/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Das wärmere Klima eröffnet neuen Markt

Blühende Lavendelfelder verbindet man mit der Provence. Aufgrund der Klimaerwärmung gedeiht die mediterrane Pflanze auch im Kanton Jura. Die Familie Chèvre stellt unter anderem ätherische Öle her. Sie sind für den Agropreis nominiert.

Oliver Metzler |

Die jurassischen Hügel werden Ende August bereits von den ersten Nebelschwaden umgarnt. Herbstliche Vorzeichen, die es kaum vorstellbar machen, dass hier eine mediterrane Pflanze gedeihen kann. Doch im vergangenen Juli haben Aurélie und Simon Chèvre bereits die zweite Lavendelernte eingeholt. Und sie sind mit dem Resultat vollends zufrieden.

Die Blaue Ernte

«Es war einmal Aurélie, eine Frau, die sich in Blumen verliebte», präsentiert sich die Lavendelbäuerin einleitend. Die Geschichte von Aurélie Chèvre beginnt also wie ein Märchen. Die ausgebildete Floristin verliebt sich in einen jurassischen Bauern, mit dem sie eine Familie gründet. Sie lässt sich zur Bäuerin ausbilden und findet auf dem gemeinsamen Hof eine geeignete Parzelle. Mit ihrem Mann entschliesst sie sich, ein Lavendelfeld anzubauen. Das Projekt «Fenaison Bleue» (Blaue Heuernte) ist geboren.

Das Projekt besteht aus drei Elementen. Einmal ist es das Lavendelfeld, dann der Kräuterhofladen, in dem die Lavendelprodukte verkauft werden. Letztlich gehören dazu auch die Workshops, in denen Aurélie Chèvre ihr Lavendel- und Kräuterwissen vermittelt. Alles dreht sich bei «Fenaison Bleue» aber darum, das Wohlbefinden des Menschen zu fördern und die geheimnisvollen Kräfte der Natur zu entdecken.

5000 Setzlinge

Das Lavendelfeld befindet sich in Mettembert auf 660 Metern Höhe, vier Kilometer nordwestlich der jurassischen Hauptstadt Delémont. Der Acker, den sie sich dafür ausgesucht haben, sei von widrigen klimatischen Bedingungen gezeichnet gewesen. «Lavendel konnten wir auf diesem Feld nur anbauen dank oder wegen des Klimawandels», erklärt Simon Chèvre. Mit dem Projekt «Fenaison Bleue» ist es dem Bauernpaar also schon einmal gelungen, ein dürftiges Feld aufzuwerten, das seit Jahren unter Wasserstress litt und kaum noch Futter lieferte. Denn der Lavendel ist eine wenig anspruchsvolle Pflanze. Die Chèvres bauen die Lavendelvarietät Lavendula hybrida an, die eigentlich Lavandin genannt, hier aber weiterhin als Lavendel bezeichnet wird. 

Die Lavendelsamen liessen Simon und Aurélie Chèvre im Juni 2021 in einer jurassischen Gärtnerei zu Setzlingen heranwachsen. Drei Monate später haben sie die 44 Aren grosse Ackerfläche mit rund 5000 Setzlingen bepflanzt. Pflanzenschutzmittel setzen sie keine ein. Dafür jäten sie regelmässig das Unkraut, was zumindest in den ersten Monaten eine «gigantische und unterschätzte Arbeit» gewesen sei, wie sich Aurélie Chèvre erinnert. Die erste Ernte fand im Juli 2022 statt.

Mit höchster Qualität

Da es in ihrer Region keine spezialisierte Distillerie für ätherische Öle gibt, bringen sie die Ernte ins Wallis zur Distillerie L’Essencier in Icogne. 240 Kilo Lavendelblüten verwandeln sich dort in 2,5 Liter ätherische Öle und 90 Liter Lavendel-Hydrolat. Die Chèvres achten beim Anbau und bei der Verarbeitung des Lavendels auf höchste Qualität. «Um die bestmögliche Qualität bieten zu können, verarbeiten wir nur die Blüten», erklärt Aurélie Chèvre. Entgegen der industriellen Verarbeitung in der Provence, wo auch die Stängel mitgeerntet werden, gehen bei den Chèvres die Lavendelblüten ohne Stängel oder Blätter in die Distillerie.

