Wie die Bank ING in Amsterdam mit Verweis auf Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) erklärte, lag der Preisindex für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke in der Bundesrepublik im Juli um 1,4 Prozentpunkte unter dem im März markierten Höchststand.
Dies sei vor allem auf die gesunkenen Preise für Molkereiprodukte, Frischgemüse, Margarine und Sonnenblumenöl zurückzuführen.
Viele Discounter
Die niederländischen Analysten begründen die Preissenkungen in Deutschland mit dem im EU-Ländervergleich hohen Marktanteil der Discounter. Allein auf die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Aldi entfalle hier ein Marktanteil von insgesamt rund 30 %.
Auch andere grosse Lebensmitteleinzelhändler (LEH) wie Edeka und Rewe verfügten über Discounter-Tochtergesellschaften.
Besser Verhandelt
Angesichts des grossen und wettbewerbsintensiven deutschen Marktes habe der LEH hier offenbar härter mit den Lieferanten verhandelt als die Wettbewerber in anderen europäischen Ländern. In der Folge seien die Preise in Deutschland früher gesunken, seit dem Frühling auch im Rahmen von Sonderangeboten für die Konsumenten.
Obwohl die Inflationsrate für Lebensmittel in der EU im Juli 2023 gegenüber dem Vormonat geringfügig gesunken ist, besteht nach Einschätzung der ING-Fachleute für die Konsumenten in den anderen Mitgliedstaaten kaum Hoffnung auf eine Umkehr des Preistrends wie in Deutschland, weil immer noch einige inflationäre Tendenzen die Kostenbasis der Lebensmittelhersteller und -einzelhändler prägten.
Vorerst verharren
Eher sei damit zu rechnen, dass die Konsumentenpreise für Lebensmittel zunächst auf dem im bisherigen Sommer markierten Niveau verharren, so die Analysten.
Diese Prognose werde auch durch Umfragen in der Wirtschaft gestützt. Demnach hätten sich die Verkaufspreiserwartungen der Lebensmittelhersteller inzwischen deutlich von ihrem Höchststand in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres nach unten abgesetzt.