Die Artischocke ist eine edle Distel, deren Genuss man sich verdienen muss. Doch die Mühe lohnt sich.
Zur Entstehung der Artischocke erzählt die Mythologie, dass Cynaria, eine blonde Schönheit, Jupiter einst den Kopf verdrehte. Da sie aber nur wenig Interesse an ihm bekundete, wurde der eitle Göttervater zornig und verwandelte sie kurzerhand in eine stachelige Pflanze – die Artischocke.
Schon in der Antike eine Delikatesse
Tatsächlich erinnert die veredelte Distelblüte an eine "Grande Dame", deren Herz man sich erobern muss. Die allmähliche Zerlegung der Blüte, bis man zum sogenannten Artischockenherz gelangt, ist eher etwas für den Geniesser als für den Heisshungrigen. So waren Artischockenherzen schon in der Antike eine rare und teure Delikatesse. Und noch heute verfeinern die meist eingelegten Artischockenherzen als Pizzabelag oder Aperitif ein elegantes Menu.
Die Möglichkeiten der Verwendung des Blütengemüses gehen aber über dies weit hinaus. Während bei grossen Artischocken nur die unteren, fleischigen Teile der Schuppenblätter und Blütenböden essbar sind, können die kleineren Sorten im Ganzen verzehrt werden. Nachdem sie gegart, gebraten oder frittiert wurden, werden die Blätter abgezupft und der fleischige Teil mit den Zähnen abgezogen. Aus Artischocken wird ausserdem der paduanische Digestif Cynar hergestellt.
Von überall her - auch aus der Schweiz
Wie die Distelpflanze auch genossen wird, ihr Geschmack bleibt stets feinherb bis zartbitter. Die Bitterkeit verdankt sie dem Bitterstoff Cynarin, der den Stoffwechsel in Leber und Galle anregt. Dadurch wirkt sie blutreinigend, entwässernd und cholesterinsenkend.
Tipp
Wer sicher sein will, dass aufgegessen wird, kann als Aperitif appetitanregende Artischocken-Häppchen auftischen.
Wann die Artischocke Saison hat, ist schwer zu sagen, da sie eigentlich ganzjährig erhältlich sind. Das liegt an den unterschiedlichen Erntezeiten in den Haupterzeugerländern im Mittelmeerraum, wo sie ursprünglich herkommen oder auch in Ägypten, Argentinien oder den USA.
Auch wenn nur sechs der 2013 insgesamt 1‘800 Tonnen schweizweit gekauften Artischocken aus inländischer Produktion stammen – es gibt sie, die Schweizer Artischocken. Denn entgegen der Erwartungen an eine mediterrane Pflanze, verträgt die Artischocke auch nass-kühle Witterung. In der Schweiz werden die Artischocken von Juli bis Oktober geerntet.


