Der Bankviehpreis ist in diesem Jahr früher als in den Vorjahren unter Druck gekommen. Seit Oktober übersteigt das Angebot die Nachfrage. Produzenten und Abnehmer sehen einen Grund dafür in der höheren Produktion.
Schweizer Rindfleisch ist beliebt. Der Pro-Kopf-Konsum blieb in den letzten zehn Jahren bei rund 11,3 kg pro Jahr stabil. Durch das Bevölkerungswachstum konnte die Jahresproduktion von Rindfleisch um gut 10 Prozent auf über 78'000 Tonnen gesteigert werden.
Kapazitäten ausgebaut
Die Produzenten spürten die gute Marktlage in Form von hohen Preisen. Letztes Jahr lösten sie für einen T3-Muni im Schnitt 9.10 Fr./kg SG. Die gleichzeitig schwierige Situation auf dem Milchmarkt bewegte Landwirte zum Einstieg in die Grossviehmast. «In den letzten Monaten wurden zu viele neue Rinder- und Munimastställe gebaut», sagt Franz Hagenbuch, Präsident von Swiss Beef.
Wie der Markt diese Mehrmengen aufnehmen wird, wird sich weisen. Tatsache ist, dass die Bankviehpreise heuer bereits Ende Oktober unter Druck gekommen und seither um 40 Rp. auf 9.10 Fr./kg SG gefallen sind. Fleischverarbeiterin Bell sieht den Grund dafür in der höheren Produktion, wie Sprecher Fabian Vetsch erklärt. «Die Schlachtungen bis und mit Oktober bewegen sich im Rahmen der letzten Jahre.»
Tiere bei zwei Händlern angemeldet
Oliver Engeli von Swiss Beef sieht noch andere Gründe für den derzeit überversorgten Bankviehmarkt: «Der Rindfleischabsatz während den warmen Herbstferien lief schlecht, und mit den Weihnachtsschlachtungen wurde später als üblich gestartet.» Die Produktion liege laut Statistik bis Woche 47 leicht unter jener des Vorjahres. Engeli merkt zudem an, dass einige Mäster aus Angst, nicht sofort einen Abnehmer zu finden, ihre Tiere gleich bei zwei Händlern anmelden. «Dadurch wird das Angebot als grösser eingeschätzt, als es tatsächlich ist.» Entscheidend für den weiteren Markt- und Preisverlauf seien die Abverkäufe und Schlachtungen bis Ende Jahr.
Dass die Importe von Nierstücken und Kuhhälften, die ebenfalls gewisse Edelsstücke enthalten, den Markt so früh aus dem Lot gebracht haben, wie einige Marktakteure vermuten, bestätigt niemand. Tatsächlich wurden für die Monate Oktober bis Dezember 75 Tonnen Nierstücke weniger zum Import freigegeben als vor einem Jahr, bei den Kuhhälften sind es aber 700 Tonnen mehr.
Aussichten für 2018 eingetrübt
Franz Hagenbuch sieht mit 2018 ein schlechteres Jahr auf die Grossviehmäster zukommen. «Der Kampf um Tränkekälber dürfte sich noch intensivieren und die Einstallungspreise im Sommer erneut anheizen. Dies bei vermutlich wesentlich tieferen Bankviehpreisen.»