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Das Coronavirus und die Lust auf Eier

Renate Hodel, lid |

 

Die Coronaviruspandemie und die damit verbundenen Massnahmen haben unser Konsumverhalten nachweislich verändert. Wegen Lockdown, Homeoffice-Pflicht und geschlossenen Gastrobetrieben etc. blieben viel mehr Menschen zuhause – und zuhause isst man offenbar anders. Das hat auch das Ei gemerkt.

 

Der aktuelle Sonderbericht des Fachbereiches Marktanalysen vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zu ausgewählten Schweizer Agrar- und Lebensmittelmärkten zeigt, dass für Lebensmittel und Getränke im Schweizer Detailhandel letztes Jahr rund 30 Milliarden Franken hingeblättert wurden, was einem Umsatzplus von 11,3 Prozent entspricht – Rekord!

 

Eier im Höhenflug

 

Rekordverdächtig ist auch der Eierkauf der Schweizer Bevölkerung – 2020 haben Schweizerinnen und Schweizer im Detailhandel 927 Millionen Eier gekauft und dafür gut 460 Millionen Franken bezahlt – die direktvermarkteten Eier noch nicht eingerechnet. Der Schweizer Eiermarkt ist laut BLW-Sonderbericht im vergangenen Jahr gewachsen und der Schweizer Detailhandel verzeichnet gegenüber dem Vorjahr bei Konsumeiern einen Absatzzuwachs von über 15 Prozent.

 

Unter anderem konnte auch die Migros feststellen, dass hauptsächlich während den Lockdowns der Eierverkauf gestiegen ist. Der Absatz lag bei der Migros je nach epidemischer Lage rund 10 bis 15 Prozent über dem Vorjahr, wie Migros-Mediensprecher Patrick Stöpper auf Anfrage schreibt.

 

Leere Regale auch bei Bio Suisse

 

Und auch der Dachverband der biologischen Landwirtschaftsbetriebe Bio Suisse hat leere Regale registriert: «Insbesondere kurz vor Ostern letztes Jahr», sagt David Herrmann von Bio Suisse. Allerdings steige der Eierkonsum generell, hält David Herrmann fest. Unabhängig von der Krise sei beispielsweise der Absatz von Bio-Eiern in den letzten Jahren stetig gestiegen, die Coronaviruspandemie habe diesen Effekt nun zusätzlich noch unterstützt.

 

Ein Blick auf eine weitere Statistik des BWL-Fachbereichs Marktanalysen zeigt auch: Schweizerinnen und Schweizer assen 2019 mit gut 184 Eiern pro Kopf rund 10 Eier mehr als noch 2012. Allerdings war der Eierkonsum pro Kopf vor dreissig Jahren mit 202 Eiern noch deutlich höher als heute.

 

Regionaler Trend versus Import

 

Eine Studie der Hochschule Luzern zeigt, wie sich unter anderem das Konsumverhalten der Schweizer Bevölkerung durch die Coronaviruskrise verändert hat: Schweizerinnen und Schweizer kaufen verstärkt regionale und Schweizer Produkte. Obwohl sich der Trend bei Lebensmitteln aber verstärkt zu regionalen Produkten entwickelt, führte die stark erhöhte Nachfrage an Konsumeiern letztes Jahr dazu, dass 20 Prozent mehr Eier importiert werden mussten.

 

Laut Edith Nüssli von GalloSuisse, der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten, entspricht das rund 303 Millionen Importeiern. Im Gegenzug wurden weniger Verarbeitungseier importiert. Und so lange die Coronavirus-Einschränkungen anhalten, scheint sich diese Entwicklung fortzusetzen: «Das lässt zumindest die momentane Auslastung des Konsumeierimportkontingents vermuten», sagt Edith Nüssli.

 

Erwiesenermassen hat es letztes Jahr aufgrund der Massnahmen gegen das Coronavirus viel weniger Einkaufstourismus in das benachbarte Ausland gegeben – zeitweilen ist er sogar ganz weggefallen. Auch dies sei mit ein Grund dafür, dass mehr Konsumeier importiert worden seien, erläutert Edith Nüssli weiter. Und genau dort, wo man sonst Einkaufstourismus beobachten könne, seien die importierten Konsumeier vermehrt über den Ladentisch gegangen – beispielsweise in den Grenzregionen der Ost- und Westschweiz.

 

Auch bei hoher Nachfrage: Legehennen legen ein Ei pro Tag - Nachtschichten gibt es nicht.
Susanne Meier

 

Woher kommt die Lust auf Eier?

