Der Unterhalter Marc Trauffer weiss, wie hart die Arbeit in der Landwirtschaft ist. Darüber singen wolle er aber nicht. «Ich will den Leuten Freude machen und ihnen eine Pause von ihrem Alltag geben», sagt er. Mit Video und einer tollen Verlosung
Alpentainer, Brienzer Buurli, Geissenpeter. Als diese Figuren inszeniert sich der Musiker Marc Trauffer aus Hofstetten bei Brienz BE. Er macht moderne Pop-Musik, die zuweilen Richtung Schlager geht, arrangiert sie mit Schwyzerörgeli und Jodel-Elementen. Die in Mundart gesungenen Texte drehen sich häufig um heimatliche Gefühle, um Schweizer Traditionen und lokale Landschaften.
«Schnupf, Schnaps + Edelwyss»
Damit ist er sehr erfolgreich. Sein aktuelles Album «Schnupf, Schnaps + Edelwyss» hält sich seit 46 Wochen in den Albumcharts, die Vorgänger-CD «Heiterefahne» bereits seit 145 Wochen, für beide hat er Doppelplatin erhalten. Seine Frühlingstour war komplett ausverkauft, und gerade hat er eine Show im vollen Hallenstadion gespielt. Das gelingt nur sehr wenigen Schweizer Künstlern.
Trotzdem oder gerade deshalb wird Trauffer oft angefeindet. Seine Musik sei banal, nur etwas für dumme Leute, sie würde das Leben auf dem Land idealisieren und unrealistisch beschönigt darstellen. Zudem heisst es oft, er sei politisch am rechten Rand zu verordnen. Ausserdem mache er die Musik nur aus Berechnung, und seine Heimatverbundenheit sei aufgesetzt.
Raum voller Kühe
Auf der Fahrt nach Hofstetten, wo Marc Trauffer das Familienunternehmen für Holzspielwaren führt, bleibt viel Zeit zum Nachdenken. Während man dem Brienzersee entlangfährt und den Blick auf die verschneiten Berge richtet, lässt sich überlegen, was an diesen Einschätzungen dran sein mag.
In Trauffers Firma angekommen, tritt man in einen Raum mit Regalen voller geschnitzter und bemalter Kühe, die man aus vielen Schweizer Kinderzimmern kennt. Trauffer kommt die Treppe herunter. Er stellt sich als «Marc» vor. Seine Mitarbeiterin bietet ihm einen Kaffee an. «Gern. Ich bin aber schon gross und kann ihn selber rauslassen», sagt er.
Einfache Musik
Im Sitzungszimmer, das ebenfalls mit Holzkühen gesäumt ist, setzt er sich mit den Beurteilungen auseinander. «Ja. Ich mache einfache Musik. Ich verstehe aber nicht, warum Kulturjournalisten und gewisse Branchenkollegen sie immer so darstellen, als wäre sie nichts wert. Es sei ‹dumme Musik für dumme Menschen, denen die Welt zu kompliziert ist›, heisst es manchmal», zitiert Trauffer.
Das ärgert ihn. «Es ist nicht richtig gegenüber den Leuten, die meine Lieder gern hören. Und gegenüber mir auch nicht.» Er habe Respekt davor, wenn jemand sage, ihm gefalle die Musik nicht. «Das ist völlig in Ordnung. Aber es ist doch nicht nötig zu sagen, sie sei schlecht.» Trauffer umschliesst seine Espressotasse fest.
«Ich weiss, was Bauer leistet»
Versöhnlicher wird er, wenn er von seiner Kindheit erzählt. Von seinem Grossvater, der einen Bauernbetrieb führte und seinem Onkel, der ihn übernommen hat. «Ich habe mein erstes Geld dort verdient. Zweimal in der Woche ging ich auf dem Hof arbeiten. Wir haben gehagt und gemäht. Im Sommer gingen wir zAlp. Ich weiss, was ein Bauer leistet.» Trotzdem sehe er es nicht als seine Aufgabe, die harten Seiten der Landwirtschaft zu thematisieren.
