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Der letzte Milchbauer verkauft sein Vieh

In der Freiburger Gemeinde Estavayer-le-Lac gibt es mit der Elsa SA einen Milchverarbeitungsbetrieb, aber bald keine Milchkuh mehr. In einem halben Jahr gibt der letzte Landwirt die Milchproduktion auf.

 

Robert Alder |

«Der Entscheid ist richtig. Und er ist für alle eine Erleichterung.» Fréderic Bachmann (34) und sein Vater Albert (66) sitzen am Küchentisch. Der volatile Milchpreis, die Arbeitsbelastung für die Betreuung der 70 Milchkühe und ebenso viel Jungvieh geben der Motivation und der Freude an der Milchproduktion keinen Antrieb. Zumal die Hilfe von Vater Albert derzeit aufgrund einer ernsthaften Erkrankung massiv eingeschränkt sei. So habe man gemeinsam entschieden, bis im Frühling das Milchvieh zu verkaufen.

An der Kälber- und Jungviehauktion vom 4. Januar 2024 in Burgdorf sind 57 Jungtiere von Bachmanns Betrieb angemeldet. An den folgenden Auktionen werden die Kühe folgen. Dann sei die Milchviehhaltung in seiner Gemeinde, in der er 19 Jahre Gemeinderatspräsident gewesen sei, Geschichte. Denn sie seien die Letzten, die Milchkühe hielten, so Albert Bachmann.

Grossviehmast

Das Leben auf dem 20-Hektar-Betrieb wird deswegen keineswegs stillstehen. «Wir werden den grosszügigen Kuhstall mit relativ wenig Investitionen für die Munimast mit 450 Plätzen umbauen», gibt Frédéric Bachmann zu verstehen. Die bestehenden Liegeflächen mit Tiefstreu sind dazu ideal. Und für den elfjährigen Melkroboter finde er bestimmt einen Abnehmer.

«Wir werden die Kälber mit rund 70 Kilo kaufen und sie gut ein Jahr bis zur Schlachtreife ausmästen», erklärt er. Im hinteren Teil, wo heute das Jungvieh untergebracht ist, wurden während zehn Jahren für Swissgenetics-Stiere gehalten. Damals, als die Wartestierhaltung noch aktuell war. «Wir wollen nicht auf Hofdünger verzichten, denn dieser ist für unseren Ackerbaubetrieb entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit. Deshalb werden wir weiterhin Tierhaltung betreiben», betont Frédéric Bachmann.

Schon sein Grossvater Ernst habe gesagt: «Denk daran, du hast alles topfebenes, ackerfähiges Land. Darauf musst du nicht zwingend Milch produzieren.» Der Ackerbau ist denn auch die klare Passion des Betriebsleiters, der auch zwei Lehrlinge ausbildet. Vater Albert Bachmann bestätigt: «Als Saatzüchter bin ich stolz, dass mein Sohn über vier Jahre eine Keimfähigkeit von 99 % beim Getreide und einen der höchsten Zuckergehalte der abgelieferten Rüben erreichte.»

Prägende Zuchterfolge

Ein Beitrag über den Betrieb Bachmann wäre nicht vollständig, würde man nicht einen Blick zurückwerfen. Albert Bachmann erinnert sich: «Als 13-Jähriger nahm mich mein Vater mit einem Kalb 1971 an die erste Expo Bulle mit. Und trug mir auf, mich beim OK am Mikrofon dafür zu bedanken, dass wir Jungen die Gelegenheit hätten, teilzunehmen. Das war meine erste öffentliche Ansprache. Wir waren nicht besonders erfolgreich, aber Vater sagte immer: Nächstes Jahr sind wir noch besser!»

Die Erfolge stellten sich ein. Wie Vater Ernst, der am Stadtrand von Bern aufgewachsen war, war Sohn Albert von der Viehzucht begeistert. Mit leuchtenden Augen erzählt er von guten und schönen Erinnerungen im Schauring. Von seiner seidig schwarzen Kuh Gritli, der schönsten von mehreren Rudolph-Töchtern, die als Schauikone über mehrere Jahre fast alles gewann, was man gewinnen konnte.

