Damit sind höhere Futterkosten für die Veredlungsbetriebe programmiert - Vorderer Matif-Weizen markiert am
Freitag bei 426 Euro pro Tonne ein Allzeithoch, fällt anschliessend aber wieder stark zurück . Ägypten storniert wegen hoher Preise zwei Ausschreibungen.
Der Ukraine-Krieg hat auch unmittelbar Folgen für die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Davon geht agrarfax-Marktanalyst Jan Peters aus. Der Maisexport der Ukraine sei nach Schliessung der Schwarzmeerhäfen komplett unterbrochen, berichtete Peters diese Woche bei einer Informationsveranstaltung zu den Auswirkungen des Krieges auf die Agrarmärkte, die Prof. Sebastian Lakner von der Universität Rostock organisiert hatte.
Hohe Kosten für Treibstoff und Dünger
Gleichzeitig brauche die Mischfutterindustrie in Südoldenburg jeden Monat 300’000 Tonnen Getreide. Die Mischer in Deutschland und ganz Europa seien dabei existenziell auf Mais aus der Ukraine angewiesen. Das osteuropäische Land habe in den letzten Jahren gute Ernten eingefahren und sich im Export als zuverlässiger Handelspartner erwiesen, erklärte Peters.
Fehle der ukrainische Mais, seien weiter steigende Futterkosten für die Veredlungsbetriebe vorprogrammiert. Umgekehrt profitierten zwar auch die Ackerbauern in Deutschland von den aktuell hohen Preisen für Raps und Getreide, sie müssten aber gleichzeitig extrem gestiegene Kosten für Treibstoff und Dünger verkraften.
Peters geht davon aus, dass die durch den Krieg unterbrochene Lieferlogistik schon kurzfristig zu einer humanitären Katastrophe in weniger entwickelten Ländern führen wird. So habe Ägypten zuletzt zwei Getreideausschreibungen gestoppt, weil die aktuell aufgerufenen Preise für das Land nicht bezahlbar seien.
Terminhändler nervös
Exemplarisch für die nervösen Getreidemärkte steht aktuell der an der Pariser Matif gehandelte Terminweizen. Dort sprang der Frontmonat zur Andienung im März am Freitag zwischenzeitlich auf 426 Euro/t und markierte damit ein neues Allzeithoch. Zum Handelsschluss standen dann aber noch 393,75 Euro/t auf dem Kurszettel. Für neuerntigen September-Weizen mussten am Freitag mit der Schlussglocke
immerhin noch 316,25 Euro/t angelegt werden.
Auf einem 14-Jahreshoch notierte zuletzt der in Chicago gelistete Terminweizen: Dort mussten für einfachen Futterweizen zur Abrechnung im März am Freitagabend umgerechnet 434 Euro/t angelegt werden. Mit
Spannung warten Analysten und Terminhändler jetzt auf den neuen Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA), das am 9. März seine globalen Ernte- und Versorgungsbilanzen aktualisiert.
Darin dürften nämlich die Verwerfungen durch den russischen Überfall auf das Nachbarland eingearbeitet sein.
Auf Russland und Ukraine angewiesen
Marktanalyst Peters rechnet mit weiteren Preissteigerungen, sollte in der Ukraine keine normale Frühjahrsbestellung möglich sein. «Dann werden die höchsten Getreidepreise dieses Wirtschaftsjahres die niedrigsten des kommenden Wirtschaftsjahres sein», sagt Peters voraus.
Die Welt sei auf Russland und die Ukraine als Getreidelieferanten angewiesen. «Wenn die beiden Länder für den Weltmarkt mit einem Drittel der weltweiten Erntemenge ausfallen, ist die Katastrophe da», so der Marktanalyst vom agrarfax.