400 Mastpoulets leben auf dem Hof von Martin Locher. Einmal pro Monat werden die Tiere geschlachtet. Für die Weiter-verarbeitung ist Marcel Eggimann zuständig. Die beiden Männer sind Inhaber der M+M Frischpoulet.
Es ist kurz nach acht Uhr am Morgen. Marcel Eggimann steht in der Gastroküche und rüstet Rüebli. Der 10-Kilo-Sack ist praktisch leer. «Heute Abend steht ein Betriebsfest auf dem Programm», erklärt der 30-Jährige, der mit seinem Kollegen Martin Locher den «M+M Frischpoulet-Partyservice» betreibt. Auf dem Speiseplan stehen verschiedene Salate und warme Hamme.
Doch das ist nicht der einzige Auftrag an diesem Wochenende. Es kommen noch ein Geburtstagsfest und eine Familienfeier dazu. «Die Kunden können bestellen, was ihnen schmeckt», erklärt Eggimann. Ob Pommes frites, verschiedenes Fleisch, Teigwaren oder Kartoffelgratin. Von der Vorspeise bis zum Dessert bringt der Partyservice alles. Wenn gewünscht, wird auch nur das Fleisch angeliefert. «Zu unserem Kundenkreis gehören viele Landwirte, und die haben meist eigenes Gemüse», erklärt Eggimann.
Küche auf Bauernhof
Die Gastroküche, in der Marcel Eggimann hantiert, ist neu und befindet sich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb seines Kollegen und Geschäftspartners Martin Locher im emmentalischen Lützelflüh-Goldbach. Während der gelernte Metzger mit dem Rüsten der Karotten praktisch fertig ist, hört man Schritte. Es ist Martin Locher, der die Stallarbeiten beendet hat.
Locher hat einen Aufzuchtbetrieb mit rund 65 Stück Limousin- und Piemonteser F1-Rindern sowie Original-Braunvieh- und Simmentaler Rindern. Gesamthaft, mit dem Pachtland, zählt der Betrieb 18,5 ha Land und 4 ha Wald. Davon sind 3 ha Mais und 4 ha Getreide. Zudem pflanzt er auf 1 ha Futterrüben zum Verkauf an.
Praktisch jedes Wochenende unterwegs
«Weil die Arbeit bei der M+M Frischpoulet stetig zugenommen hat, arbeite ich mit Lohnunternehmen zusammen», erklärt Martin Locher. Denn während sein Kollege vor allem für die Zubereitung der Gerichte zuständig ist, gehört die Werbung in den Aufgabenbereich des Landwirts. Auch steht er bei Anlässen oft hinter dem Grill und pflegt die Kundenkontakte. «Zwar selten» – wie der 51-Jährige betont – greift er wie an diesem Morgen zum Messer und hilft beim Rüsten.
Praktisch jedes Wochenende sind die innovativen Männer unterwegs, oft parallel an zwei Anlässen pro Tag. Aus diesem Grund haben sie sich auch kürzlich einen zweiten Kühlwagen angeschafft. Trotz der vielen Veranstaltungen und der anfallenden Arbeiten ist der Partyservice ein Zweimannbetrieb. «Wenn wir Hilfe benötigen, greifen uns Freunde und Familienangehörige sowie meine Freundin unter die Arme», erklärt Eggimann.
Eine Erfolgsgeschichte
Der Partyservice besteht seit rund fünf Jahren. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte aber bereits vor zehn Jahren. Angefangen haben die zwei Emmentaler im Jahr 2002 mit der Aufzucht von Mastpoulets auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Martin Locher. Waren es damals noch 200 Küken und 200 Mastpoulets, sind es heute rund das Doppelte.
21 Tage leben die Küken in einem auf 30 Grad temperierten Raum, bevor sie in einen Stall mit Wintergarten und Auslauf kommen. Eingestreut wird der Stall mit einem speziellen Gemisch aus Stroh. Der Platz ist nach IP-Norm berechnet, auf Kunstlicht wird verzichtet.
Zu Beginn bekommen die Bibeli ein Kükenfutter, nach dem zehnten Lebenstag wird auf eine Futtermischung umgestellt, die keine synthetischen Kokzidiostatika enthält. Der Vorteil bei diesem Futter bestehe darin, dass vor dem Metzgen keine Absetzfrist bestehe, erklärt Locher, der täglich mehrmals die Ställe kontrolliert, Wasser wechselt und neu einstreut. Wenn die Mastpoulets rund sieben Wochen alt sind, werden sie gemetzget.
Auslieferungen nach Luzern und Zürich
Geschlachtet wird einmal pro Monat. Dafür werden die Tiere in eine Geflügelmetzgerei ins rund zehn Kilometer entfernten Heimisbach gefahren. «Die Arbeit verrichten Martin und ich gemeinsam», erklärt Eggimann. Das Pouletfleisch wird anschliessend in einem separaten Produktionsraum, der neben der Gastroküche steht, verarbeitet.
Ob Brustfilet mit Spinatfüllung oder Champignonsauce, panierte Schnitzel oder Hamburger – auch hier ist die Palette vielfältig. Die Männer können auf einen grossen Kundenstamm zählen, dazu gehören auch Restaurants und Altersheime. Das Ausliefern der Ware gehört zu den Aufgaben von Martin Locher und führt ihn bis in die Kantone Luzern und Zürich. Marcel Eggimann ist für die Zerstückelung der Tiere zuständig. Das Abpacken wiederum ist eine Gemeinschaftsarbeit.
Weitere Standbeine
Vor zwei Jahren kündigte Marcel Eggimann seine Stelle als Metzger und arbeitet seither für die M+M Frischpoulet. Und wie sein Geschäftspartner den Rinderaufzuchtbetrieb auf eigene Rechnung betreibt, hat auch er zwei weitere Standbeine.
Dreimal pro Woche bereitet er für die Schüler der Tagesschule in Hasle die Mittagessen zu. Zudem arbeitet er als Lohnmetzger. Er holt die Schlachtkörper in der Metzgerei ab und verarbeitet das Fleisch weiter. «Ich vakuumiere und etikettiere die verschiedenen Produkte – so, dass die Landwirte das Fleisch direkt weiterverkaufen können», erklärt Marcel Eggimann.