Die erste Auktion des Jahres in der Markthalle Burgdorf ist jeweils eine Kälber- und Jungviehauktion. Diese findet am 4. Januar 2024 statt und beginnt um 11 Uhr. 111 Tiere sind angemeldet, davon 57 Tiere vom Betrieb Bachmann aus Estavayer FR. 20 Tiere bis 3 Monate; 56 Tiere 3 Mt. - 1 Jahr; 35 Tiere über 1 Jahr, davon 21 besamt/trächtig. Rassen: 61 RH, 40 HO/RF, 8 SF, 2 Jersey. Mehr Infos hierral

Früh in den 1970er-Jahren begann man mit der Einkreuzung von Red-Holstein-Vererbern. Noch heute ist der Grossteil der Tiere rot. 1996 nahm Bachmann mit Swatch Jesica an der ersten Europameisterschaft in Brüssel teil und kehrte mit ihr als Junior Champion zurück.

Weitere vier Mal war er mit den roten Kühen Hoya Kander, Rivella (Jesica-Sohn) Jupita, Heli Jonquille und Stadel Datscha mit dabei. «Die J-Linie war sehr erfolgreich. Noch heute gehen viele unserer Tiere auf diese Kühe zurück. Die hohe Persistenz von über 90 war immer eine Stärke unserer Zucht», erklärt er.

Aus Renaissance Juju züchtete er 1999 den komplettesten Schweizer Rubens-Sohn Raby, der bei der KB-Organisation Select Star Karriere machte. Die 1981 geborene Clitus Etoile war die erste rote 150 000er Kuh. Vor zwei Jahren machte Dominator Pauline Schlagzeilen als erste Kuh, die die magische Grenze von 200 000 kg Lebensleistung erreichte.

«Bei uns funktionierte Dominator. Wir hatten einige wirklich gute Töchter, die von einem internationalen Publikum bestaunt wurden.» Paulines Tochter Pritchet ist die letzte von über 25 100 000er-Kühen, die auf dem Betrieb Bachmann standen.

