An der Delegiertenversammlung von Emmentaler Switzerland gab es einen Blick zurück auf das anspruchsvolle Jahr 2022. Zudem wurden zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt. Und als Höhepunkt wurden die besten Emmentaler-AOP-Käsereien ausgezeichnet.
Das Jahr 2022 war für den Schweizer Käse anspruchsvoll. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine, die damit verbundenen höheren Produktionskosten sowie die Inflation haben sich auf den Konsum ausgewirkt – auch beim Emmentaler AOP.
Produktionsfreigaben gedrosselt
«Leider haben sich im ersten Halbjahr 2022 diese Effekte auch negativ auf den Absatz von Emmentaler AOP ausgewirkt, weshalb sich die Sortenorganisation speziell in der zweiten Jahreshälfte gezwungen sah, die Produktionsfreigaben zu drosseln, um die Lagerbestände von Emmentaler AOP bei den Käsehändlern wieder auf Normalniveau zurückzuführen», heisst es im Geschäftsbericht.
Die Korrekturmassnahmen waren gemäss Alain Meyer, Präsident von Emmentaler Switzerland, unumgänglich, um die Volumen- und Preisstabilität von Emmentaler AOP in der Balance zu halten. «Die innerhalb von gut zwei Jahren zweite Preiserhöhung auf unserem Emmentaler AOP war aufgrund der gestiegenen Inputkosten undiskutabel notwendig, in einem angespannten Markt aber nur dank der professionellen Arbeit unserer Käsehändler erfolgreich durchzusetzen», so Meyer weiter.
Preis erhöht
«Der Käsepreis ab Rampe Käserei, der Milchpreis und damit die Wertschöpfung der gesamten Kette konnte mit der Erhöhung des Richtpreises für Emmentaler AOP und Emmentaler AOP Bio ab Produktion 1. Mai 2022 nochmals erhöht werden. Zusätzlich wurde ab Produktion 1. Januar 2022 die Bioprämie erhöht», hält Urs Schlüchter, Direktor von Emmtentaler Switzerland, im Geschäftsbericht fest. Die Preiserhöhungen wurden auch vorgenommen, damit die Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Verkehrsmilch erhalten bleibt.
Im vergangenen Jahr haben die Mitglieder von Emmentaler Switzerland 14'766 Tonnen Käse produziert, das sind 2'059 Tonnen oder 12 Prozent weniger als 2021. Die Anzahl Käsereien reduziert sich um 6 auf 101 Einheiten. Die durchschnittliche Produktion pro Käserei lag 2022 bei 146 Tonnen, das sind 9 Tonnen weniger als im Vorjahr.
Italien lief gut
2022 wurden insgesamt 16'066 Tonnen Emmentaler AOP abgesetzt, das sind 5,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Verkäufe in Inland haben sich prozentual stärker zurückgebildet als im Ausland. In der Schweiz nahmen diese um 8.9 % oder 410 Tonnen ab. Insgesamt wurden 4207 Tonnen abgesetzt. Viel bedeutender für den Emmentaler ist der Export. Die Ausfuhren verminderten sich um 4.4 % oder 477 Tonnen auf 10'298 Tonnen. Insgesamt wurden 64 Prozent der Verkäufe im Ausland realisiert. Zum Vergleich: Der gesamte Export von Schweizer Käse schrumpfte 2022 gegenüber dem Vorjahr um 6.7 %. «Der Emmentaler AOP hat sich also vergleichsweise gut gehalten», schreibt die Sortenorganisation.
Emmentaler AOP
Der mit Abstand wichtigste Exportmarkt ist Italien. Und hier lief es gut. 2022 wurden 5709 Tonnen, das sind 211 Tonnen (+3,8%) mehr als im Vorjahr. 55 Prozent aller Exporte entfallen auf unseren südlichen Nachbar. «Besonders erfreulich ist dabei, dass trotz der notwendigen zweiten Preiserhöhung innerhalb von gut 2 Jahren die Ausfuhren gesteigert werden konnten», hält die Sortenorganisation.
Deutliches Minus in Deutschland, Frankreich und Benelux
In den anderen Märkten lief es nicht so gut. In Deutschland, dem zweitwichtigsten Abnehmer, gingen die Verkäufe um 329 Tonnen (-15%) auf 1892 Tonnen zurück. Auch in Frankreich, -140t auf 628t, und den Benelux-Staaten, -150t auf 635 t, gab es mit -18 und -19 Prozent empfindliche Einbussen. Die Verkaufsrückgänge werden auf die zunehmend preissensitiven Konsumenten zurückgeführt.
Vorstand: Neue Mitglieder
Adrian Zemp, der seit 2018 als Vertreter der Gruppe der Milchproduzenten im Vorstand sitzt, und Christoph Räz, der seit 2005 die Käsehersteller vertritt und seit 2009 auch das Amt des Vizepräsidenten von Emmentaler Switzerland bekleidete, haben ihre Rücktritte auf die Delegiertenversammlung 2023 angekündigt. Nachfolger von Zemp wird Christian Troxler aus Schlierbach LU. Für Christoph Räz rückt Urs Kämpfer aus Dürrenroth BE als Vertreter der Käsehersteller in den Vorstand nach. Beide Kandidaten wurden einstimmig von den Delegierten gewählt.
Gold geht nach Ursenbach
Der Höhepunkt der Delegiertenversammlung folgt jeweils am Ende. Es handelt sich um die Auszeichnung der besten Emmentaler-AOP-Käsereien des Jahres. In die Bewertung fliessen die 12 Taxationen des letzten Jahres. Bei den monatlichen Taxationen werden die Käse jeder Dorfkäserei auf einer Skala mit maximal 20 Punkten bewertet. 2022 erreichten 84.5 % der Emmentaler-AOP-Laibe eine absolute Spitzenqualität mit Bewertungen zwischen 19 und 20 Punkten. Sogar 97.8 % betrug der Klasse-1-Anteil mit Bewertungen zwischen 18 und 20 Punkten.
Emmentaler AOP
Gold holte sich Fritz Lehmann und die Käserei Ursenbach BE, die 19.83 von total 20 möglichen Punkten erreichte. Die goldene Käsereimarke wurde von Markenbotschafter Matthias Sempach übereicht. Nur ganz knapp dahinter reihen sich zwei Käsereien mit einer Punktezahl von 19.79 ein. Es sind dies dies Käserei Dürrenbühl aus Wyssachen BE mit Käser Urs Wüthrich und die Biosphären Berg-Käserei Entlebuch AG aus Mosigen LU mit Käser Beat Koch. Bronze geht an die Käserei Meikirch bei Bern mit Käser Peter Röhtlisberger. 12 weitere Käsereien wurden mit einem Diplom geehrt.