Erstmals seit 30 Jahren ist die Zahl der Bio-Betriebe in Deutschland zurückgegangen. Ende 2023 wurden noch 36'680 Betriebe gezählt, 182 weniger als im Vorjahr. Die bewirtschaftete Fläche ist hingegen noch leicht gestiegen, wie aus Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervorgeht. Ende wurden 1'888'999 Hektaren biologisch bewirtschaftet, das sind 29'400 Hektaren mehr als 2022.
Mehr Bürokratie
Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (Bölw) nennt gegenüber dem «Spiegel» mehrere Gründe für den Rückgang. Einerseits hätten Betriebe aufgegeben, weil Nachfolger fehlten. Andererseits haben weniger Höfe auf Bio umgestellt. Und für die Biobranche alarmierend: Einige Biobetriebe sind wieder zur konventionellen Bewirtschaftung zurückgekehrt.
«Die Rahmenbedingungen für die Umstellung auf Bio waren 2023 herausfordernd. Neue Regeln in der Agrarförderung bürden den Biobetrieben zusätzliche Bürokratie auf. Hier müssen EU, Bund und Länder handeln», sagt Tina Andres, BÖLW-Vorsitzende, dem «Spiegel».
Ziel dürfte verfehlt werden
Doch auch am Markt gab es Veränderungen. Aufgrund des steigenden Kostenumfelds kauften die Konsumentinnen und Konsumenten weniger Bioprodukte. Oder sie kauften stattdessen günstigere Bioprodukte bei den Discountern. Das habe potenzielle Umsteller verunsichert, so Andres weiter.
Für die Zukunft gibt sie sich aber optimistisch. So habe die Anbaufläche zugenommen, zudem gebe es neue Fördermittel für Biotierhalter. Man rechne künftig zwar mit weniger Umstellern, dafür aber mit grösseren Betriebe, sagt Andres dem «Spiegel».
Die deutsche Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 30 Prozent der Flächen biologisch bewirtschaftet werden. Im vergangenen Jahr waren es 11,3 Prozent. Das Ziel dürfte also deutlich verfehlt werden.