Angesichts der nun schon über einen längeren Zeitraum zu niedrigen Schweinepreise bei hohen Futterkosten hat das Landvolk Niedersachsen vor weiteren Betriebsaufgaben gewarnt.
«Wir Schweinehalter und Ferkelerzeuger stehen mit dem Rücken an der Wand», erklärte Anfang voriger Woche der Vizepräsident des Landesbauernverbandes, Jörn Ehlers. Ihm zufolge machen die Schweinemäster gegenwärtig 21-32 Franken (20 Euro bis 30 Euro) Verlust je Tier und überlegen deshalb, ob sie überhaupt noch einstallen sollen.
Dramatische Formen
«Da ist kein Spielraum mehr; viele Schweinehalter werden aufgeben», warnte Ehlers. Mit dem Wegbrechen der Märkte in China aufgrund der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und der geringeren Nachfrage aufgrund der Corona-Pandemie habe die Lage für die Bauern dramatische Formen angenommen. «Hinzu kommen die höheren Auflagen für mehr Tierwohl - und es manifestiert sich, dass Handel und Verbraucher nur fordern, aber wenn es um bessere Bezahlung geht, nicht ihr Wort halten», beklagte der Landvolkvizepräsident.
So seien Niedersachsens Schweinehalter sehr wohl bereit, mehr Tierwohl in ihren Ställen zu integrieren, doch seien dafür oft hohe Investitionen in den Stallumbau aufgewendet. Ehlers zeigte sich deshalb besonders enttäuscht, dass nun einigen Betrieben, die an der dritten Phase der Initiative Tierwohl (ITW) teilnehmen wollten, die Einmalzahlung von 3’214 Franken (3’000 Euro) nicht gewährt werde.
Handel und Konsumenten in Pflicht
«So geht man mit Handelspartnern nicht um», kritisierte der Vizepräsident. Verlässlichkeit benötigen jedoch auch die Ferkelerzeuger. «Die Sauen sind belegt, so dass die Halter nicht so schnell auf den Markt reagieren können, selbst wenn sie wollten», erläuterte Ehlers. Wichtig für Niedersachsens Schweinehalter sei die zeitnahe Umsetzung der Vorschläge der Borchert-Kommission.
Doch aktuell sei Wahlkampf, und es werde wohl abgewartet werden müssen, bis die neue Regierung das Geschehen übernehme. Auch die verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung von Fleisch und bei verarbeiteten Produkten stehe auf der Prioritätenliste ganz oben, so Ehlers. Das werde die heimische Produktion stärken.
Parallel sieht er aber sowohl den Handel als auch die Konsumenten in der Pflicht, nicht nur werbetaktisch Labels für bessere Haltungsformen zu fordern, sondern die Vertragsmodelle für die erhöhten Haltungsstandards gemeinsam mit allen Marktbeteiligten, also auch den Erzeugern, auf Augenhöhe zu erarbeiten.