Dieses Jahr wird die Rübenernte tief ausfallen. Die Zuckerfabriken können die Nachfrage nach Schweizer Zucker wohl nicht befriedigen. Die Anbaufläche wird weiter ausgedehnt. Doch nicht alle können profitieren.
Am Dienstag fand die zweite Ertragserhebung der Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld (ZAF) statt. In der Westschweiz resultierte ein 20 Prozent und in der Deutschschweiz sogar ein 30 Prozent tieferer Rübenertrag als im Mittel der Jahre 2008 bis 2012. Auch die Zuckergehalte fielen in beiden Gebieten unterdurchschnittlich aus.
Schöner Herbst kann helfen
Noch sind die Rüben im Boden und können bis zur Ernte an Masse und Gehalt zulegen. Trotzdem zeigt sich heute schon: Es gibt wohl so wenige Rüben und so wenig Zucker wie letztmals 2006. Samuel Keiser, Präsident des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenrübenpflanzer, rechnet mit 210'000 bis 215'000 Tonnen Zucker.
Etwas optimistischer ist Guido Stäger, Direktor der ZAF: «210'000 Tonnen sind aus meiner Sicht tief geschätzt. Ich hoffe immer noch auf 230'000 Tonnen.» Man müsse aber betonen, so Stäger, dass Prognosen zu diesem Zeitpunkt noch unsicher seien: «Ein schöner Herbst kann noch einiges wettmachen, auch wenn sich der miserable Start ins Rübenjahr nicht mehr aufholen lässt.»
Dabei ist der Schweizer Zucker gesucht. 85 Prozent der Jahresproduktion geht in die Industrie. Die ist aufgrund der Swissness-Vorgaben bei vielen Produkten auf Inlandzucker angewiesen. «Wir werden die Nachfrage unserer Kunden nach Schweizer Zucker nicht vollständig befriedigen können», bedauert der ZAF-Direktor, «man wird mehr importieren müssen – und das wird nicht einfach, weil die Ernteaussichten bei den Rüben in vielen EU-Staaten nicht sehr gut sind.»
Anbaufläche wird weiter ausgedehnt
Dass es gerade dieses Jahr eine schlechte Ernte gibt, kommt der ZAF auch aus einem weiteren Grund ungelegen. Schliesslich wurde in Frauenfeld die Lagerkapazität um 40'000 Tonnen erweitert. Stäger: «Wir wollten das Lager füllen und haben deshalb die Anbaufläche schon dieses Jahr um knapp 1000 ha erweitert. Leider konnten davon nur 500 ha gesät werden. Deshalb wird die Anbaufläche 2014 um weitere 1000 bis 1500 ha ausgedehnt.» Um die zusätzliche Quote hätten sich viele Produzenten beworben.
Die Ausdehnung der Fläche begrüsst Samuel Keiser. Er befürchtet jedoch, dass das Interesse am Rübenanbau in Zukunft abnehmen könnte. Die Agrarpolitik 2014–2017 sieht für den Rübenanbau tiefere Direktzahlungen vor: 2014 Jahr noch 1700 Fr./ha und ab 2015 noch 1500 Fr./ha. Damit verliere die Kultur an Attraktivität, sagt Keiser, «die Unterstützung darf nicht weiter abgebaut werden.»