug von Milchproduktion rund 10,4 Mrd Franken (11,2 Mrd Euro) aus. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 13,3% weniger.
Relativ am stärksten legte 2023 in der Volksrepublik der internationale Einkauf von pflanzlichen Speiseölen zu, und zwar um 36,0% auf 11,2MioTonnen. Grund hierfür dürfte auch das wieder preiswertere Angebot am Weltmarkt gewesen sein, weshalb die Importausgaben trotz grösserer Bestellmenge «nur» um rund 10% auf 11,19 Mrd Franken (11,97 Mrd Euro) zunahmen.
Agrarexporterlöse legen zu
China importiert nicht nur Agrargüter, sondern führt in einem geringeren Mass auch welche aus. Laut Zollstatistik spülte der Agrarexport den chinesischen Anbietern 2023 insgesamt 85,5 Mrd Franken (91,4 Mrd. Euro) in die Kassen.
Gegenüber 2022 war das ein Plus von 0,7% und damit ein neuer Rekordwert. Umsatzmässig wichtiges Exportgut waren Aquaprodukte, deren Verkaufswert gegenüber 2022 allerdings bei unveränderter Ausfuhrmenge um 12,0% auf 17,2 Mrd Franken (18,4 Mrd Euro) sank. Bei der Warengruppe Gemüse und Pilze legte der Absatz jedoch mengenmässig um 12,4% auf 10,6 Mio. Tonnen zu, der Exporterlös um 7,6% auf 11,5 Mrd Franken (12,3 Mrd Euro).
Bei Obst und Nüssen sowie bei Gemüse und Obst in Dosen stiegen die Ausfuhreinnahmen um 8,7% auf 4,9 Mrd Franken (5,3 Mrd Euro) beziehungsweise um 2,8% auf 3,8 Mrd Franken (4,1 Mrd Euro). Weil die Exporterlöse 2023 im Gegensatz zu Importausgaben zunahmen, hat sich die Agraraussenhandelsbilanz der Volksrepublik etwas verbessert.
Das Defizit nahm gegenüber 2022 um 2,2 Mrd. Franken (2,4 Mrd. Euro) oder 1,9% auf 116,8 Mrd Franken (124,9 Mrd. Euro) ab. Im Jahr 2022 hatte das Agrarhandelsdefizit mit 119 Mrd Franken (127,3 Mrd. Euro) einen historischen Höchstwert erreicht.