Die Baumwollpreise am Weltmarkt in New York haben Anfang März ein bisheriges Jahrestief von unter 56 US-Cents je lb erreicht. Mit dem Anstieg der Erdölpreise während der letzten Wochen hat sich die Marktstellung der Baumwolle wieder verbessert, und die Notierungen kursieren über der Marke von 64 Cents.
In den kommenden Monaten dürften die Baumwollpreise weiterhin unter dem Einfluss des jeweiligen Verlaufs der Erdölpreise schwanken. In Konkurrenz mit den aus Erdöl und Kohle gewonnenen Synthesefaserprodukten, die im Zug der Erdölbaisse billiger geworden sind als Baumwollprodukte, haben letztere seit Monaten an Marktanteilen verloren. Ausserdem drücken weltweit riesige Lagerbestände auf das Preisgeschehen.
Die Baumwollproduzenten haben bisher auf den stagnierenden Konsum zu wenig reagiert. Für die Saison 2015/16 wird die globale Erzeugung laut Statistik des International Cotton Advisory Committee (ICAC) in Washington gegenüber dem Vorjahr von 21,98 auf 22,96 Millionen Tonnen steigen. Demgegenüber wird der Verbrauch bloss von 23,67 auf 23,77 Millionen Ballen zunehmen. Zum Vergleich machte der Konsum 2014/15 noch 24,33 Millionen Tonnen aus.
Dabei geht das ICAC davon aus, dass die Preise für Polyesterprodukte weiterhin unter dem Niveau der Baumwollerzeugnisse schwanken werden. Diese Preisdifferenz wird bewirken, dass innert Jahresfrist die Weltvorräte bloss von 20,40 auf 19,59 Millionen Tonnen abgebaut werden können. Mit anderen Worten machen also diese Lagerbestände nach wie vor beinahe eine weltweite Jahresproduktion aus.
Ferner hat im April die chinesische Regierung angekündigt, ihre Reserven auf Auktionen abbauen zu wollen. China ist der weltgrösste Konsument am Baumwollmarkt. Dieses chinesische Angebot dürfte zur Folge haben, dass die Baumwollpreise einer weiteren Belastung ausgesetzt sein werden. Die Verkäufe Chinas aus den Reserven sollen bis Ende August über die Bühne gehen.