Rund 2'000 unzufriedene Zuckerrübenpflanzer nahmen an der Grosskundgebung "Rettet den Schweizer Zucker" in Kirchberg BE teil. Sie wehrten sich gegen weitere Preissenkungen. Aufgrund von veränderten Rahmenbedingungen in der EU und einem ungenügenden Grenzschutz sind die Zuckerrübenpreise seit Monaten stark unter Druck.
Ende August erhielten die knapp 6'000 Schweizer Rübenpflanzer die Anbauverträge 2016 zugestellt. Darin wurden weitere Preissenkungen angekündigt, dies nachdem bereits die Richtpreis 2014 nicht ausbezahlt werden konnten und für die Ernte 2015 tiefere Preise in Kauf genommen werden müssen.
Aufgrund der geplanten Quotenaufhebung und Exportbeschränkung für Zucker in der EU, weltweit hohen Lagerbeständen und einem stark beschränkten Grenzschutz sind der Zucker- und damit der Rübenpreis in der Schweiz seit Monaten stark unter Druck.
Unmut ist gross
Mit der erneuten Preissenkung war das Mass voll, heisst es in einer Mitteilung. Unter der Leitung von Ueli Brauen, Lohnunternehmer und Geschäftsführer des Rübenrings Seeland organisierte ein zwölfköpfiges Komitee „Rettet den Schweizer Zucker“ am 9. September eine Grosskundgebung in Kirchberg BE.
Der Grossaufmarsch der Landwirte zeigte, dass der Unmut unter den Rübenpflanzern gross ist. Die zahlreichen Teilnehmer sorgen sich um die Zukunft der Schweizer Zuckerwirtschaft! In Kurzreferaten legten Jacques Bourgeois, Nationalrat und Direktor des Schweizer Bauernverbandes SBV und Martin Rufer, Leiter Departement Markt und Ökologie beim SBV die politischen Zusammenhänge und die bisherigen Anstrengungen der Verbände und der Zuckerwirtschaft zur Verbesserung der Rahmenbedingen auf.
Komitee gebildet
Zur Kundgebung aufgerufen hat ein kürzlich gegründetes Komitee aus Zuckerrübenpflanzern. Dies nachdem die Rübenbauern von der Interprofession Zucker die sogenannten Anbauvereinbarungen 2016 erhalten hatten. Darin wird ihnen ein erneut tieferer Preis für die Rüben in Aussicht gestellt.
Die Interprofession - eine gemeinsame Organisation von Rübenpflanzern und der Schweizer Zuckerfabriken - begründete dies mit dem tiefen Weltmarktpreis sowie einem harten Wettbewerb unter den grossen europäischen Zuckerherstellern. Das Komitee befürchtet nun, dass viele Rübenpflanzer auf andere Produkte umstellen und damit die Zukunft der ganzen Branche gefährdet ist. sda
Bald kein Zuckerrübenanbau mehr
Philippe Leuba, Regierungsrat aus dem Kanton Waadt, betonte die Bedeutung der Zuckerrübenproduktion in seinem Kanton. Am Beispiel ihrer Betriebe zeigten die Landwirte Fritz Lehmann (SO) und Philippe Egger (VD) die Auswirkungen der erneuten Preissenkungen auf.
Für die Landwirte ist es unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich, rentabel Rüben anzubauen und sie erwägen eine Aufgabe der einstmaligen „Königin der Ackerkulturen“. Damit ist die Schweizer Zuckerproduktion gefährdet. Um die Versorgung der Lebensmittelindustrie und der Bevölkerung mit Schweizer Zucker auch weiterhin sicherzustellen verkündet Josef Meyer, Präsident des Schweizerischen Verbanndes der Zuckerrübenpflanzer die fünf zentralen Forderungen der Rübenpflanzer:
- Die Bedeutung der Schweizer Zuckerwirtschaft muss mit einer Anbaufläche von rund 20'000 Hektaren, 270 Arbeitsplätze in den Schweizer Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld und einer hohen Versorgung der Bevölkerung anerkannt werden.
- Die Verwaltung und der Bundesrat müssen erkennen, dass aufgrund der einseitigen Änderungen in der EU die Rahmenbedingungen auch in der Schweiz angepasst werden müssen.
- Das Parlament muss eingreifen und die Grenzschutzmassnahmen anpassen, damit ein minimaler Zuckerpreis im Inland gesichtert werden kann. Dies kann mit den bestehenden Instrumenten er reicht werden, ohne Bilaterale- oder WTO-Abkommen zu verletzten.
- Die Lebensmittelindustrie und die Handelsunternehmen sollen auf Schweizer Zucker setzten, bekennen und kurzfristigen Dupingangeboten wiederstehen.
- Es wird an die Bevölkerung appelliert, beim Zuckerkauf und -konsum konsequent auf die Herkunft "Schweiz" zu achten.