Kommentare (29)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • BauerBern | 05.01.2024
    War da nicht mal was? Betrug bei der Milchkontrolle?
  • Ein ehemaliger Angestellter | 04.01.2024
    Guten Abend Herr Büschi. Ich war auf dem Betrieb Bachmann angestellt vor ein paar Jahren als der Betrieb noch mehr Pachtland hatte. Die 20ha sind wohl ein Schreibfehler! Die Aussage hier werde wohl etwas vertuscht sollten Sie zurücknehmen. Die Familie hat sehr wohl ihre Gründe.
  • Kari | 04.01.2024
    Ich denke, der Milchpreis spielt bei Bachmanns Umstellpläne eher weniger eine Rolle. Vater Albert hat vieles erreicht und kann auf schöne Erfolge zurückblicken. Warum also sollte der Sohn nicht etwas Neues wagen? Ich finde das sogar sehr gut. Ich bin auch überzeugt, dass Albert Grösse zeigt und sein Sohn zumindest moralisch unterstützt.
  • Rochus Schmid | 02.01.2024
    Ich verstehe, dass dieser Milchpreis demotivierend ist. Aber wird es besser mit Munimast? Das heisst auch mehr Mais und weniger Gras. Und damit mehr Sorgen wenn es einen nassen Herbst gibt.
  • Gasser Sam | 02.01.2024
    Es gibt ja heute mehr Berater die die jungen aktiven Bauern beraten und zum wachsen animieren!! Selbst besitzen diejenigen noch einen Betrieb den sie mit Lehrlingen umtreiben . Mit ihrem Beraterlohn können sie sich das locker leisten ! Da läuft alles schief auf Kosten der Familienbetriebe!!
    • Fridu | 03.01.2024
      Was genau hat dein Kommentar mit diesem informativen Artikel tun?
  • Thomas | 02.01.2024
    Ja, 70 Milchkühe, Roboter etc. lernen heute die Jungen so. In den Schulen wird schon gelernt, 25 Milchkühe ist zu wenig. Jungs ihr müsst investieren, sonst habt ihr keine Zukunft. So werden an vielen kleineren und mittleren gut funktionierenden Familienbetrieben den Verleider gemacht. Die einen wagen dann den Schritt in die gut gelobte Grösse und kommen dann in das Hamsterrad hinein, bis sie dann erschöpft sind und aussteigen.
    Die Politik muss grundsätzlich umdenken und wieder vermehrt kleinere Strukturen fördern und diese leben lassen. Was nützen zuletzt der Allgemeinheit ein paar Grossbetriebe welche erkranken und Klumpenrisikos darstellen. Das will doch niemand. Wir müssen doch in unserem Lande viele motivierte Familienbetriebe erhalten, welche ihre Freude am Beruf und der Stolz an ihre Kinder weitergeben können. Dann läuft auch die Wirtschaft. von solchen Familien stammen auch immer wieder viele Fachkräfte für die übrigen Branchen.
    • Ursula | 02.01.2024
      Diese Politik, die Herr Thomas nennt ist meines Wissens seid Ende 80iger und 90iger an der Politik gescheitert. Lieber IP, Bio und Demeter Status einführen, wobei ich hier nicht Werte sondern beobachte.
      Nochmals hervorragende Käsereibetriebe wurden geschlossen, viele Hang Betriebe haben keine Auswahl an Abgabe Stellen für Milch, sind dem Monopol ausgeliefert.
      Es läuft sehr viel komisch. Seid langem,finde ich.
      Da ich nicht "direkt" betroffen bin, wünsche ich aber Allen verbleibenden viel Kraft und Ausdauer und Mut zur Rebellion!
      Die es trotz Direktzahlungen braucht, finde
      Ich.
    • Kusi | 02.01.2024
      Danke Thomas deine Zeilen sprechen mir aus dem Herz,hoffentlich schaffen es deine Zeilen bis zum BLW um einen Denkanstoss zu geben wie Landwirtschaft funktioniert,wir brauchen gesunde Familienbetriebe und nicht überdimensionale Industrie Landwirtschaftsbetriebe
    • Schlichter Verfasser | 03.01.2024
      Äs isch eso, u äs isch e auti Binsewahrheit; W E N I G E R W Ä R M Ä N G I S C H M E H !!
  • Gasser Sam | 02.01.2024
    Familie Bachmann bewirtschaftet mindestens 70 ha Land, 20 ha sind Eigentum. Sie sind als hervorragende Viehzüchter und Ackerbauern bekannt und haben grosses geleistet vorallem in der Viehzucht. Die Fehlentscheidungen der Politik treibt die Bauern zur Aufgabe. Es ist doch schöner die ganze Schweiz zu verbauen und die Nahrungsmittel aus den armen Länder heranzukarren !
    • seppli | 02.01.2024
      Albert war 19 Jahre Gemeindepräsi von Estevayer, es gibt nicht viele Gemeinden welche in den 20 letzten Jahren soviel gewachsen sind.
      Nur soviel zu These die Politik sei schuld.
  • Margret Wess | 02.01.2024
    Dieser Kommentar wurde von der Redaktion entfernt.
  • Thomas | 01.01.2024
    Familie Bachmann Bewirtschaftet seit 30 Jahren schon mindestens 70 ha. 20 ha ist die eigen LN Fläche.
