Jung ist die einfache Gesellschaft AgroCleanTech. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren und vor allem der Landwirtschaft will sie den Klimaschutz proaktiv angehen. Dies soll sich für die Bauern lohnen.
«Wir forschen, damit sich klimaschützerische Bemühungen der Bauern auszahlen», sagte Urs Scheidegger von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) vergangene Woche anlässlich der ersten AgroCleanTech-Tagung auf der Rütti in Zollikofen BE. Hierzulande müsse sich Klimaschutz wirtschaftlich lohnen, für Bauern in Drittweltländern solle er sich auf dem Teller widerspiegeln.
ACT hat zwei Hauptaufgaben
AgroCleanTech (ACT) ist eine einfache Gesellschaft, die vom Schweizerischen Bauernverband (SBV) ins Leben gerufen wurde. Gesellschafter sind der SBV selber, Ökostrom Schweiz, die Agridea und die Firma Ernst Basler und Partner. Des Weiteren ist die Fenaco strategischer Partner.
ACT nimmt aktuell zwei Hauptaufgaben wahr: Einerseits unterstützt sie die Erarbeitung und Umsetzung von Projekten für erneuerbare Energien, der Energieeffizienz und dem Klimaschutz in der Landwirtschaft. Anderseits dient sie als Plattform für Organisationen, Unternehmungen und die Forschung, welche in diesem Bereich tätig sind. So sollen etwa Anträge für die Projektunterstützung gebündelt und daher vereinfacht werden.
Für ACT-Geschäftsführer Armin Hartlieb war klar: ACT soll die Branche dazu bringen, zunehmend zusammenzuarbeiten. Schliesslich wolle man nicht immer und immer wieder das Rad neu erfinden. Er betont zudem, dass die Landwirtschaft den Klimaschutz proaktiv angehen soll: «Wir wollen vorangehen, bevor der Gesetzgeber der Landwirtschaft Vorschriften macht.» Hartlieb zeigte auf, dass die ACT mit ihren Projekten die eingeschlagene Energiestrategie des Bundes unterstütze.
Emmissionen reduzieren
Erfreut über das Engagement der Landwirtschaft zeigte sich Dominique Kohli. Für den BLW-Vizedirektor ist es von zentraler Bedeutung, dass sich die Landwirtschaft nicht nur an das Klima anpasst, sondern vor allem Treibhausgasemmissionen reduziert. Nebst dem BLW-Vizedirektor nahm auch Sebastian Friess, Leiter der Innovationspolitik beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung uns Innovation, teil.
Friess zeigte auf, dass der Energieforschung vonseiten Bund künftig 200 Mio. Franken mehr zur Verfügung stehen werden. Dies natürlich, um alles daran zu setzen, um die drohende Stromlücke zu schliessen.
Solarstrom hat Potenzial
Er präsentierte, welches Potenzial verschiedene Technologiebereiche zum Abbau der Stromlücke haben. Gering seien die Möglichkeiten von Wind- und Wasserenergie, mittel jene von Biomasse und Biogas, gross aber diejenigen von Fotovoltaik, Geothermik, Gas-Dampf-Kraftwerken und vor allem beim effizienteren Einsatz der Energie.
Punkto Energieeffizienz hat es auch in der Landwirtschaft grosses Potenzial. Davon ist auch ACT überzeugt. Entsprechende Projekte sind in verschiedenen Kantonen aufgegleist. Diese sollen nicht zuletzt Informationen über das Einsparpotenzial verschiedener Massnahmen liefern.
Andere riechen Braten
Punkto Energieproduktion bieten sich in der Landwirtschaft insbesondere mit der Biogasproduktion und den Fotovoltaikanlagen potenzielle Einnahmequellen. Dass aber nicht nur die Bauern, sondern auch bäuerliche Organisationen mit der Energie Geld verdienen wollen, konnte man den Ausführungen von Anita Schwegler, Leiterin Energie und Umwelt bei der Fenaco, entnehmen. Sie berichtet von den Plänen der Fenaco, künftig den Bauern von der Planung von Fotovoltaikanlagen bis hin zum Anlagebau alles anzubieten.
Zertifikate verkaufen
Nebst der Energieproduktion und deren effizienten Nutzung ist der Emissionsausstoss der Landwirtschaft ein heiss diskutiertes Thema. Immer wieder wird ihr der CO2-, der Methan- und der Ammoniakausstoss vorgeworfen. Reduziert die Landwirtschaft aber etwa mittels Biogasanlage den Emissionsausstoss, kann dies der Anlagebetreiber via Zertifikat zu Geld machen. Dies war mithilfe von ACT erstmals im September vergangenen Jahres der Fall. Für ACT könnten diese Zertifikate in Zukunft an Bedeutung gewinnen.