Das ist bei der Occasion zu beachtenSoll es ein Neuer oder ein Gebrauchter sein? Diese Frage stellt sich unweigerlich bei einem Traktorkauf. Damit Sie mit dem neuen Alten lange Freude haben, empfiehlt es sich, den Zustand des Fahrzeugs gründlich zu prüfen.
Für einen gebrauchten Traktor spricht der günstigere Kaufpreis. Bei Ausrüstung und Ausstattung sind dafür gewisse Kompromisse einzugehen, und die Reparaturanfälligkeit steigt im Vergleich zu einem neuen Fahrzeug an. Beim Kauf ist in jedem Fall eine passende Motorisierung anzustreben.
Einen übermotorisierten Traktor zu kaufen, nur weil dieser kostengünstig als Gebrauchter verfügbar ist, wirkt sich später beim Dieselverbrauch negativ aus. Eine tiefe Motorauslastung führt dazu, dass der Motor nicht in einem optimalen Verbrauchsbereich arbeitet.
Motor überprüfen
Der Motor als Antriebsquelle des Traktors gehört zu den wichtigsten Bauteilen. Treten dort Schäden auf, wird es meist teuer. Eine optische Kontrolle umfasst nicht nur die Suche nach Ölaustrittstellen am Motor. Dazu gehört auch, den Kühler auf defekte oder beschädigte Lamellen zu prüfen und die Kontrolle des Luftfilters. Auffallende Geräusche und ein hoher Rauchausstoss, insbesondere in der Beschleunigungsphase oder unter hoher Last, sollten beim Probelauf des Motors möglichst nicht auftreten.
Beim Anlassen lässt sich gleichzeitig das Startverhalten des Motors prüfen. Falls die Werkstatt eine Leistungsmessung an der Zapfwelle anbietet, lassen Sie dies machen. Die Zapfwellenleistung sollte etwa 10 bis 15% (je nach Norm der Motorleistungsmessung) unter der angegebenen Motorleistung liegen.
Passendes Getriebe
Wird der Traktor nur für den Betrieb eines Mischwagens benötigt, reicht ein einfaches, synchronisiertes Schaltgetriebe aus. Werden hingegen Spezialarbeiten durchgeführt, die eine sehr feine Geschwindigkeitsabstufung verlangen, ist ein stufenlos- leistungsverzweigtes Getriebe sicherlich die richtige Wahl. Bei Schaltgetrieben sollte eine möglichst gleichmässige Gangabstufung im Hauptarbeitsbereich von 4 bis 12 km/h vorhanden sein.
Für Strassenfahrten empfiehlt sich, dass die Geschwindigkeit des kleinsten Ganges in der grössten Gruppe unterhalb von 10 km/h liegt. Dies erlaubt das Anfahren an Steigungen auch unter Last in derselben Übersetzungsgruppe. Bei häufigen Strassenfahrten ist ein Getriebe von Vorteil, das die Endgeschwindigkeit bei reduzierter Motordrehzahl erreicht. Das Getriebe sollte leicht zu schalten sein und der Ganghebel nur wenig Spiel in der Schaltkulisse aufweisen.
Treten bei der Probefahrt verdächtige Geräusche beim Gangwechsel auf, kann dies auf Schäden am Getriebe, vornehmlich bei den Synchronringen, hindeuten. Die Kupplung lässt sich am besten mittels Anfahren in einem mittleren Gang überprüfen. Greift die Kupplung, ist alles in Ordnung, schleift sie eine längere Zeit beim Einkuppeln, ist die Lebensdauer der Kupplung überschritten.
Reifenabrieb
Bei den Reifen entscheidet das Restprofil. Sind alle Reifen komplett abgefahren, muss der Käufer bei grossen Dimensionen schnell mit einigen Tausend Franken für eine Neubereifung rechnen. Entsprechend ist dies beim Kaufpreis zu berücksichtigen. Auch Fragen wie die Spurweite für den Einsatz in Reihenkulturen sollten geklärt werden. Verfügt das Fahrzeug über Verstellfelgen, ist eine Veränderung der Spurweite möglich.
Eine optische Kontrolle der Aussen- und Innenseite zeigt mögliche Verletzungen des Reifens auf. Weisen die Reifen eine ungleiche Abnutzung auf, ist eine Überprüfung der Spureinstellung zu empfehlen. Wurde die Vorderachse im bisherigen Einsatz stark belastet, beispielsweise durch einen Frontlader, bietet sich an, das Spiel in den Lagerungen zu kontrollieren. Gleiches gilt auch für die beweglichen Teile der Lenkung.
Ausreichende Hubkräfte
Die Hubkräfte im Dreipunkt sollten ausreichen, um alle Anbaugeräte zu heben. Ein Drei-Schar-Pflug mit einem Eigengewicht von 800 bis 1200 kg benötigt eine durchgehende Hubkraft von etwa 1800 bis 2400 daN. Überlegen Sie, ob Sie ein Fronthubwerk mit Zapfwelle für Frontanbaugeräte oder gar ein Frontlader benötigen. Meist können solche Zusatzausrüstungen auch nachträglich angebaut werden, doch ist dies mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Der erste Eindruck sagt meist viel über die Geschichte des Traktors aus. Ist die Karosserie verbeult, tropft an mehreren Stellen Öl herunter oder sind überall Roststellen zu finden, ist Vorsicht geboten. Ist der erste Eindruck hingegen gut, sollten die wichtigsten Komponenten des Traktors genauer durchgesehen werden.
Betriebsstunden
Bei einem gebrauchten Traktor stellt sich die Frage wie häufig ihn der neue Besitzer nutzt. Kommt es nur zu gelegentlichen Einsätzen, kann auch ein Traktor mit vielen Betriebsstunden infrage kommen. Soll der Traktor hingegen sehr viele Betriebsstunden laufen, empfiehlt es sich, nach einem Modell mit wenigen Betriebsstunden, beispielsweise einem Vorführmodell, Ausschau zu halten.
Bei einem gebrauchten Traktor mit vielen Betriebsstunden steigt die Wahrscheinlichkeit künftiger Reparaturen an. Nicht umsonst rechnet man über die Lebensdauer eines Traktors, die häufig mit rund 10'000 Betriebsstunden angegeben wird, mit Reparaturkosten im Bereich von 50 bis 70 % der Neukosten.
Ersatzteile und Service
Handelt es sich um ein verbreitetes Modell, dürften kaum Probleme mit der Ersatzteilversorgung auftreten. Bei Exoten, bei denen möglicherweise der Hersteller die Produktion eingestellt hat, empfiehlt es sich, die Verfügbarkeit von Ersatz- und Verschleissteilen abzuklären. Was nützt ein Schnäppchen, wenn der Reparaturservice nicht gewährleistet ist?
* Der Autor ist bei der Agroscope ART Tänikon für die Traktorentests zuständig.
Weitere Infos
Für eine vorgängige Information über den Traktor helfen ältere Prospekte oder gar Betriebsanleitungen weiter. Neben Firmenpublikationen zum Fahrzeug gibt es auch unabhängige Testberichte. Die Testberichte von Agroscope sind kostenlos im Internet (http://www.services.art.admin.ch/traktor/d/tt2012d.html) abrufbar. Die Datenbank beinhaltet Tests bis ins Jahr 1971 zurück. ml