So unscheinbar sie sind, so bedeutend sind die Mähwerke für die Landtechnikbranche. Adrian Schürch sagt, wieso.
«Schweizer Bauer»: Das Thema Entlastung und Bodenanpassung ist beim Thema Mähwerk allgegenwärtig. Ist die Technik ausgereizt, oder kann diesbezüglich noch mehr erwartet werden?
Adrian Schürch: Die Hersteller werden die Entlastungssysteme mit Sicherheit noch weiterentwickeln. Zumal die Arbeitsbreiten bei den Mähwerken tendenziell noch zunehmen werden. Allerdings wird es wohl keine grosse technische Revolution mehr geben. Dies, weil bereits viel in die Entlastungssysteme investiert worden ist und die Technik mit den Spiralfedern und den hydraulischen Systemen bereits vorgegeben ist.
Die Mähwerke werden durch Entlastungssysteme aber auch schwerer und sind im Preis teurer. Wie sehen Sie das?
Das sehe ich nicht so. Entlastungssysteme sind ja nicht wirklich Hightech. Deshalb werden Mähwerke dadurch auch nicht viel teurer. Der Preis wird im Verhältnis zum ganzen Gerät nur gering beeinflusst. Gerade bei den Frontmähwerken ist diese Technik zudem schon fast Standard. Auch das Gewicht ist nicht dermassen ein Kriterium, dass daraus ein Nachteil entstehen würde.
Wer in der Schweiz Mähwerke im grossen Stil verkaufen will, der muss auch solche für die alpinen Regionen im Angebot haben. Einige Hersteller haben da die Nase vorne, andere holen auf.
Das ist so. Der Markt mit den alpinen Mähwerken ist in der Schweiz traditionell sehr gross. Das ist mit ein Grund dafür, dass nebst ein paar Herstellern, die in diesem Segment sehr stark sind, immer mehr auch andere Hersteller in diesen Bereich vorstossen.
Wie viele Mähwerke wurden in der Schweiz im letzen Jahr verkauft?
Laut der Statistik des Schweizerischen Landmaschinen-Verbandes SLV wurden im letzten Jahr in der Schweiz insgesamt 1840 Einheiten verkauft. Mähwerke sind also ein sehr bedeutender Bereich in der Landtechnikbranche.
Sind das mehr oder weniger als als noch vor zehn Jahren?
Genaue Angaben kann der SLV hierzu keine machen. Dies, weil vor zehn Jahren noch nicht alle Importeure ihre Verkäufe gemeldet haben. Insgesamt kann aber gesagt werden, dass die Verkäufe in den letzten Jahren zugenommen haben. Vor allem der Anteil an Frontmähwerken ist stark gestiegen.
Wieso?
Das Mähen an der Front hat viele Vorteile wie etwa beim täglichen Eingrasen, kombiniert mit dem Ladewagen, oder die Sicht nach vorne. Immer mehr Bauern kauften zudem Traktoren mit einer Fronthydraulik. Mittlerweile verfügt ein Grossteil der Traktoren in der Schweiz über eine Fronthydraulik.
Wie hoch sind die Anteile der Scheibenmähwerke und der Trommelmähwerke am Gesamtmarkt?
Der Anteil an Scheibenmähwerken betrug letztes Jahr rund 1000 Einheiten, derjenige der Trommelmähwerke fast 700 Einheiten. Wobei zu sagen ist, dass sich der Anteil der Trommelmähwerke in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt hat.
Wieso diese Zunahme bei den Trommelmähwerken?
Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass es in den letzten Jahren in diesem Bereich einen hohen Bedarf an Ersatzinvestitionen gegeben hat. Auch haben die Traktoren immer mehr Leistung und verfügen damit auch über mehr Hubkraft, um die schwereren Trommelmähwerke überhaupt heben zu können. Zudem gibt es Regionen, in denen fast ausschliesslich nur Trommelmähwerke verkauft werden. Der Jura mit den vielen Steinen in den Feldern ist ein klassisches Beispiel dafür.
Wie sieht es bei den gezogenen Mähwerken aus?
Der Anteil an gezogenen Mähwerken am Gesamtverkauf beträgt rund zwei Prozent.
Vor Jahren hiess es, die gezogenen Mähwerke seien im Trend und können sich auch in der Schweiz durchsetzen. Das ist offensichtlich nun nicht so?
Mit einem Anteil von zwei Prozent haben die gezogenen Mähwerke in der Tat nur eine kleine Bedeutung in der Schweiz erlangt. Bei solcher Technik muss sicher auch die Parzellengrösse stimmen. Hinzu kommt, dass damit mindestens einmal durch das ungemähte Gras gefahren werden muss. Das sehen viele Bauern nicht so gerne.
Was kann man im Bereich der Mähwerkstechnik in Zukunft noch erwarten?
Zu erwarten sind weitere Verbesserungen im Komfortbereich wie etwa bei der Anhängung. Hohe Leistung wird nach wie vor gefragt sein. Die Gewichtsproblematik bleibt aber neben demjenigen des Strassenverkehrs der limitierende Faktor. Deshalb setzen die Hersteller auf die weitere Gewichtsreduzierung mit neuen Materialien, die auch in der Automobilbranche eingesetzt werden. Die Rede ist von gespritzten Aluteilen, speziellen Kunststoffen oder Kohlenfaserteilen – dies alles zum Einsparen von Gewicht. Es gibt aber auch neue Ansätze wie etwa einen komplett neuen Mähwerksaufbau.
Können Sie das etwas näher umschreiben?
Es sind offenbar Bestrebungen in Gang, die Mähwerke an sogenannte Fahrwerksrahmen aufzuhängen, ähnlich wie bei Doppel-Kreiselschwadern oder ganz breiten Kreiselheuern. Dieses Fahrwerk kann für den Strassentransport nach hinten geklappt werden. Im Feld werden die zwei Fahrwerke links und rechts ausgefahren. Je nach Breite sind die Fahrwerke dann mit einem oder zwei Mähwerken ausgestattet. Damit könnten Arbeitsbreiten bis zu 12m erreicht werden. Bisher sind solche Breiten nur mit einem Selbstfahrer möglich. Voraussichtlich wird ein solches System an der Agritechnica von diesem November vorgestellt.
12 Meter, das ist doch zu gross für die Schweiz.
Es ist klar, dass solche Geräte hierzulande nur eine Nische abdecken. Das Beispiel zeigt aber, dass auch in der Mähwerkstechnik noch einiges zu erwarten ist. In der Schweiz ist es sicher so, dass die grossen Stückzahlen nach wie vor mit denjenigen Breiten erreicht werden, die man jetzt schon kennt.