Obwohl in den meisten Teilen der Welt schon lange verboten, könnte das Pestizid DDT noch immer die Gesundheit vieler Menschen beeinflussen. US-Wissenschaftler haben Hinweise dafür gefunden, dass DDT das Risiko für Alzheimer erhöhen könnte.
Darauf deuteten langlebige Abbauprodukte des Insektengifts im Blut von Alzheimer-Patienten, berichten sie in der Fachzeitschrift «Jama Neurology». Die Forscher um Jason Richardson vom Rutgers Robert Wood Johnson Medical School Institute in Piscataway (USA) hatten die Blutwerte von 86 über 60 Jahre alten Alzheimer-Patienten mit denen von 79 Menschen ohne die Krankheit verglichen.
Kleine Stichprobe
Das sei eine sehr kleine Studie für eine solche Analyse«, kommentierte der nicht an der Studie beteiligte Lutz Frölich vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim den Bericht. Das Ergebnis sei interessant, aber keineswegs als sicher belegt, sondern als Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang zu werten.
Die Wissenschaftler hatten bei 70 Prozent der Probanden in der Vergleichsgruppe und 80 Prozent der Alzheimer-Kranken Spuren von Dichlordiphenyldichlorethen (DDE) gefunden, einem langlebigen Abbauprodukt des DDT. Die Konzentration lag bei den Alzheimer-Patienten im Schnitt um den Faktor 3,8 höher.
Für die Hirnfunktion ergab sich bei Tests ein Zusammenhang mit der jeweiligen DDE-Konzentration im Blut. Dies könne ein Hinweis für eine Beteiligung von DDT-Derivaten an der Ausbildung von Alzheimer sein, schreiben die Forscher. Allerdings waren DDT oder DDE nicht bei allen Alzheimer-Patienten aufzufinden, während manche Gesunde erhöhte Werte aufwiesen. Die Pestizide seien also nicht die einzigen Faktoren bei de Entstehung von Alzheimer.
Auffallend starker Effekt
»Das ist eine der ersten Studien, die einen starken Risikofaktor aus der Umwelt für Alzheimer identifizieren«, wird Koautor Allan Levey vom Emory Alzheimer Forschungszentrums in Atlanta (USA) in einer Mitteilung zur Studie zitiert. »Die Stärke des Effekts ist auffallend gross, sie gleicht der des verbreitetsten Gen-Faktors bei der späten Ausbildung von Alzheimer.«
DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) wurde über Jahrzehnte verbreitet als Insektizid in der Landwirtschaft verwendet. Als seine schädliche Wirkung auf Tiere und Menschen klar wurde, folgte in den 1970er Jahren ein schrittweises Verbot. Die Substanz hat hormonähnliche Wirkungen und gilt als wahrscheinlich krebserregend. In der Schweiz ist die Anwendung seit 1971 verboten, die Herstellung seit 1986.
In einigen Ländern wird DDT allerdings noch immer verbreitet verwendet. Zudem gibt es Ausnahmeregelungen wie etwa für die Bekämpfung der Malaria. Dadurch und wegen der grossen Stabilität der Chemikalie in der Umwelt ist nicht auszuschliessen, dass Menschen auch heute noch geringe Mengen DDT über die Nahrung aufnehmen.