Für den Export von Schweizer Fleisch wird vorwiegend importierter Rohstoff verarbeitet. Am stärksten boomt der Bündnerfleisch-Export.
Die Exportmengen von Schweizer Fleisch waren 2010 mit 5833t verkaufsfertigem Fleisch und Fleischprodukten zwar höher als im Vorjahr mit 4496t. Sie machen aber noch immer weniger als 2% der Inlandproduktion aus. Gemäss Proviande gingen letztes Jahr 87% der Schweinefleischexporte nach Deutschland, während Frankreich hauptsächlich Rindstrockenfleisch einführte. Der Export dieser Produkte im Bereich Rindfleisch wuchs im Berichtsjahr um 31% auf 1833t netto (Vorjahr 1399t). Ziel sei es, den Anteil weiter auszubauen und mit neuen Produkten wie dem Appenzeller Mostbröckli oder der St.Galler Kalbsbratwurst IGP neue Märkte zu erobern, teilt die Proviande mit.
Importierter Rohstoff
Gemäss Andrea Mani, Geschäftsführer des Verbands Bündner Fleischfabrikanten, wird für den Export von Bündnerfleisch fast ausschliesslich importiertes Fleisch verwendet. Dieses darf auch mit der geschützten geografischen Angabe (GGA) ausgezeichnet werden.
Ein wichtiger Grund nebst der hohen konstanten Qualität für die Verwendung von ausländischem Fleisch ist die Preisdifferenz von Schweizer Fleisch gegenüber der EU. Für die Bereitstellung von 1800t Bündnerfleisch-Eckstücken werden die Teilstücke von rund 360000 Schlachttieren benötigt.
Auch die Firma Lüthi Portmann, die gemäss Paul Lüthi Cervelats nach Deutschland exportiert, verwendet importiertes Wurstfleisch, weil inländisches gemäss Paul Lüthi rund Fr. 1.50 pro Kilo teurer sei. Und dies, obwohl aufgrund der Überproduktion auf dem Schweinemarkt das Wurstfleisch auch in der Schweiz zu Tiefstpreisen angeboten wird.
Export dank Freihandel
Doch die Schweiz ist nicht das einzige Land, das ausländischen Rohstoff verwendet und als Schweizer Spezialität verkauft. Ein typisches Beispiel ist gemäss dem «Schwarzbuch Landwirtschaft» auch der «Tiroler Speck» der meistens gar nicht von Tiroler Schweinen, sondern von dänischen Schweinen stammt, selbst wenn er das AMA-Gütesiegel und die Bezeichnung geschützte geografische Angabe trägt.
In der Schweiz kann das Rohstoff-Preishandicap über den Fonds innerhalb des Schoggigesetzes ausgeglichen werden. Allerdings ist bis jetzt Fleisch nicht beitragsberechtigt. Theoretisch könnte die Schweiz den Fonds WTO-konform von 70 auf 114,9 Mio. Fr. aufstocken. Weiter müsste der Bundesrat die Verordnung über die Ausfuhrbeiträge für Landwirtschaftsprodukte anpassen und mit der EU Verhandlungen über die Höhe der Beiträge führen.
Gemäss Heinrich Bucher, Direktor der Proviande, war das Schoggigesetz bisher beim Fleischexport kein Thema, weil Exportware (in erster Linie Bündnerfleisch) vor allem im Veredelungsverkehr hergestellt wird. «Es wäre fraglich, ob das Parlament die nötigen Finanzmittel bewilligen würde, bislang wurden die Mittel eher gekürzt als aufgestockt», so Bucher.
Änderungen ab 2012
Für das kommende Jahr sind einige Änderungen beim Schoggigesetz zu erwarten, die der Bundesrat aber zuerst noch genehmigen muss. Gemäss Peter Huber vom Seco handelt es sich dabei einerseits um Änderungen in Bezug auf die landwirtschaftlichen Grundstoffe (z.B. Magermilch, Eier, Zucker) des Rohstoffpreisausgleichs und andererseits um Änderungen, die eine bessere Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden Mittel zum Ziel haben. Es ist vorgesehen, die Ausfuhrbeiträge für Magermilch aufzuheben und die Rechtsgrundlage bezüglich Zucker an die heutige Praxis anzupassen. Bei den Eiern sei die Diskussion noch nicht abgeschlossen.