Schon während ihrer Ausbildung zur Bäuerin verspürte Aurélie Chèvre das Bedürfnis, sich professionell weiterzuentwickeln. Die Idee des Lavendelanbaus ist allmählich herangewachsen. Der letzte inspirierende Funke ging dabei von einer Fernsehsendung aus. Darin wurde ein Bauer porträtiert, der für die Herstellung von Vanillestängeln jede einzelne Orchidee von Hand bestäubte. «Das ist meine Welt. Ich mache etwas mit Blumen», dachte die Floristin in ihr sofort. Ohne sich von Zweifeln bremsen zu lassen, hat sich das Bauernpaar dann auf dieses Projekt gestürzt.

Ein Herzensprojekt

«Das Lavendelprojekt wurde nicht von der Vernunft, sondern vom Herzen geleitet.» Und nachdem Simon Chèvre die Machbarkeit abgeschätzt hat, ging es auch gleich los. «Aber wir hatten keine praktischen Erfahrungen. Es bleibt auch heute noch ein permanenter Lernprozess», erzählt Aurélie Chèvre. Besonders herausfordernd sei es, zu bestimmen, bei welchem Blütenstand die optimale Ernte erfolgen kann.

Das Lavendelfeld ist Teil der Betriebsgemeinschaft, die Simon Chèvre mit seinem Cousin führt. Sie befindet sich in der Bergzone 1 mit Milchvieh, Mastschweinen und 80 Hektaren LN. Offiziell kümmert er sich um den Anbau, während sie für die Transformation des Lavendels zuständig ist. «In Theorie», fügt Aurélie Chèvre schmunzelnd hinzu. «Es vermischt sich natürlich. Es ist eine Teamarbeit», sagt sie.

Der Kräuterladen

Die Grundlage von «Fenaison Bleue» ist der Lavendelanbau. Für das Projekt genauso relevant ist der Hofladen, in dem die galenischen Tröpfchen angeboten werden. Sie eröffnete den Laden Anfang 2023. Hauptprodukte sind das ätherische Lavendelöl und das Lavendel-Hydrolat. Das ätherische Öl verkaufen sie auch in kleinen Fläschchen à  10 ml für 19 Franken.  Mittlerweile bietet sie aber auch zahlreiche andere Lavendelprodukte an wie Blumengestecke, Balsame, parfümierte Kerzen, Badesalz, Schnaps und Sirup.

Die qualitativ hochwertigen Produkte und Dienstleistungen von «Fenaison Bleue» sollen in erster Linie dem Wohlbefinden dienen. Bei ihren Kernprodukten, dem Öl und dem Hydrolat, setzen sie dabei auch auf deren potenziell heilsame Wirkung. «Ätherisches Öl ist sehr wirksam und hat die Kraft zu heilen», sagt Aurélie Chèvre.

Ein «blaues Fondue»

Ausgebremst wird Aurelie Chèvre mit ihrem Wunsch, das ätherische Öl auch für die Herstellung kosmetischer Produkte zu nutzen. Die Idee, Lavendelseife herzustellen, muss sie aufgrund der komplexen gesetzlichen Vorschriften und teuren Zulassungsverfahren zurzeit noch zurückstellen.  Falls «Fenaison Bleue» einen Preis gewinnen sollte, wäre dieses kostspielige Verfahren denn auch weit oben auf der Wunschliste. Es fehle aber auch an Lagerkapazitäten und an administrativer Unterstützung, ergänzt Aurélie Chèvre. An den verschiedenen von Aurélie Chèvre angebotenen Workshops lernen die Teilnehmenden auch, wie Balsame oder Badesalze aus Lavendel hergestellt werden.

