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Der Winter ist strenger als der Sommer

 

Bei Zwinglis auf dem Stalden in Nesslau SG fordern die Arbeitstage im Winter mehr Energie als jene im Sommer. Tiere zu betreuen und einen Skilift mit Restaurant zu führen, braucht viel Einsatz und tägliche Präsenz.

 

Auf 1000 Meter über Meer liegt der Hof Stalden in Nesslau SG. Herrlich ist dort die Aussicht auf die Toggenburger Berglandschaft, und die Morgensonne besucht den Hof der Familie Zwingli fast als ersten in der Gemeinde. Wohnhaus und Scheune sind aneinandergebaut. Im 1998 erstellten Laufstall tummeln sich rund zwanzig original braune Mutterkühe mit ihren Kälbern. Meistens sind dies Charolais-Masttiere. «Die braunen Kühe liefern sehr zufriedenstellende Milchmengen. So haben die Charolais genügend Nahrung, und manchmal können noch zusätzliche Kälber gehalten werden.» Chläus Zwingli wuchs als Nachzügler in einer siebenköpfigen Familie auf. Für ihn war immer klar, dass er einst den elterlichen Betrieb übernehmen würde. Er besuchte während zweier Winter einmal pro Woche die Berufsschule. Bald arbeitete er nur noch sporadisch zu Hause mit. Lastwagenchauffeur war jetzt seine Hauptbeschäftigung. 1992 übernahm Chläus den 30 Hektaren grossen Betrieb von seinen Eltern. Zuerst in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Hans, bald aber als Alleinbetreiber. Chläus Zwingli stellte von Tränkekälberhaltung auf Mutterkühe um. Er ist zufrieden damit. Das Natura-Beef wird über die Vianco vermarktet. Es wird bei Zwinglis aber auch rege Direktvermarktung praktiziert.

 

Das Glück gefunden 

 

«Ja, mein dreissigster Geburtstag war schon Vergangenheit, als ich meine Frau kennenlernte. Aber es hat gepasst», erinnert sich Chläus (55) an das erste Treffen mit der gebürtigen Grabserin Elisabeth Gasenzer (49). Die Bergbauerntochter arbeitete damals schon seit geraumer Zeit im Toggenburg. Im Jahr 2001 wurde geheiratet. Die drei Kinder Nicolo (19), Lena (17) und Silvio (13) sorgen für Betrieb auf dem Stalden. Der Jüngste zeige momentan auch richtig gefreutes Interesse an der Landwirtschaft. «Das wird sich noch weisen. Die Hauptsache ist, dass wir gut harmonieren», freut sich Lise Zwingli.

 

Sommer wie Winter sind Zwinglis froh um die Mithilfe der Kinder auf dem Betrieb. Die Hälfte der Futterernte besteht auf dem Stalden aus Siloballen, die andere Hälfte ist Dürrfutter. Siloballenwickeln gehörte längere Zeit zu einem Nebenerwerb von Chläus Zwingli. Doch irgendwann wurden dem Bergbauern die nächtelangen Einsätze zu streng. Jetzt kommt das Ballenwickeln nur noch sporadisch vor. Dies in Zusammenarbeit mit einem Nachbarn, welcher die Ballen presst. Sämtliches Vieh bleibt über die Sommermonate zu Hause. So habe man trotzdem genug zu tun. Lise Zwingli arbeitet gerne als Bäuerin und ist vielseitig begabt. «Blumen sind ein grosses Hobby von mir. Solche gehören über den Sommer einfach zu einem Bauernhaus», meint die aufgestellte Frau und lacht.