  • Rudi 2024 | 01.01.2024
    Elsa SA erreicht was sie will. Bilige Milch aus dem Ausland. AP und Politiker begreifen es immer noch nicht mit ihren studien. Elsa SA wünsche ich viel Erfolg in der Zukunft ohne ihre Hausgärtner vor der Haustüre.
    • Ursula Göldi | 01.01.2024
      Elsa... Migros... - Ostschweiz... Genossenschaften... Liegenschaftsverwalter... Kühe... SVP... Käsereisterben, Bauern - sterben... hohe Suizid Rate. Fäuste im Sack... Machtlosigkeit, Steuerzahler. Mut zur Initiative. Pro CH Milch.
  • Göldi Ursula | 01.01.2024
    Warum wird der Milchpreis nicht vom Volk bestimmt? Ich währe für den Vorschlag einer solchen Initiative. Mindestens 2/3 vom Preis sollte dier Erzeugerin, sprich die Kuh bekommen und der Halter.
  • Heini Alois | 01.01.2024
    Ich denke Grüters, Sonnhaldenhof, St. Urban machen das Richtige! Eine Kuh heran züchten, die eine hervorragende Futterverwerterin ist und die optimale Milch gibt.
  • Ein ehemaliger Angestellter | 01.01.2024
    Albert Bachmann einer der besten Viehkenner der Schweiz und einer der erfolgreichsten Viehzüchter über mehrere Generationen. Hut ab von dieser Leistung Albert.
  • Hanspeter | 01.01.2024
    Verstehe es der Milchreis ist zu niedrig um die Kosten zu decken,haubtsach der Zwischenhändler verdient. Wieso der Zwischenhändler das so macht ist klar,er weiß dass der Bauer über die Direcktzahlungen am Leben gehalten wird,,indirekt der Steuer zahler,,und die Aktionäre füllen die Taschen!
  • Fridu | 01.01.2024
    70 Kühe und 70 Stück Jungvieh auf 20 ha Ackerland? Wirklich nicht sehr kreislaufbetont, dieser Betrieb! Wird mit den Mastmunis nicht besser. Und dass er beim Milchvieh die Reissleine gezogen hat, ist ja bei dieser Intensität nachvollziehbar. Eben Züchter und nicht Melker.
    • Thomas | 01.01.2024
      Die 20ha sind eher ein Schreibfehler. Ein 1 davor ist wahrscheinlicher. Da im Text auch von Ackerbaubetrieb mit Saatgetreide und Zuckerrüben die Rede ist.
    • Christoph Büschi | 03.01.2024
      Der Betrieb Bachmann ist ein Grossbetrieb. Hier wird einiges vertuscht damit man die angebliche Familienidylle vorspielen kann. Hier in den Kommentaren hat es ja auch ehemalige Angestellte und die bräuchte ein 20ha Betrieb nicht.
  • Göldi Ursula | 01.01.2024
    Ich finde es komisch. Warum sollte immer mehr Fleisch produziert werden?Was habt ihr alle gegen Butter, Käse, Milch, Joghurt usw. Ob solch ein Entscheid wie im Beispiel nicht Quark ist? Wenn es möglich ist, sollte es erhalten werden, gute Milch zu produzieren. Es scheint als gäbe es kaum mehr Engagement von Seiten der Bauern aufzubegehren?
    Es gibt so viel Fleisch das weggeschmissen wird.
    Schaut doch mal in die Läden der Schweiz, es gibt mir Niemand an, das das was an Fleisch produziert wird, je gegessen wird.
    Wer verseht eigentlich diese Landwirtschaftspolitik hier im Land ?
    • Gesunder Menschenverstand | 01.01.2024
      Bei der Teurung, die wir haben, wird der Milchpreis auf den 1.1.2024 gesenkt!
      Folge: siehe Bericht oben.
    • Bruno | 01.01.2024
      Bin mit Fridu einverstanden, 20 ha Land und 140 Stück Vieh ist doch ein Verhältnis Blödsinn. Schweizer Landwirtschaf eben. Haben Sie schon mal was von Überdüngung gehört in diesem Land?
  • kusi | 01.01.2024
    So wird die Milchproduktion im Grasland Schweiz langsam kaputt gemacht,wahrscheinlich ist es auf weite Sicht das Ziel billige Milch zu importieren wie sie produziert wird interessiert niemand,aber dem Schweizer Landwirt einen Milchpreis bezahlen der Kostendekend ist das liegt wohl bei den Verarbeitern und Grosisten nicht drin.
    • Ketzer | 01.01.2024
      Wieder einer der den Schuss gehört hat👍
      Man kann ja Milch aus Deutschland importieren und Deutschland importiert sie aus Neuseeland.
      Das wichtigste, das man grosse Strecken zurücklegt und jeder noch etwas verdient ausser dem, der produziert.
    • joggeli | 01.01.2024
      So wie ich den Artikel verstanden habe, haben Bachmanns 20 ha top Ackerland. Wenn die hören, gibts mehr Potential fürs Grasland Schweiz, für diejenigen, die KEIN Ackerland haben!!
      Vielleicht sind Bachmanns auch so schlau, indem sie eine zukünftige Entwicklung vorweggenommen haben, die die Milchproduktion wieder aufs Grasland zurückbringen wird.
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