Seit einigen Wochen hängen Schilder mit der Aufschrift «Ohni Buure kei Ässe» rund um Horn TG. Aufgestellt haben sie Regula und Dionys Popp. Sie bewirtschaften mit drei Angestellten und einem Lehrling den Zelghof. Um mit den Leuten aus dem Dorf in Kontakt zu kommen, hat die Familie Popp Mitte März einen Tag der offenen Tür veranstaltet.
Wohl auch deshalb schreibt das «St.Galler Tagblatt» über den Hof. Aber wohl auch, weil es der letzte Bauernhof im Dorf ist. Etwa 400 Personen seien der Einladung gefolgt – jung und alt. «Ich hatte das Gefühl, danach haben mir ein paar Leute mehr als sonst auf dem Traktor zugewinkt», sagt Dionys Popp gegenüber der Ostschweizer Zeitung.
Mehr Verständnis schaffen
Als einziger Landwirt im Dorf prägt er das Bild, das die Hornerinnen und Homer von der Landwirtschaft haben. «Wenn die Leute Mist für ihre Gärten brauchen, kommen sie zu uns. Und wenn es nach Gülle riecht, sind wir ebenso als einzige dafür verantwortlich», so Popp im Artikel weiter.
Dionys Popp hofft, mit dem Tag der offenen Tür bei den Menschen im Dorf mehr Verständnis geschaffen zu haben: «Viele Menschen haben heute keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft. Wir wollten ihnen zeigen, wie es in einem Stall wirklich aussieht», erklärt der Bauer. Der eine oder die andere werde sich beim Lebensmitteleinkauf an den Besuch erinnern.
Der Zelghof in Horn TG
Die Milch der über 100 Kühe liefert die Familie Popp an die Züger Frischkäse AG in Oberbüren.
-> Auf der Website von der Züger Frischkäse AG wird der Hof portraitiert .
Popp wünscht sich, dass Konsumentinnen und Konsumenten mehr hiesige Produkte kaufen. Er wolle aber nicht «Täubelen». Vielmehr wolle er auf die Leute zu gehen und erklären, wo und wie die Produkte produziert werden – und dies nicht nur dann, wenn eine Abstimmung anstehe.
Kritik wegen Traktoren und Direktzahlungen
Kritische Reaktionen habe es am Tag der offenen Tür nicht gegeben. «Aber manchmal hört man schon: Den Schweizer Bauern geht es doch gut, sie haben ja grosse Traktoren und bekommen Direktzahlungen», sagt Regula Popp zum «St. Galler Tagblatt». Und ja, den Schweizer Landwirten gehe es sicher besser als ihren Berufskollegen im Ausland.
«Trotzdem gibt es Dinge, die man verbessern sollte», so Dionys Popp gegenüber dem «St.Galler Tagblatt». Er wünsche sich mehr Wertschätzung, weniger Bürokratie und eine weitsichtigere Landwirtschaftspolitik. Er begrüsst aber, dass die Bauern in Bundesbern so gut vertreten sind.
«Wir machen es ja freiwillig»
Laut Agrarbericht 2023 ist die Landwirtschaft auch für 16 Prozent aller in der Schweiz produzierten Treibhausgasemissionen verantwortlich. «Die allermeisten Landwirte wollen das Beste für ihren Boden und für ihre Tiere», wehrt sich Dionys Popp. Es sei ja das Ziel, seinen Betrieb in einem guten Zustand an die nächste Generation zu übergeben.
Dieses Ziel hat auch er. Falls sich eines der vier Kinder für den Beruf Landwirt oder Landwirtin entscheidet, würde Dionys Popp nicht davon abraten. «Bauer ist immer noch der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann», sagt er. «Wir machen es ja freiwillig», sagt er dem «St. Galler Tagblatt».