Seit dem 1. Juli arbeitet Peter Rüegg als Geschäftsführer der Sortenorganisation Tilsiter Switzerland GmbH. Der gelernte Lebensmittelingenieur möchte die Qualität und den Wert des Tilsiters intensiver vermarkten.
«Schweizer Bauer»: Was haben Sie als Erstes angepackt an Ihrer neuen Stelle?
Peter Rüegg: Wichtig war mir, dass ich die Kontakte herstellen kann zu den wichtigsten Beteiligten in unserem Bereich. Dazu gehörten Besuche bei Käsereien und Käsehändlern sowie bei Detailhändlern, um ihre Bedürfnisse kennenzulernen. Die Anliegen der Milchproduzenten kannte ich ja bereits recht gut aus meiner früheren Tätigkeit.
Auf welche Wünsche sind Sie gestossen?
Nicht ganz unerwartet geht es auch hier um die Aufteilung des Kuchens. Alle sind bestrebt, einen fairen Anteil an der gesamten Wertschöpfung zu erhalten, wofür sie sich dann auch entsprechend engagieren.
Der Tilsiter kämpft gegen fallende Absatzzahlen. Wo sehen Sie mögliche Gründe dafür?
Einen wichtigen Grund sehe ich darin, dass der Tilsiter über die letzten Jahre zunehmend in die Ecke der günstigen Käse gedrängt wurde. Es kommt mir manchmal fast so vor wie «Was nichts kostet, ist nichts wert». Für die immer schmaleren Margen sind dann die beteiligten Akteure immer weniger bereit, sich entsprechend zu engagieren, was die Situation zusätzlich verschlimmert. Ein bedeutender Teil des Rückgangs im letzten Jahr ist aber auch in der strategischen Entscheidung begründet, die Industriekäseproduktion zurückzufahren.
Wo sehen Sie Ansatzpunkte, um den Absatz wieder zu steigern?
Tilsiter gehört zu den zehn bekanntesten Marken in der Schweiz, allerdings vor allem bei der Konsumentengruppe 50 plus. In Deutschland bekommen wir von der DLG für den Alpentilsiter, die Exportversion des Roten Tilsiters, regelmässig Höchstnoten. Darauf können wir aufbauen. Als Ziel schwebt mir deshalb vor, den Wert des Tilsiters wieder in den Vordergrund zu stellen. Er ist ein hochwertiger, regionaler Käse, der seinen Preis haben darf. Ich bin überzeugt, dass mit einer noch klarer auf die Einzigartigkeit des Produkts ausgerichteten Positionierung der Konsument bereit ist, wieder höhere Preise zu bezahlen. Ein wichtiges Thema ist auch die Verstärkung der Exportanstrengungen in Deutschland und Österreich sowie die Ausweitung nach Frankreich und Italien.
Welche konkreten Massnahmen wollen Sie umsetzen?
Wir haben bereits damit begonnen, unsere Degustationstage in den Verkaufsstellen zu intensivieren. Dazu sind wir neu an den vier wichtigsten Publikumsmessen in der ganzen Schweiz präsent. Dadurch wollen wir noch näher auch an jüngere Konsumenten herankommen und sie von der hohen Qualität des Tilsiter-Käses überzeugen. Ich möchte, dass in Zukunft die Qualitätsbeurteilung nicht bei der Käse-Taxation endet. Entscheidend ist doch, wie der Käse verpackt beim Konsumenten ankommt. So wird zum Beispiel die teils schmierende Rinde immer wieder als negativ beurteilt. Auch die Art der Darreichungsform werden wir anschauen müssen, vor allem für die umliegenden Exportländer mit teils unterschiedlichen Konsumgewohnheiten.
Welchen Stellenwert hat die Produktion in eher kleinen Käsereien?
Dieser Punkt ist für uns von grosser Bedeutung. Unser Käse wird in regionalen, familiär geführten Käsereien produziert, mit Milch mehrheitlich aus graslandbasierter Milchproduktion. Die Kosten sind natürlich im Vergleich zu Industrieware höher, was sich auch in entsprechenden Preisen niederschlagen muss. Regionalität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit sowie Vertrauen zu den lokalen Akteuren stehen im Vordergrund.
Was können Sie gegen Imitate unternehmen?
Der Mengenvergleich über verschiedene Stufen funktioniert und gibt uns eine gute Kontrolle. Der einzige Akteur, der uns mit seinen eigentlichen Kampfpreisen ausserhalb der Sortenorganisation Sorgen machte, musste in diesem Frühjahr Konkurs anmelden.
Wo waren Sie früher tätig?
Gekommen bin ich von der Nordostmilch, wo ich in der Erschliessung neuer Absatzkanäle für Milch und Milchprodukte gearbeitet habe. Davor betreute ich bei Thurella den Industriebereich und die Gesa Gemüsesaft GmbH in Deutschland. Noch früher war ich in der Schokoladenbranche tätig.
Wie gefällt Ihnen Ihre Arbeit für die Landwirtschaft?
Ich bin begeistert, in meiner Heimat in einem Bereich arbeiten zu können, wo der Rohstoff vor Ort produziert und zu einem hochwertigen Endprodukt verarbeitet wird. Die ausgesprochene Regionalität ist entscheidend für die nachhaltige Produktion, eine gute Grundlage für eine langfristige Zukunft aller beteiligten Akteure.