Europaweit reagieren die Milchbauern inzwischen auf die sehr niedrigen Erzeugerpreise. Die deutschen Milchviehhalter melken bereits seit Ende Mai diesen Jahres weniger Milch als im Vorjahr, und zwar mit weiter fallender Tendenz.
Darauf hat der Milchbauernpräsident beim Deutschen Bauernverband (DBV), Udo Folgart, in einem Gespräch mit dem französischen Milcherzeugerverband (FNPL) und dem französischen Dachverband der Genossenschaftsmolkereien (FNCL) aufmerksam gemacht. „Die landwirtschaftlichen Familienunternehmer reagieren somit schneller auf Marktsignale, als es politische Institutionen angesichts des bestehenden Rechtsrahmes jemals könnten“, betonte Folgart.
Auch in Frankreich hätten die Milchbauern in den vergangenen Monaten ihre Produktion stabil gehalten. In den vergangenen Wochen sei dort die Milcherzeugung im Vergleich zu 2015 ebenfalls reduziert worden. Wie der DBV am Dienstag vergangener Woche außerdem berichtete, standen im Mittelpunkt des Gespräches neben der anhaltenden Marktkrise insbesondere die zu ergreifenden Maßnahmen, um Landwirten und Molkereien den Umgang mit Preisschwankungen des zunehmend globalisierten Milchmarktes zu erleichtern. Beide Verbände seien sich darin einig gewesen, dass in der Zeit nach der Milchquote jetzt Vereinbarungen zwischen den Molkereien und den Milchbauern getroffen werden müssten. Staatliche Vorgaben zur Gestaltung dieser Lieferbeziehungen könnten den unterschiedlichen Ansprüchen der Marktpartner nicht gerecht werden.
In Frankreich seien die Überlegungen hierzu weiter vorangeschritten als in Deutschland. Doch die in Frankreich bislang etablierten A-/B-Preisvereinbarungen könnten den französischen Experten zufolge nur ein Übergangsmodell darstellen, so der Bauernverband. Künftig würden sich andere Modelle, wie zum Beispiel Festpreisvereinbarungen oder Margengarantien, eher durchsetzen. Der DBV betonte, dass sich beide Verbände verstärkt für eine verbesserte Stellung der Milchproduzenten und ihrer genossenschaftlichen Molkereien in der Lebensmittelkette einsetzen würden. Vor allem das EU-Kartellrecht sowie den gesetzgeberischen Umgang mit unfairen Handelspraktiken durch marktbeherrschende Unternehmen wollten sie in den Fokus der gemeinsamen politischen Arbeit nehmen.