Die Diskussion um „Investoren“ in der Landwirtschaft bekommt neue Nahrung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, werden in Deutschland mehr als 11 % der landwirtschaftlichen Flächen von Unternehmensgruppen kontrolliert. Der weit überwiegende Teil davon befindet sich in den neuen Ländern.
Unternehmensgruppen sind häufig durch sogenannte Share-Deals entstanden, bei denen Unternehmen über Anteilskäufe an anderen Unternehmen landwirtschaftliche Flächen erworben haben. Im Rahmen der Landwirtschaftszählung 2020 hat Destatis erstmals Daten zur Zugehörigkeit landwirtschaftlicher Betriebe zu Unternehmensgruppen ermittelt.
Danach werden von den rund 16,6 Mio ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) in Deutschland 3,63 Mio ha von Betrieben der Rechtsform juristische Person oder Personenhandelsgesellschaft bewirtschaftet. Darunter wiederum entfallen 1,84 Mio ha auf Betriebe, die Teil einer Unternehmensgruppe sind.
Davon lagen 94 % oder 1,73 Mio ha in den ostdeutschen Ländern, lediglich 6 % oder 110’000 ha in den westdeutschen. Bundesweit sind mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe in der Rechtsform juristische Person oder Personenhandelsgesellschaft Teil einer Unternehmensgruppe.
Vorteile in der Tierhaltung
Mit 426’000 ha oder 32,5 % der Landwirtschaftsfläche des Landes sind die Unternehmensgruppen in Brandenburg der amtlichen Erhebung zufolge absolut am stärksten vertreten. In Thüringen bewirtschaften sie mit 323’600 ha gut 40 % der Flächen.
Auch in Sachsen mit 34 % der dortigen Landwirtschaftsfläche, Mecklenburg-Vorpommern mit 30 % und Sachsen-Anhalt mit 23 % sind Unternehmensgruppen sehr präsent. In den westlichen Ländern bewirtschaften sie dagegen weniger als 1 % der Fläche.
Die landwirtschaftlichen Betriebe von Unternehmensgruppen in den westdeutschen Ländern befassen sich insbesondere in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit der Tierhaltung. Gründe hierfür können laut Destatis die Vorteile sein, die man beim Seuchenschutz und der Vermarktung generieren kann, wenn man an mehreren Standorten produziert.
Der Viehbesatz der Unternehmensgruppen ist in diesen beiden Ländern mit 2,4 Grossvieheinheiten (GVE) je Hektar in Niedersachsen sowie 2,0 GVE/ha in Nordrhein-Westfalen rund fünf bis sechs Mal so hoch wie in den neuen Ländern mit 0,4 GVE/ha. Bundesweit liegt der Viehbesatz unabhängig von der Rechtsform bei durchschnittlich 0,72 GVE/ha.
Zahlen auch zum „Gruppenoberhaupt“
Von den rund 2 200 Unternehmensgruppen mit insgesamt gut 3’740 landwirtschaftlichen Betrieben wurden 36,5 % von einem landwirtschaftlichen „Gruppenoberhaupt“ geführt und gut 58 % von Unternehmensgruppen mit einem nicht-landwirtschaftlichem Gruppenoberhaupt.
Als „Gruppenoberhaupt“ wird in diesem Zusammenhang das höchste Kontrollorgan in einer Gruppe bezeichnet, das von keiner anderen Einheit kontrolliert wird. Gleichwohl bewirtschafteten die Unternehmensgruppen mit einem landwirtschaftlichen Gruppenoberhaupt über 60 % der Fläche und waren mit einer Flächenausstattung von rund 1’380 ha je Gruppe 2,6 mal grösser als die Unternehmensgruppen mit einem nicht-landwirtschaftlichen Gruppenoberhaupt.
Von den rund 2’200 Unternehmensgruppen mit landwirtschaftlichen Betrieben hatten gut 38 % ihren Sitz in den ostdeutschen und fast 36 % in den westdeutschen Ländern. Bei 450 Unternehmensgruppen konnte kein Sitzland innerhalb Deutschlands zugeordnet werden. Bei 120 war der Sitz des Oberhaupts im Ausland zu finden.