 

Schweizerinnen und Schweizer haben also seit Beginn der aktuellen Krisenzeit viel mehr Konsumeier gekauft als sonst. Dass die Coronaviruspandemie aber irgendwie die Lust auf Eier gesteigert hat, muss relativiert werden: «Es muss mehr von einer Verlagerung gesprochen werden», erklärt Edith Nüssli. Währenddessen nämlich der Absatz bei Konsumeiern im Detailhandel deutlich gestiegen ist, hat die Nachfrage nach Eiprodukten und Verarbeitungseiern deutlich abgenommen.

 

Der Grund ist bei den behördlichen Coronavirus-Massnahmen zu suchen – geschlossene Restaurants und Kantinen beispielsweise brauchten keine flüssigen Volleier, Eigelbe und Eiweisse. Der Konsum hat sich vermehrt in den eigenen vier Wänden abgespielt und nicht mehr im Restaurant: «Und Omeletten und Aufläufe kommen im Restaurant halt weniger auf den Tisch», meint Edith Nüssli.

 

Eventuell hatte man auch mehr Zeit, um regelmässig ein ausgiebiges Morgenessen zu geniessen, vermutet David Herrmann. «Und der höhere Absatz nicht nur von Eiern, sondern auch von Butter und Mehl, betätigt die Vermutung, dass viel mehr gebacken wurde», sagt David Herrmann weiter. Und um Ostern herum wurde wohl das selber Ostereier färben vermehrt zelebriert.

 

Gestiegene Nachfrage decken

 

Die Schweizer Legehennen produzierten 2020 das zweite Jahr infolge über eine Milliarde Eier. Die 1,064 Milliarden produzierten Eier letztes Jahr bedeuteten denn auch einen Anstieg der Inlandproduktion von über 6 Prozent – allerdings unabhängig von der Pandemie.

 

Auf eine wie letztes Jahr fast explosiv steigende Nachfrage so kurzfristig zu reagieren, wäre auch gar nicht möglich, bestätigen Edith Nüssli und David Herrmann unisono. «Die Eierproduktion ist an den biologischen Zyklus des Huhns gebunden», sagt Edith Nüssli, «die Produktion ist limitiert durch die Anzahl Hennen in der Schweiz und die Anzahl Eier, die sie legen.»

 

Dazu komme, dass die Anzahl Ställe beschränkt sei und strenge Anforderung bezüglich Platzes herrschten, erklärt David Herrmann: «Die Mengen werden von den Abnehmern ausserdem minutiös geplant, entsprechend planen auch die Eierproduzenten.» Die Planung verläuft saisonal, sodass beispielsweise zur Weihnachtszeit und zu Ostern genügend Eier vorhanden sind. Eine kurzfristige Steigerung der Eierproduktion ist deshalb nicht möglich.

 

Eierproduktion ist empfindlich

 

Etwas Spielraum haben die Eierproduzenten respektive Abnehmer aber schon – allerdings nur bedingt: Konsumeier haben eine Verkaufsfrist von maximal 21 Tagen nach dem Legedatum. Man kann Eier allerdings auch einlagern, anstatt sie dem Detailhandel zu liefern, und später zu Eiprodukten verarbeiten oder kochen und färben und sie dann als gekochte Eier verkaufen.

 

Eingelagerte Eier können bei hoher Nachfrage aber nur dann wieder dem Detailhandel zugeführt werden, wenn die Frist von 21 Tagen noch nicht verstrichen ist. Die Eierproduktion sei empfindlich und deshalb müsse man eben mit Engpässen leben, sagt David Herrmann abschliessend.

Kommentare (3)

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  • Gesunder Menschenverstand | 19.03.2021
    Genau, dem alten Bauer in die Stube kippen.
  • Gesunder Menschenverstand | 19.03.2021
    Bei Annahme der TWI gibt es keine Eier aus kleibäuerlichen Betrieben mehr.
    Nur noch Eier vom Ausland oder aus grossen schweizer Betrieben.
    Darum nein zur TWI !
    • alter Bauer | 19.03.2021
      Wer Eier von klein bäuerlichen Betrieben kauft (=Betriebe, die für den anfallenden Mist zu weniger Fläche haben), sollte auch mithelfen, den mit dem zugekauften Kraftfutter produzierten Hühnermist zu übernehmen.

      Darum muss mit jeder Packungen Eier auch eine Packung Hühnermist geliefert werden.

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