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Der Hüter der Schätze

Die Roth-Stiftung ist im Besitz von Tausenden von Gemälden, Büchern und Archivalien. Eine Fülle an kultur- und kunstgeschichtlichem Material, das zwei Themen gewidmet ist: dem Emmental und der Käsewirtschaft.

 

Die Roth-Stiftung ist im Besitz von Tausenden von Gemälden, Büchern und Archivalien. Eine Fülle an kultur- und kunstgeschichtlichem Material, das zwei Themen gewidmet ist: dem Emmental und der Käsewirtschaft.

Ein Alpaufzug. Eine Herde Holsteinkühe von hinten, gemalt in Ölkreide. Das Bild  gehört zum Inventar der Roth-Stiftung  Burgdorf und ist zugleich eines der Lieblingswerke von Ernst Roth.  Es zeigt die Familie Fankhauser,  die im Frühling 1981 mit ihren Tieren von Grosshöchstetten BE auf die Alp Rämisgummen oberhalb  Eggiwil BE zügelt. 

«Unsere Familie hatte ganz in der Nähe ein Ferienhaus, und wir haben Fankhausers oft besucht», erzählt Ernst Roth. Doch es sind nicht nur  Kindheitserinnerungen, die Ernst Roth mit Rämisgummen verbinden. Er, der Zoologie studiert hat, wohnte von 1967 bis 1969  bei Fankhausers in der abgelegenen Alphütte auf rund 1200 Meter über Meer.   

Dahin verschlagen hat ihn die Liebe zu den Alpen und seine Lizentiatsarbeit, deren Thema lautete:  «Das Sozialverhalten von Milchkühen auf Alpweiden.»   Der damals 25-jährige  Burgdorfer  widmete sich während der Alpzeit nicht nur der Wissenschaft, er packte auch tatkräftig draussen mit an und und  brachte als Hauslehrer den jüngsten Sprösslingen  Rechnen und Deutsch  bei. 

Einsitz in Familienbetrieb

Trotz abgeschlossenem Studium arbeitete Ernst Roth nie als Zoologe, sondern stieg als Käsesalzer in die familieneigene Käseexportfirma G. Roth&Co. AG mit Sitz in der Emmestadt ein. Diese führten damals die Brüder Alfred G. und Max  Roth in der vierten Generation.   

Alfred G. Roth war der  Vater von Ernst Roth,  und auch er war einst branchenfremd, als er in den Käseexport einstieg.  Alfred G. Roth  hatte  an der Universität Bern Kunstgeschichte studiert. 

Das Interesse an der Kunst habe bei seinem Vater ein Porträtbild von  Johann Kupferschmid (1691– 1750) ausgelöst, das  im Wohnhaus aufgehängt war, weiss Ernst Roth. Bekannt wurde der Arzt  durch den Diebstahl eines Leichnams, den er aus anatomischem Interesse sezierte. Und ebendieser Kupferschmid besass ein Gartenhaus  am Kreuzgraben, und in dieser Gegend liess sich später die  Familie Roth nieder. Jahre später wurde  der Familienbesitz verkauft. 

Daten sammeln

Ernst Roth erzählt, dass nebst der Führung des Geschäftes es sich sein Vater zur Aufgabe gemacht habe, die Baukultur und die Bauernhöfe von Burgdorf und den einstigen Ämtern Signau und Trachselwald fotografisch festzuhalten.

Er erinnert sich gut daran, wie er mit seinem Vater und den vier jüngeren Geschwistern unterwegs war, um Daten zu sammeln. «Wir wurden jeweils aufgefordert,  die Jahreszahlen an den Gebäuden zu suchen.» Zu jedem Bild machte Alfred  G. Roth einen Beschrieb,  legte diesen zum Foto. «Die ganze Dokumentation ist für die Öffentlichkeit zugänglich», sagt Ernst Roth. 

Doch der Kunsthistoriker und Geschäftsmann durchforschte das Emmental nicht nur mit seinem Fotoapparat, sondern interessierte sich auch für Gemälde und Maler aus dieser Region. Dabei merkte er, dass es nur wenig Bilder aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert gab.

