Viele Pflanzen leben in Symbiose mit Pilzen, die ihnen bei der Nährstoffaufnahme helfen. Diese Pilze können aber erst seit kurzem in kommerziellem Massstab hergestellt werden. Lausanner und kolumbianische Forscher zeigen nun, dass mit ihrer Hilfe der Ertrag von Maniok deutlich erhöht und Dünger eingespart werden kann.
Das Team um Ian Sandler von der Universität Lausanne hat den Pilz Rhizophagus irregularis in Kolumbien auf verschiedenen Böden und bei diversen Maniok-Sorten getestet. Sie fanden, dass die Symbiose den Ertrag um ein Fünftel steigerte, während zugleich nur die Hälfte des Phosphordüngers benötigt wurde, berichten die Forscher im Onlinejournal «PLOS ONE».
Die Resultate seien bemerkenswert, betonen sie, weil dieser Zuwachs unabhängig vom Bodentyp, Ökosystem und der Maniok-Sorte war. Dies deute darauf hin, dass die Methode der Pilz-Düngung in sämtlichen Tropenregionen breit angewendet werden könnte. Ihr Einsatz in grossem Stil sei schon innert kurzer Frist absehbar.
Phosphorproblem lösen
«Unsere Methode ist vollkommen natürlich», erklärte Sanders am Dienstag in einer Mitteilung der Uni Lausanne. «Sie bietet eine Lösung für den massiven Verbrauch von Phosphat, ist günstig und umweltfreundlich.» Experten schätzen, dass die Phosphorvorräte der Erde - ein derzeit unersetzbares Düngemittel - in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht sein werden.
Die nächsten Schritte seien, Pilz-Stämme zu produzieren, die das Wachstum von Maniok noch mehr fördern, sowie diese Methode an afrikanische Bedingungen anzupassen, wo zahlreiche Kleinbauern vom Maniok-Anbau leben.
Profitable Symbiose
Die mikroskopisch kleinen sogenannten Mykorrhiza-Pilze leben im Wurzelgewebe von gut 80 Prozent aller Pflanzenarten, vor allem in Tropenwäldern und auf Grasland. Sie vergrössern das Wurzelgeflecht der Pflanzen und helfen bei der Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Im Gegenzug erhalten sie von der Pflanze Zuckerverbindungen aus der Photosynthese.
Diese Pilze können nur auf lebenden Pflanzen kultiviert werden, weshalb es bislang aufwendig und teuer war, sie kommerziell zu vermehren. Erst vor kurzem konnte dies mit einem biotechnologischem Massenproduktionssystem gelöst werden, bei dem die Pilze auf sterilen Rüebli gedeihen.
Maniok wird in 100 Ländern angebaut
Maniok, auch Cassava genannt, wird in über 100 Ländern angebaut und rund eine Milliarde Menschen isst ihn täglich. Den Ertrag dieser wichtigen Nutzpflanze anzuheben und die Produktionskosten zu senken, würde einen grossen Beitrag zur Sicherung der Welternährung leisten, schreiben die Autoren der Studie.
Die Studie führte das Lausanner Team in Zusammenarbeit mit Kollegen um Alia Rodriguez von der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá durch. Sie wurde vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert.


