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Das grosse Geschäft der Milchpulver-Dealer

Chinesische Eltern vertrauen der einheimischen Milchpulverbranche seit den Skandalen um verunreinigte Milch nicht mehr. Deshalb decken sie sich vermehrt mit europäischer Ware. Und die zum Nachteil von holländischen Eltern.

Reto Blunier |

 

 

Chinesische Eltern vertrauen der einheimischen Milchpulverbranche seit den Skandalen um verunreinigte Milch nicht mehr. Deshalb decken sie sich vermehrt mit europäischer Ware. Und die zum Nachteil von holländischen Eltern.

Verrückte neue Welt. Die Skandal auf um mit Melamin verseuchten Milch zieht bis nach Europa seine Kreise. Um die illegale Streckung von Milchpulver und anderen Milchprodukten durch unbekannte Stoffe, aber auch Wasser, zu verdecken, wurde Milchpulver von chinesischen Molkereien und Babynahrungsherstellern Melamin (2008) zugesetzt. Und auch jüngste Skandale haben das Vertrauen der Chinesen in einheimische Produkte erschüttert.

In China teurer als in Herkunftsländern

Melamin ist giftig für die Nieren und war schuldig für den Tod von sieben chinesischen Babys und der Erkrankung von rund 300'000 Säuglingen. Seither wollen viele Eltern, und vor allem solche, welche die finanziellen Voraussetzungen dafür mitbringen, nur noch ausländisches Milchpulver für ihre Kinder verwenden.

Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua führte die kräftige Importnachfrage im eigenen Land auf einen Babyboom im laufenden „Jahr des Drachens“ zurück. Ausserdem habe Hongkong zuletzt die Ausfuhr von Ware auf das chinesische Festland kontingentiert. Dies habe zu einem deutlichen Preisanstieg für Babymilchpulver geführt. Die Preise in China liegen mittlerweile deutlich über denen in den Herkunftsländern.

Zwei grosse Hersteller

Und einer dieser Märkte, wo Milchpulver für den chinesischen Bedarf abgezwackt wird, ist die Niederlande. Wie die „Schaffhauser Nachrichten“ in ihrer Montagsausgabe schreibt, sei dies auf die zwei grossen europäischen Milchpulverhersteller Nutricia und Friso, welche in den Niederlanden Babynahrung produzieren, zurückzuführen. Die Unternehmen wollen nun beraten, wie sie diese massiven Ausfuhren stoppen können. Sie entschuldigen sich für die Verknappung des Angebots.

Die „Babymelk-Runner“, so werden die Babymilchpulver-Dealer in Holland genannt, haben somit weiter leichtes Spiel. Die „Schaffhauser Nachrichten“ zeichnen den Handelsverlauf des weissen Pulvers nach. So kaufen die Babymelkrunner teilweise für über 1000 Euro Milchpulver in Supermärkten ein. Dieses verkaufen sie mit Gewinn an chinesische Mittelsmänner (nl: Melkpoederbande; dt: Milchpulverbanden), welche die Ware weiter nach China verschieben.

Kein Exportverbot

Für die Einheimischen hat dies teilweise dramatische Folgen. Im ganzen Land sind die Bestände an Milchpulver knapp, teilweise ausverkauft. Hersteller Nutricia hat die Produktion um 50 Prozent ausgedehnt – diese Steigerung verpuffte bereits am Markt, die Nachfrage übersteigt das Angebot. So müssen die Eltern mehrere Supermärkte abklappern, um Milchpulver zu erhalten. Und die Supermarktketten beginnen damit, die Ware zu rationieren oder sie gar nicht mehr in die Regale zu stellen. Verkauft wird es nur noch an Stammkunden.

Ein Exportverbot ist für die niederländische Regierung vorderhand kein Thema, die Babymelkrunner können somit ihrem Geschäft unvermindert nachgehen.

Auch Grossbritannien betroffen

Grosse Supermarktketten wie Tesco haben den Verkauf von Babymilchpulver in Grossbritannien auf höchstens zwei Pakete pro Kunde beschränkt. Damit soll den Hortungskäufen entgegengewirkt werden. Ob es gegen die gut organisierten "Milchpulverhändler" genügt, werden erst die kommenden Monate weisen.

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