 

Skilift als Nebenerwerb

 

1966 wurde auf dem Stalden der mutige Entschluss gefasst, einen eigenen Skilift zu bauen. Auslöser dafür war die ein Jahr früher eröffnete Sesselbahn Wolzenalp. Diese führt nicht weit von Zwinglis Betrieb entfernt hinauf ins Skigebiet. Die Eltern von Chläus erlebten so die schneereichen Winter zu jener Zeit. Eine Pistenwalze existierte am Anfang auf dem Stalden nicht. Man benutzte eine zweieinhalb Meter breite Rolle. Diese wurde mit dem Skilift hinaufbefördert. Zwei Skifahrer rollten mit ihr wieder zur Talstation, und das Spiel begann von neuem. Und dies gerade etliche Male, bis eine einigermassen akzeptable Skipiste zur Verfügung stand. Heute steht bei Zwinglis eine eigene motorisierte Pistenwalze zur Verfügung. Die Skiliftanlage bringe vor, während und nach der Wintersaison einen erheblichen Arbeitsaufwand mit sich. Ständig vermehrt hätten sich auch die Vorschriften bezüglich Sicherheit. «Da muss dauernd investiert werden.» So verfügt der Skilift heute über eine mehrfache Abstellelektronik und eine Kameraüberwachung.

 

Zwanzig Jahre alt ist das Skiliftseil auf dem Stalden. Damit es so lange hält, muss Chläus Zwingli einen guten Unterhalt betreiben. Nach fünfzig bis einhundert Betriebsstunden müssen zum Beispiel alle Skibügel um dreissig Zentimeter versetzt werden. So wird das Drahtseil immer wieder an einer neuen Stelle stärker beansprucht. Zwinglis arbeiten an guten Skitagen fast pausenlos. Zuerst wird das Vieh kontrolliert und gefüttert. Zwei Tonnen Maiswürfel ergänzen die Fütterung auf dem Stalden; sonst wird ausschliesslich Futter vom eigenen Betrieb verabreicht. Nach dem Morgenessen werden Skilift und Piste endgültig bereit gemacht. Wenn frischer Schnee gefallen ist, steht natürlich auch die Schneeräumung auf dem Programm. Um neun Uhr treffen die ersten Skifahrer ein, und Chläus erledigt das kundenfreundliche Anbügeln. Oft macht er das fast durchgehend. Es stünden aber schon ein paar Aushilfen für Einsätze bereit. Und irgendwann stehe ja das Mittagessen in der Staldenbar an.

 

Wirten mit Herzblut

 

Ganz klein hat es angefangen mit Verpflegung der Gäste beim Staldenlift. Doch irgendwann wurde ein Hochsilo bei der Scheune entfernt. Ein Dach wurde dort verlängert und eine gemütliche Bar eingerichtet. Mit einigen Garnituren Tische und Bänke wurde die Wirtschaft erweitert. Lise Zwingli führt den Restaurantbetrieb. «Ja, ich mache dies sehr gerne. Mir gefällt es, mit den Gästen zu kommunizieren!» Alle hätten ja Freude, wenn sie beim Skifahren verpflegt würden. Ein breites Angebot an Getränken steht bereit. Einige Knabbereien und vor allem Grillwaren vom eigenen Hof stehen auf der Speisekarte. Verwandte von Zwinglis zählen zu den Mithilfen bei der Staldenbar. Durchschnittlich sind es klar mehr als 50 Betriebstage pro Saison, an denen Skilift und Bar in Betrieb sind. Wie lange dieser Nebenerwerb von Zwinglis noch betrieben wird, wissen sie auch nicht so recht. Es gebe halt schon manchmal Momente, an denen man Aufwand und Ertrag hinterfrage.

 

Wenn sich die letzten Gäste vom Stalden verabschiedet haben, gibt es sowohl am Skilift als auch an der Bar eine Stunde lang aufzuräumen. Stallarbeiten, Bürosachen erledigen und Geräteservice stehen danach an. Einmal in der Woche fährt Chläus an die Männerchorprobe. Da übt er auch das Amt des Präsidenten aus. Wann es dann Feierabend ist, sei unterschiedlich. Aber eines wissen Zwinglis: Für den Staldenlift und die Staldenbar gibt es vorerst noch keinen endgültigen Feierabend.

Kommentare (1)

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  • Markus Schatzmann | 11.03.2022
    Schöner und lesenswerter Bericht, danke!

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