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«Dank dem Gurt lebe ich noch»

An der Unfallverhütungstagung am Inforama in Zollikofen BE wurde über Sicherheitsgurten informiert und diskutiert. Ein Thema war das Führen von Hebefahrzeugen, dazu wurde der neue Kurs «agriLIFT» vorgestellt.

Stefan Gfeller* |

 

 

An der Unfallverhütungstagung am Inforama in Zollikofen BE wurde über Sicherheitsgurten informiert und diskutiert. Ein Thema war das Führen von Hebefahrzeugen, dazu wurde der neue Kurs «agriLIFT» vorgestellt.

«Dank des Tragen des Sicherheitsgurtes auf dem Traktor, bin ich heute noch am Leben.» Dieser Satz von Meisterlandwirt Frédéric Teuscher liess die Teilnehmer/innen an der Unfallverhütungstagung aufhorchen. Die Anwesenden lauschten gespannt den Ausführungen von Teuscher zu.

583 tödliche Unfälle

Beim Gülleführen passierte der Unfall. Auf einem schmalen Weg rutschte er mit dem Traktor inklusive Güllefass ab, die Kombination kam ins Rutschen und überschlug sich. Dank des Tragen des Sicherheitsgurtes blieb er in der schützenden Kabine und überlebte das Unglück fast unbeschadet. Eigentlich benutzte er den Sicherheitsgurt aus Komfortgründen, damit er im Hang besser auf dem Sitz bleibt und so die Hände frei hat. Diese «Komfortlösung» rettete ihm das Leben. 

Etienne Junod, der die Tagung moderierte, erläuterte zu Beginn die Tragik all dieser Unfälle: In den vergangenen 42 Jahren ereigneten sich 583 tödliche Unfälle mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen durch Umstürze. Dank dem Obligatorium von 1988 zur Nachrüstung von Fahrerschutzvorrichtungen (Fahrerkabine oder Schutzbügel) konnte die Zahl der tödlichen Unfälle gesenkt werden. Jedoch haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder Traktorstürze ereignet, bei welchen der Fahrer das Leben auf tragische Weise verlor. Dies hätten laut Junod verhindert werden können. 

Fahrerschutz und Gurt

Bei verschiedenen Posten konnten die Teilnehmer an der Tagung die gesetzlichen Grundlagen, die technischen Aspekte oder auch die Hemmungen des Gurtentragens diskutieren und hautnah miterleben. Thomas Bachmann relativierte bei seinem Posten die Aussage von Junod: «Mit grosser Wahrscheinlichkeit hätten die tödlichen Unfälle durch das Tragen eines Sicherheitsgurtes verhindert werden können.»

Eine 100%-Garantie gibt es also nicht. Aber der Sicherheitsgurt sorgt dafür, dass beim Umsturz oder Überrollen des Traktors der Fahrer in der schützenden Kabine verbleibt. Meistens wird der Sicherheitsgurt im Zusammenhang mit Stürzen oder Überrollen von Traktoren thematisiert. Jedoch schützt der Gurt auch bei Auffahrunfällen und seitlichen Zusammenstössen vor schlimmen Verletzungen, da der Fahrer nicht in der Kabine rumgeschleudert wird.

Gesetzliche Grundlagen 

Schlussendlich ist es das gleiche Prinzip wie beim Auto. Jedoch ist dort das Tragen zur Routine geworden. In einer geheimen Abstimmung zeigte sich, dass das systematische Gurtentragen auf dem Traktor von den Tagungsteilnehmer noch nicht umgesetzt wird. Es hat sich noch kein Automatismus eingestellt. Dieser muss über längere Zeit antrainiert und vorgelebt werden, bis es zur Selbstverständlichkeit wie beim Auto wird.

Ob man beim Traktorfahren Gurten tragen muss, hängt vom aktuellen Einsatzgebiet ab: Ist man auf der Strasse unterwegs, gilt das Strassenverkehrsgesetz. In der VRV (Verkehrsregelverordnung) Art. 3a, Abs. 1 steht: «Bei Fahrzeugen, die mit Sicherheitsgurten ausgerüstet sind, müssen Führer und mitfahrende Personen die vorhandenen Sicherheitsgurten während der Fahrt tragen.» 

Davon sind ausgenommen:

  • Fahrten auf Feld- und Waldwegen und im Werkareal, wenn nicht schneller als 25 km/h gefahren wird
  • Beim Manövrieren im Schritttempo
  • Bei Arbeitsmotorwagen und Traktoren wenn nicht schneller als 25 km/h gefahren wird 

Fahrzeuge bestimmungsgemäss verwenden 

In der VTS Art. 106, Abs. 5 ist zudem seit dem 1. Februar 2019 in Kraft, dass Traktoren die mit einer Schutzeinrichtung gegen das Überrollen (Kabine oder Sturzbügel) ausgestattet sind, ebenfalls mit einem Sicherheitsgurt ausgerüstet werden müssen. Wenn man sich mit dem Traktor aber auf dem Feld befindet, kommt das Unfallverhütungsgesetz (UVG) und die Verordnung über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten (VUV) zum Zug. Diese dort enthaltenen Vorgaben gelten für Betriebe, welche dauernd oder vorübergehend Arbeitnehmer beschäftigen.

Betrachtet man das Obligatorium für Sicherheitsgurten, sind alle Punkte der Arbeitssicherheit für Arbeitnehmer laut Gesetz erfüllt. Weiter ist in der VUV geregelt, dass man die Fahrzeuge bestimmungsgemäss verwenden muss, d. h. gemäss der Betriebsanleitung einsetzen und verwenden. In jeder Anleitung steht geschrieben, dass die Sicherheitsgurten getragen werden müssen.

Fazit: Ob auf der Strasse oder im Feld: gesetzlich ist klar festgehalten, dass die vorhandenen Sicherheitsgurten getragen werden müssen. Gesetzlich zwar nicht vorgeschrieben, aber mindestens so wichtig: Auf Betrieben ohne familienfremde Arbeitskräfte sollen die Sicherheitsgurten getragen werden.

 *Der Autor ist Lehrer und Berater für Landtechnik am Inforama Zollikofen.

 

agriLIFT

Seit 2017 ist die EKAS-Richtlinie 6518 in Kraft, in welcher die Anforderungen an das Führen von Flurförderfahrzeugen (Bspw. Stapler oder Teleskoplader) geregelt sind. Diese Richtlinie betrifft alle Betriebe, welche Lehrlinge oder Angestellte beschäftigen. Aufgrund dieser neuen Richtlinie erstellte die BUL einen 2, resp. 4-tägigen Kurs, welcher von der Suva auditiert ist und bei dem die Teilnehmer im Anschluss einen Staplerausweis erlangen können. Ob 2 oder 4 Tage, ist abhängig von der vorhandenen Erfahrung der Kursteilnehmer im Umgang mit grossen Maschinen. Dieser Kurs wurde bereits testweise durchgeführt und wird bald öffentlich angeboten. Ein weiteres Ziel ist es, den agriLIFT Kurs in die Ausbildung zum Landwirt EFZ zu integrieren. Jedoch ist hier die Auditierung durch die Suva und die Integration der verschiedenen Kurstage in die Lehrjahre eine Herausforderung. Die BUL ist mit den betroffenen Organisationen im Gespräch. Möglichst bald soll die Ausbildung zum Führen von Staplern und Teleskopladern in die landwirtschaftliche Grundbildung integriert werden. sgf

 



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