«Wo würde das hinführen? Dann müsste ich in meinen Liedern auch das ganze Direktzahlungssystem, die Fragen rund um Import und Export oder den finanziellen Druck thematisieren.» Das seien wichtige Themen, aber er sei Unterhalter. «Ich will den Menschen an meinen Konzerten einen Moment der Freude bescheren, indem sie ihre Alltagssorgen vergessen können.» Er sei ein positiver Mensch mit positiven Gedanken und siedle seine Musik bewusst auf der Sonnenseite an. Während er redet, hält er beständig den Augenkontakt aufrecht und spricht seine Worte mit Nachdruck aus.
Parteiloser Gemeinderat
Trotz des sonnigen Gemüts wirkt er nicht unreflektiert. Wenn ihn jemand in die rechte Ecke drängen will, ärgert ihn das sehr. «Weil es einfach nicht stimmt!» Er sei elf Jahre lang parteiloser Gemeinderat gewesen und habe sich sehr für soziale Angelegenheiten eingesetzt.
«Ich habe immer Sachpolitik betrieben und engagiere mich noch heute so. Ich hatte kein Problem, mich mit Pascale Bruderer für die – leider gescheiterte – Rentenreform einzusetzen. Zudem habe ich hier im Betrieb immer wieder Leute angestellt, die sonst nirgends einen Job finden. Dafür bin ich sogar ausgezeichnet worden mit dem Sozialstern der Stadt Thun.»
Wegbrechende Mitte
Wenn man ihn politisch verordnen wolle, dann eher in der Mitte. «Ich bin in einem FDP-Haushalt aufgewachsen. Mein ‹Père› war immer Unternehmer. Und ich habe das Unternehmertum auch in mir.»Ausserdem findet er es schade, dass es heutzutage nur noch die extreme rechte und die extreme linke Position zu geben scheint. «Die neutral denkende Mitte bricht immer mehr weg. Das finde ich sehr schade und schlimm.»!
Er sei also wirklich nicht rechts und er verstehe nicht, warum ihm das immer unterstellt werde. «Nur weil ich jodle und handörgele, kann man mich nicht einfach schubladisieren.» Nicht nur schubladisieren würden ihn einige Leute. Oft heisst es auch, er sei nicht echt und er zelebriere seine Verbundenheit mit der Schweiz nur fürs Marketing. «Wer das sagt, soll sich hier einmal umsehen», sagt er und deutet zu den Holzkühen und aus dem Fenster Richtung Alpenpanorama. «Ich bin hier verwurzelt und mit all dem verbunden. Das bin ich.» Zudem mache er die Musik ja nicht, weil er müsse. «Ich mache das, weil es mir wirklich gefällt, würde ich es nicht aus Spass machen, nähmen mir die Leute das Ganze gar nicht ab.»
Zweijährige Pause
Momentan habe er aber sehr viel zu tun. Die Auftritte, die Interviewtermine und daneben die Führung der Firma werde etwas zu viel. Deshalb kündigt er jetzt eine zweijährige Pause an, in der er sich aus der Musikindustrie zurückzieht. «Wenn ich so viel Stress habe, leidet die Freude an der Musik. Und das will ich nicht zulassen», so der Unterhalter.
Begibt man sich nach dem Gespräch mit Marc Trauffer wieder Richtung Tal, so scheinen alle zuvor gehegten Vorurteile entkräftet. Man mag über seine Musik denken, was man will. Aber der Unterhalter wirkt sympathisch, authentisch und denkt differenziert. Und ganz bestimmt ist er ein richtig guter Geschäftsmann.
Verlosung
Wir verlosen drei Mal eine signierte Trauffer-CD. Zudem gibts das neue Buch über den Unterhalter «Marc Trauffer. Dä mit de Chüeh» zu gewinnen. Senden Sie bis am 31. Dezember 2018 ein Mail entweder mit dem Betreff «Trauffer-CD» oder «Trauffer-Buch» an [email protected]. Bitte geben Sie Ihre Postadresse an.