«Erst mit den Romanen von Jeremias Gotthelf  wurde das Emmental  interessant», weiss Ernst Roth. Nicht zuletzt wegen der Künstler, die die Bücher illustrierten. Dazu zählten  Albert Anker und  Emil Zbinden. Alfred  Roth begann Originalbilder dieser Künstler zu sammeln, zeitgleich nahm das Interesse an Malern aus der Region wie Cuno Amiet, Fred Stauffer und Fred Baumann zu. Letzterem gab Alfred Roth auch den Auftrag, das Bild vom Alpaufzug von Fankhausers zu malen. 

Emmental und Käse

Um das gesammelte Material für die Nachwelt zu sichern, gründete 1986  Alfred G. Roth eine Stiftung; mittlerweile beinhaltet diese rund 6000 Bilder, 5000 Bücher und zahlreiche Archivalien sowie Dokumentationen, wobei die Themen Emmental und Käsewirtschaft den grösseren Teil der Sammlung ausmachen.   

Viele Kostbarkeiten befinden sich in den Lagerräumen der Stiftung, wobei  das Wort Perle wohl angebrachter ist.   «Mein Vater hat nie Wert darauf gelegt, möglichst teure Bilder zu kaufen»,  erklärt Ernst Roth, der nach dessen  Tod im Jahr 2007 die Sammlung mithilfe der Kunsthistorikerin Julia Hausammann   weiterführt. 

Doch schon vor dem Tod seines Vater war Ernst Roth bei der Stiftung involviert,  nicht zuletzt, weil ihn das Emmental und die Kulturgeschichte der Käsewirtschaft ebenfalls faszinierten. Diese Begeisterung führte auch dazu, dass er 1999 vom Vorstand der Casalp, der Sortenorganisation Berner Alp- und Hobelkäse AOP, angefragt wurde, eine Art «Alpkäse-Führer» zu erstellen.

Als Vorlage habe ein Projekt aus dem Tessin gedient, erklärt Ernst Roth. Der erste von insgesamt sechs Bänden entstand 2002 und beschreibt 80 Käsealpen der Amtsbezirke Signau, Thun und  Niedersimmental. Es folgten Interlaken, Frutigland, Obersimmental, Saanenland und Haslital. Einige Bände sind vergriffen, bei anderen hat es noch  wenige Exemplare. Für die Serie hat Ernst Roth gemeinsam mit dem Fotografen Beat Straubhaar  ungefähr 450 Alpen mit fast 600 Alpbetrieben  besucht.  

Käserei in der Vehfreude

Ernst Roth ist es ein Anliegen, dass die Bilder und Archivalien der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Derzeit laufen Gespräche  mit den Verantwortlichen des Gotthelfzentrums in Lützelflüh BE. Geplant ist im nächsten Jahr eine Ausstellung zum Thema «Käserei in der Vehfreude». Und bestimmt findet sich im Fundus der Stiftung die eine oder andere passende Perle.

 

Die Roth-Stiftung Burgdorf hat heute ihren Sitz  am Einschlagweg 59. Gegründet wurde sie 1986 von Alfred G. Roth. Über 6000 Gemälde,  5000 Bücher sowie zahlreiche Archivalien befinden sich in den Räumlichkeiten. Die Stiftung finanziert sich durch Spenden, Legate und einen jährlichen Beitrag der Stadt Burgdorf. Seit dem Tod von Alfred G. Roth im Jahr 2007 hat sein Sohn Ernst Roth die Leitung inne. Die Stiftung  stellt Interessierten   Bücher und Schriften zur Verfügung. Museen erhalten Bilder als Leihgabe, so  wie beispielsweise das Freilichtmuseum Ballenberg oder   das Heimat- und Rebbaumuseum in Spiez. Die dortige Ausstellung ist noch bis am 28. Oktober 2018 zu sehen.  Vertreten wird die Roth-Stiftung  mit einem Teil ihrer Gemälde auch an der Burgdorfer Kulturnacht am 20. Oktober sein.  Auf Anfrage macht Ernst Roth auch Führungen in Museen oder durch Dörfer.  jgr

 

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