Bald sind die eidgenössischen Wahlen. Beat Lörtscher, Landwirt in Winklen bei Frutigen BE, hat als Präsident der Tafelenweggenossenschaft zum Medientermin geladen. Er wollte aufzeigen, warum es für die Landwirtschaft im Allgemeinen und für das Berner Oberland im Speziellen sehr wichtig ist, Zugang zu gut vernetzten bäuerliche Parlamentariern zu haben. Er sagte: «Grossrat Ernst Wandfluh und Nationalrat Andreas Aebi haben uns beim Projekt der Alperschliessungsstrasse entscheidend geholfen, indem sie uns zu Gesprächen mit den Behörden begleitet haben.»
Vorbereiten auf Widerstand durch Umweltverbände
Wandfluh sagte, er habe nicht nur den Anliegen der Grundeigentümer am Niesen Nachdruck verschafft, sondern auch den Bauern erklären können, warum es sich lohnen kann, Zeit in ein von der Umweltseite gut durchleuchtetes Projekt zu investieren. Denn nach der öffentlichen Auflage, die im ersten Quartal 2024 geplant ist, können Umweltverbände eine Beschwerde machen. Damit ein Projekt dem Gegenwind trotzen könne, müsse vieles bereits abgeklärt sein.
Walter Studer, Anstösser bzw. Grundeigentümer im Sömmerungsgebiet am Niesen, mit Grossrat Ernst Wandfluh und Nationalrat Andreas Aebi (v.l.)
Daniel Salzmann
400 Normalstösse würden profitieren
Sara Oppliger war in der Kindheit «Statterin» auf der Alp beim Onkel von Beat Lörtscher. Als Sachbearbeiterin für die Tafe-lenweggenossenschaft erläuterte sie beim Ortstermin die Dimensionen des Strassenprojekts: 95 Grundstücke, 50 Eigentümer, 400 Normalstösse, 13 Sömmerungsbetriebe, 5,5 km Strasse (davon 4,0 km Schwarzbelag und 1,5 km Naturbelag), Planungskosten von 150 000 Franken, eine Investitionssumme von 4,8 Millionen Franken, wovon Bund und Kanton rund zwei Drittel übernehmen würden. Sie sagte, dass 2025 oder 2026 der Baustart erfolgen könnte. Lörtscher und ihr kommen die Namen der Ämter routiniert über die Lippen.
Aebi liess Kantonsvertreter ins Bundeshaus kommen
Die Dimension der Bürokratie wird in der Zahl der Dossiers ersichtlich, die sie bei den Behörden einreichen mussten: zwölf. Nationalrat Aebi, der in dieser Sache Behördenvertreter ins Bundeshaus hat kommen lassen, ergänzte, sogar das Fischereiinspektorat habe sich mit dem Projekt befasst. Lörtscher sagte: «Wir dürfen sagen, dass die Personen auf dem Regierungsstatthalteramt sowie beim Kanton und beim Bund ein gutes Verständnis für unser Anliegen haben.» Aktuell ist die Tafelenweggenossenschaft Projektträgerin, später gibts eine neue Weggenossenschaft.
Die Landwirte David Wäfler (links) und Beat Lörtscher mit Sara Oppliger, die bei der Tafelenweggenossenschaft das Projekt Alpstrasse administrativ betreut.
Daniel Salzmann
Gefährliche Fahrt mit Töff
Heute müssen die Bewirtschafter zu Fuss oder mit dem speziell umgebauten Motorrad auf die Alp fahren. Erschlossen sind die Alpen derzeit nur mit einem schmalen Pfad, der gleichzeitig ein Wanderweg ist. Säuglinge werden in der «Hutte» am Rücken hochgetragen, Käse im Rucksack auf dem Töff ins Tal gefahren. Die Landwirte David Wäfler, Achseten, und Walter Studer gehören zu denen, die mit dem Motorrad hochfahren. Aus ihren Schilderungen geht hervor, dass dies nur geübten Fahrern möglich ist und dass bereits einige Stürze passiert sind. Grossrat Wandfluh hielt das Schlusswort: «Nur, wenn die Alpen mit einer Strasse erschlossen sind, ist die Bewirtschaft durch die Älplerfamilien langfristig sichergestellt.»
David Wäfler und Sara Oppliger halten eine Käse- und Fleischplatte mit Produkten, die vorwiegend von Beat Lörtscher stammen.
Daniel Salzmann