Mit einem «blauen» Fondue, das auf dem Lavendelfeld genossen werden kann, wagt sie sich auch in die Erlebnisgastronomie. Aurélie Chèvre vertreibt ihre Produkte über den Hofladen, über fenaisonbleue.ch, regionale Läden und bald auch über eine Drogerie. Eine bestimmte Zielgruppe hat sie nicht, sagt die Lavendelbäuerin. «Was ich bei meiner Kundschaft aber feststelle, ist, dass sie qualitativ hochwertige, regionale Produkte bevorzugen und schätzen. Sie interessieren sich auch für die Geschichte hinter den unterschiedlichen Produkten.» Eine Geschichte, die mit einem Märchen begonnen hat. Wird sie auch als ein solches enden? Die Verleihung des Agropreises am 2. November 2023 im Kursaal Bern wird für Aurélie und Simon Chèvre vielleicht Teil davon. 

Jetzt sind Sie an der Reihe. Geben Sie Ihrem Favoriten die Stimme, Das Projekt mit den meisten Stimmen erhält bei der Agropreis-Verleihung am 2. November den Leserpreis von «Schweizer Bauer» und «Terre&Nature» in der Höhe von 3000 Franken. Und mit ein wenig Glück gewinnen Sie einen Reisegutschein oder ein Abonnement des «Schweizer Bauer Magazin».

-> Hier gehts zur Website von Fenaison Bleue

Kein Formular zum Anzeigen

Kommentare (21)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Valérie Schori | 23.10.2023
    Bravo pour votre magnifique projet et plein succès à fenaison bleue !
  • Florent Schori | 23.10.2023
    Bravo pour votre projet et bonne chance pour le concours...
  • Luc Jallon, Au Cheval Blanc | 06.10.2023
    Bravo pour votre beau projet ! Et longue vie à la lavande et à ses dérivés parfumés!
  • Kunz Bernadette | 29.09.2023
    Magnifique projet, félicitations et bon vent
  • Stoecklin Selina | 14.09.2023
    Plein de succès à ce magnifique projet!
  • Sarah | 13.09.2023
    Bonne chance à fenaison bleue avec ce beau projet ;-)
  • Eicher | 13.09.2023
    Bonne chance pour la suite 🤞🤞
  • Antunes Nicole | 12.09.2023
    Bravo pour ce beau projet !
    De la lavande dans notre beau Jura ? Et pourquoi pas !
    Changements climatiques, manque
    d eau ,etc...
    Jolie innovation et il faut du courage pour se lancer !
    Alors tout du bon !🐞🍀🪴
  • Christophe Oberli | 12.09.2023
    Super projet
  • Edwige | 12.09.2023
    Merveilleux projet réalisé avec le coeur ! Bravo ! Soutenez le !
  • Lorraine Sutter | 12.09.2023
    Un super projet et une famille pleine d'idées et d'énergie ! Bravo :)
  • Anne-Catherine Gerber | 12.09.2023
    Un super projet d‘une jeune famille motivée et innovante. Go,go,go la lavande 💪🏼
  • Brahier | 12.09.2023
    Tout ce qui est proposé autour de la lavanderaie ( fondue, nuitée, huile essentielle, hydrolats, bouquets, pâtisseries, photos... et à venir le miel) et tout ça avec tant de passion et de joie qu'on ne peut que soutenir cette aventure!
  • Broc' à coeur | 12.09.2023
    Super projet, que la lavande gagne!
  • Donzel-Gerosa | 12.09.2023
    J'aime trop l'odeur de la lavande
  • Chételat | 12.09.2023
    Que la lavande gagne
  • Caro | 12.09.2023
    Super famille, super projet et magnifiques produits !
  • Gui | 12.09.2023
    Hop la Lavande
  • ND | 12.09.2023
    Hopp Lavendel
  • GB | 10.09.2023
    "Not" macht erfinderisch :)
  • Marianne Steiner | 09.09.2023
    Ich liebe Lavendel
×

Schreibe einen Kommentar

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

Das Wetter heute in

Umfrage

Habt Ihr euren Mais geerntet?

  • Ja:
    30.95%
  • Nein:
    38.56%
  • Teilweise:
    23.86%
  • Habe keinen Mais:
    6.64%

Teilnehmer insgesamt: 1551

Zur Aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?