Auch im Kanton Luzern gibt es immer weniger Feldhasen. Immerhin finden sich ein paar Gebiete, wo die Bestände noch einigermassen stabil sind. Und bestimmte Förderprojekte lassen hoffen.
Hasen soweit das Auge reicht: Jedenfalls jetzt zur Osterzeit und in den Gestellen der Bäckereien und der Grossverteiler. Anders in der Natur: Dem Feldhasen geht es zumeist nicht gut – und das schweizweit. Der Kanton Luzern bildet da keine Ausnahme.
«Der Feldhasenbestand im Kanton Luzern wird aktuell auf etwa 1600 Tiere geschätzt», erklärt Heidi Vogler, Wildhüterin beim Amt für Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern. Damit habe der Feldhasenbestand im Kanton Luzern seit dem Jahre 2006 um rund 1000 Tiere abgenommen.
Heidi Vogler sagt, es handle sich dabei um Schätzungen: «Bei Feldhasen-Zählungen können nie alle Tiere beobachtet werden.» Die entsprechenden Zahlen werden durch die Luzerner Jagdgesellschaften erhoben. In der Regel finden diese Zählungen im Frühjahr statt – gleichzeitig mit jenen der Rehe.
Trendwende ab den 50-er Jahren
Heute ist es oft schon fast ein spezielles Ereignis, wenn man in irgendeiner Ecke des Kantons mal einen Feldhasen zu Gesicht bekommt. Das war zu Zeiten unserer Grosseltern und Urgrosseltern noch ganz anders.
«Der Höhepunkt bei den Abschüssen war im Jahre 1950», sagt Heidi Vogler. „Danach gingen die Abschusszahlen kontinuierlich zurück. Ab den 1980er-Jahren stärker als zuvor.“
zvg
Tatsächlich sei es heute vielenorts so, dass man fast keine Feldhasen mehr beobachten könne. «Es gibt aber auch Gebiete im Kanton Luzern, wo es dem Feldhasen etwas besser geht und man durchaus auch mal einen beobachten kann. Das ist beispielsweise im Voralpengebiet oder in der Wauwiler-Ebene so der Fall.»
Die Gründe für die teils sehr tiefen Bestände erschliessen sich dem Laien nicht auf Anhieb. Immerhin zählt der Feldhase zu den ausgesprochen fruchtbaren Tieren. Zudem ist er äusserst schnell – dies mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 70 km/h - und auch sehr wendig. Und ein eigentlicher Versteckkünstler ist er obendrein auch. Das wären eigentliche gute Voraussetzungen, um überleben zu können.
Ackerbaugebiete wären gut geeignet
Weshalb also ist der Feldhase auch in vielen Teilen des Kanton Luzerns nur noch selten anzutreffen? An der Topografie kann es kaum liegen. Der Feldhase sei ursprünglich eine «Steppenart», erklärt Heidi Vogler. In Mitteleuropa habe er von den frühen Waldrodungen und der Ausbreitung des Ackerbaus im 19. Jahrhundert profitiert.
«Ackerbaulandschaften wären also grundsätzlich ein geeigneter Feldhasenlebensraum.» Für traditionelle Ackerlandschaften stelle der Feldhase wahrscheinlich eine «Zeigerart» dar. Damit ist eine Tierart gemeint, die aufzeigt, wie es um die Biodiversität in einem bestimmten Lebensraum steht. Kommt eine solche «Zeigerart» in einem derartigen Gebiet nur noch selten vor, dann steht es in der Regel auch ganz generell nicht gut um die dortige Biodiversität.
«Der Feldhase kam in den traditionellen Ackerbaugebieten einst häufig vor – heute aber nur noch selten. Diese Entwicklung ist auch bei anderen Ackerlandschafts-Arten wie beispielsweise der Feldlerche zu beobachten.»
Das Problem der intensiven Nutzung
Heidi Vogler nennt verschiedene Gründe, warum sich der Feldhase hierzulande so schwer tut. «Die intensive Nutzung unserer Kulturlandschaft und der Frassdruck von Beutegreifern - Fuchs, streunende Katzen, freilaufende Hunde - führen dazu, dass faktisch keine Junghasen mehr überleben.» Erschwerend komme hinzu, dass in den letzten Jahren immer wieder Fälle der Hasenpest aufgetreten seien.
«Es ist bedauerlich, dass eine einst sehr häufige Tierart vielleicht langsam aus unserer Landschaft verschwindet», sagt Wildhüterin Heidi Vogel. Die Mitarbeiterin der Abteilung «Natur, Jagd und Wald» fügt allerdings an: «Es könnte irgendwann aber auch wieder in eine andere Richtung gehen.» Zumindest gebe es aktuell Gebiete, wo die Bestände einigermassen stabil sind, zum Beispiel im Voralpenraum oder in der Wauwiler-Ebene.
Andere Tierarten lassen hoffen
Heidi Vogler weist darauf hin, dass sich viele Luzerner Landwirte am Förderprojekt «Getreide in weiter Reihe» beteiligen. Bei diesem Projekt werden einzelne Reihen in den Getreidefeldern absichtlich unbesät belassen. Dies mit dem Ziel, dass die Feldhasen dort besser in die Felder hineinkommen. Vor allem aber werden dort die Junghasen viel weniger von den Fressfeinden gefunden.
«Auch die zukünftig geforderten Biodiversitätsflächen auf Äckern – zum Beispiel Brachen – könnten dem Feldhasen helfen.» Zudem sei im Luzerner Talgebiet die Hasenjagd untersagt.
Laut Heidi Vogler zeigen Projekte wie das erwähnte «Getreide in weiter Reihe» oder die Anlage von Brauchen durchaus positive Resultate. Hoffnung machen der Luzerner Wildhüterin auch die Beispiele anderer Tierarten, welche von Fördermassnahmen profitieren. Auch vor diesem Hintergrund folgert Heidi Vogler: «Den Feldhasen als Inbegriff der Fruchtbarkeit sollte man deshalb nicht zu früh abschreiben.»
Flurnamen mit «Hase2 im Wort
Es gibt im Kanton Luzern diverse Flurnamen, die mit der Tierbezeichnung schweizerdeutsch Has ‹Hase› gebildet sind, z. B. Hasebode in Escholzmatt, Hasebödili und Haseloch in Flühli, Hasezingel in Vitznau oder Hasefart in Horw.
Diese Namen weisen auf das Vorkommen von Hasen hin. In einigen Fällen ist darin das Wort Hase im übertragenen Sinn zu verstehen. So könnte der Hasenzingel in Vitznau seinen Namen auch wegen der Kleinheit des Grundstücks erhalten haben. Daneben gibt es aber auch bloss scheinbare Hasen-Flurnamen.
Diese sind mit dem Familiennamen Haas gebildet, wie der abgegangene Name Hasenmüli in Udligenwswil, heute Mülihof genannt. Das Gut gehörte einst einer Familie Haas.
Auskunft: Forschungsstelle Luzerner Namenbuch
in meiner Gegend BE Gantrischgebiet hat es vor 10 Jahren wenig Hasen gehabt. Dann hat die Population zugenommen.
Man hat häufig Hasen gesehen. Bis vor etwa vier Jahren waren frisch verschneite Hänge innert kürzester Zeit von Hasenfährten überzogen. Bis dann der Luchs heimisch wurde und der erste Wolf auftauchte. Heute sieht man Hasen wieder selten.