Mit gemischten Gefühlen sehen Niedersachsens Schäfer die Rückkehr des Wolfes in die Lüneburger Heide. „Wölfe und Schafe werden keine Freunde sein“, stellte der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL), Carl Lauenstein, vergangene Woche klar.
Die Euphorie in Politik und Umweltverbänden, die dem Wolfsnachwuchs auf dem Truppenübungsplatz Munster gelten würden, könnten die Schäfer nicht teilen - im Gegenteil, sie fühlten sich mit ihren Sorgen allein gelassen und würden erhebliche zusätzliche Arbeit und Kosten auf sich zukommen sehen, wenn sich der Wolf wieder in Niedersachsen etablieren sollte, sagte Lauenstein.
„Hochsicherheitstrakt“
Heidschnuckenschäfer Holger Benning wies in einem offenen Brief an verschiedene Abgeordnete darauf hin, dass gerade die in der Landschaftspflege eingesetzten Schafherden durch hohe Zäune oder speziell ausgebildete Hütehunde erheblich besser gesichert werden müssten als bislang. Den Tieren müsste zu ihrem eigenen Schutz fast ein „Hochsicherheitstrakt“ verordnet werden. Ansonsten stünden sie dem Wolf wie auf einem Buffet zur Selbstbedienung zur Verfügung, so Benning.
Gemeinsam mit Lauenstein gab er zu bedenken, dass der Wolf im Gegensatz zum Fuchs nicht gezielt ein Beutetier greife, sondern auch mehrere Tiere reisse. Zudem bringe ein angreifender Wolf höchste Unruhe in eine Schafherde. Flüchtende Schafherden könnten auf Strassen oder Bahngleisen zu einer grossen Gefahrenquelle werden. Tragende Tiere könnten aufgrund der Stresssituation verlammen.
Versicherungen wollen höheres Risiko nicht eingehen
„Derartige Schäden ersetzt uns niemand“, erklärten Lauenstein und Benning. Lediglich für das tatsächlich gerissene Tier könnten die Schafhalter eine Entschädigung geltend machen. Für weitergehende Beeinträchtigungen fühlten sich die Politiker derzeit nicht zuständig. Auch Versicherungen würden das höhere Risiko nicht eingehen wollen. In Niedersachsen gebe es gut 10’000 Schafhalter mit mehr als 200’000 Elterntieren. Viele Schäfer betrieben diese Art der Tierhaltung als Hobby. Es gebe aber durchaus Halter, die aus der Schafhaltung ihr Haupteinkommen bezögen.