Am Sonntag, 18. September 2016 finden in Wermatswil und in Rümlang Gedenkfeiern statt zu Ehren von Kleinjogg, dem innovativen Bauern und Wegbereiter modernen Landwirtschaft, der vor 300 Jahren geboren wurde.
Jakob Gujer, genannt Kleinjogg, war ein innovativer Bauer und eine aussergewöhnliche Persönlichkeit. Er hat bedeutend zur grundlegenden Erneuerung der Landwirtschaft ab Mitte des 18. Jahrhunderts beigetragen. Er führte eine verbesserte Stallfütterung anstelle der Weidewirtschaft ein, durch die er mehr Mist und Gülle gewann.
Gezielt brachte er diese Hofdünger auf den Feldern aus. Brachliegende Ackerböden verbesserte er durch die Einsaat von Klee und Heublumen, welche zugleich wertvolles Viehfutter brachten. Mit diesen Reformen steigerte er den Ernteertrag massgeblich. Er baute als Pionier im Zürcher Glatttal Kartoffeln an. 
Seine Grundsätze für eine produktive und naturgemässe Landwirtschaft sind bis heute aktuell. Beobachtungen verbunden mit eigenen Experimenten inspirierten ihn und brachten neue Möglichkeiten des Wirtschaften.
Kleinjoggs Zeit in Wermatswil und später in Rümlang
Kleinjogg lebte von 1716 bis 1769 in Wermatswil, zusammen mit der Familie seines Bruders Felix. Auf dem ererbten, verschuldeten Hof brachte er es in kurzer Zeit zu Wohlstand. Der Zürcher Stadtarzt Caspar Hirzel wurde auf ihn aufmerksam. Kleinjogg wurde berühmt durch die von Caspar Hirzel geschriebene und mehrsprachig übersetzte Schrift «Die Wirthschaft des philosophischen Bauers». Er wurde von den Stadtherren immer wieder zu Vorträgen und zu Bauerngesprächen nach Zürich eingeladen, wo er jeweils zu Fuss hinging.
Die strengen Vorschriften der damaligen Dreifelderwirtschaft (mit einem Jahr Brache) und Gemeinschaftsweiden, machten es für Kleinjogg schwierig seine Reformideen umzusetzen. Viel mehr Entfaltungsmöglichkeiten hatte Kleinjogg ab 1769 auf dem fast 70 ha grossen, abgelegenen Katzenrütihof in Rümlang, den Kleinjogg zu einem Musterbetrieb machte. Dieser heruntergewirtschaftete Hof wurde ihm von der Stadt Zürich 1769 als Lehen zur Bewirtschaftung übergeben, den er mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1785 zu einem Musterbetrieb machte. Dort wurde Kleinjogg zweimal vom Dichter Johann Wolfgang Goethe und von Fürsten besucht.
Kleinjoggs Persönlichkeit
Kleinjogg war ein unermüdlicher Schaffer. Seine Erziehungsmethoden jedoch waren aus heutiger Sicht zu streng. Er ging unbeirrt seinen Weg. An den Lustbarkeiten des Dorfes nahm er nicht teil. Seine Sittenstrenge verbot es ihm. Im Dorf, wo es viele Kleinbauern gab, beobachtete man seine Arbeit kritisch.
Faszinierend ist, dass er sehr offen für Neuerungen war. So schreibt Hirzel über ihn „Keine Vorurteile zwingen ihn (Kleinjogg), neue Vorschläge zu verwerfen; er hält alle der Untersuchung würdig und nimmt sie jederzeit dankbar an.“ Auch heute sind Bauern und Bäuerinnen fasziniert von Kleinjogg, wie die Interviews mit Bauernfamilien in Wermatswil und Rümlang gezeigt haben, die in einer neuen Gedenkschrift über Kleinjogg enthalten sind.
Kleinjoggfest in Wermatswil und Bannumgang in Rümlang
Am Sonntag, 18. September 2016 findet in Wermatswil (Uster) ein ganztägiges Fest zu Ehren Kleinjoggs statt mit zahlreichen Attraktionen. Ebenfalls am 18. September organisiert die Gemeinde Rümlang am Vormittag ein Bannumgang mit ökumenischem Gottesdienst zum Gedenken an Kleinjogg statt.
Informationen finden sich auf www.kleinjogg.ch
Gedenkschrift zu Kleinjogg als Wegbereiter für die moderne Landwirtschaft
Jakob „Kleinjogg“ Gujer (1716-1785) ist einer der meistbeachteten Bauern der Agrargeschichte. Seine Innovationen in der Landwirtschaft – zuerst im heimatlichen Wermatswil (Uster), ab 1769 auf dem ihm von der Zürcher Obrigkeit als Lehen überlassenen Katzenrüti-Hof in Rümlang – wurden durch die Schriften von Stadtarzt Hans Caspar Hirzel weitherum berühmt. Rousseau schwärmte von ihm, Goethe besuchte ihn zweimal.
Die Gedenkschrift zum 300. Geburtstags Kleinjoggs trägt die wichtigsten Fakten zu seinem Leben, zu seinem sittenstrengen Charakter und zu seiner Verehrung auf neuem Forschungsstand prägnant zusammen. Im Zentrum steht die Darstellung seiner Neuerungen in der Landwirtschaft, die immer auch in Bezug zu aktuellen Fragen im Agrarbereich gestellt werden. Eine Reihe von Porträts von heutigen Bauernbetrieben in Wermatswil und Rümlang ermöglichen einen guten Einblick in die Chancen und Probleme der gegenwärtigen Landwirtschaft. Verfasser sind Otto Schmid (Agronom / Dozent ETH), Daniel Wiedenkeller (Historiker, Mittelschullehrer Kantonsschule Wetzikon) und Florentina Gartmann, (Geomatikerin, Umweltingenieur Studentin ZHAW); alle in Wermatswil wohnhaft. Prof. Dr. Bernard Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft in Bern hat ein Vorwort dazu geschrieben.
Die Gedenkschrift mit dem Titel „Kleinjogg – Wegbereiter der modernen Landwirtschaft“ kann ab Ende September über den Kleinjogg Kulturverein, Waldgässli 7, 8615 Wermatswil (www.kleinjogg.ch; [email protected] ) zum Preis von Fr. 15.- (+Porto) oder lokale Buchhandlungen in Pfäffikon (Keller) oder Uster (Doppelpunkt) bezogen werden.


