Wir wissen es langsam: Wer zu viel isst, wird dick und Übergewicht ist ungesund. Jetzt weisen Forscher aber auf ein weiteres Problem der zu grossen Esslust hin: Sie führt zur Verschwendung von Lebensmitteln, die anderswo dringend gebraucht würden. Laut wissenschaft.de entspricht das weltweit überschüssige Körpergewicht rund 140 Tonnen Lebensmittelabfall.
Übergewicht und Adipositas sind in der westlichen Welt eine verbreitetes Gesundheitsrisiko. Laut wissenschaft.de sind inzwischen rund 1,9 Milliarden Erwachsene davon betroffen. Übergewicht entsteht, wenn man regelmässig mehr Kalorien zu sich nimmt, als man verbrennt. Wie das Wissenschaftsmagazin wissenschaft.de schreibt, birgt das nicht nur ein gesundheitliches Risiko, es ist auch eine enorme Verschwendung.
«Das tonnenweise Wegwerfen von Lebensmitteln vor allem in den reichen Industrieländern ist längst ein anerkanntes Problem» – nach Schätzungen der Vereinten Nationen landeten weltweit jährlich rund 1,3 Milliarden Tonnen Nahrung im Müll, heisst es bei wissenschaft.de. Und sie zitieren die Wissenschaftler rund um Elisabetta Toti, die am Rat für Agrarforschung und Wirtschaft in Rom auf das Problem aufmerksam machten: «Die Verschwendung von Ressourcen durch en übermässigen Verzehr n Lebensmitteln ist hingegen bisher kaum beachtet worden».
140 Milliarden Tonnen "Abfall"
Wie viel Nahrung geht dadurch verloren, dass wir mehr essen als wir benötigen und als uns guttut? Laut wissenschaft.de haben Toti und ihr Team das nun für die sieben von der Welternährungsorganisation (FAO) definierten Weltregionen berechnet. Dafür kalkulierten sie in einem ersten Schritt die Menge der überflüssigen Pfunde in der Bevölkerung.
„Ein Body-Mass-Index (BMI) über 21,7 galt dabei als zu viel – dies entspricht dem Wert, der mit der geringsten Sterblichkeit assoziiert ist. Das überschüssige Körpergewicht interpretierten die Forscher als überschüssiges Fett und rechneten seinen Energiegehalt auf die national verfügbaren Lebensmittel um – von Milch- und Fleischprodukten, über Getreide bis hin zu Zucker. Die Verteilung erfolgte dabei danach, wie gross der Anteil einzelner Lebensmittelgruppen an der Gesamtenergiezufuhr der Bevölkerung ist“, schreibt wissenschaft.de.
„Das überschüssige Körpergewicht weltweit entspricht ungefähr 140 Milliarden Tonnen Lebensmittelabfall“, zitiert das Wissenschaftsmagazin Toti und ihre Kollegen. Den grössten Anteil machen dabei tierische Produkte aus, heisst es weiter. Europa sei den Ergebnissen zufolge mit 39,2 Milliarden Tonnen für die grösste Menge von „metabolischem Lebensmittelabfall“ verantwortlich, dicht gefolgt von Nordamerika und Ozeanien mit 32,5 Milliarden Tonnen.
Am wenigsten überschüssige Nahrung werde wie erwartet in Subsahara-Afrika verzehrt. Dort seien es lediglich fünf Milliarden Tonnen. „Unsere Ergebnisse spiegeln die Resultate des letzten FAO-Reports wider, der gezeigt hat, dass Europa, Nordamerika und Ozeanien deutlich mehr Lebensmittelabfall generieren als nicht industrialisierte Länder. Das heißt, dass diesen reichen Staaten eine besondere Verantwortung in diesem Zusammenhang zukommt“, erklärt das Forscherteam laut wissenschaft.de.
Auch schlecht für Umwelt
Die Wissenschaftler berechneten laut wisseschaft.de auch, wie gross der ökologische Fussabdruck der zu viel gegessenen Nahrung ist. Dabei zeichnete sich unter anderem ab: Allein die Produktion des metabolischen Lebensmittelabfalls der Welt sei für etwa 240 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen verantwortlich gewesen– ungefähr so viel, wie die Menschheit in den letzten sieben Jahren durch die Nutzung fossiler Brennstoffe emittiert habe.
„Auch der Verbrauch von Land und Wasser ist enorm. Klar ist zwar: Die von den Forschern präsentierten Zahlen sind lediglich eine grob geschätzte Momentaufnahme und lassen viele Aspekte aussen vor. Wie sich das Körpergewicht der Menschen im Laufe der Zeit verändert, wie viele überflüssige Pfunde durch mehr körperliche Bewegung verschwinden würden – all dies sind Faktoren, die die Analyse nicht beachtet“, heisst es beim Wirtschaftsmagazin.
Klare Botschaft
Die Botschaft allerdings sei deshalb nicht weniger deutlich: Zu viel zu essen schade nicht nur unserer eigenen Gesundheit. Auch für die Umwelt und die Sicherung der Welternährung ergeben sich negative Effekte. Den mit Übergewicht assoziierten metabolischen Lebensmittelabfall zu reduzieren, helfe daher gleich zweifach, wie Toti und ihre Kollegen betonten: „Es reduziert den ökologischen Einfluss unausgewogener Ernährungsmuster und verbessert dadurch auch die Gesundheit der Menschen“, so das Fazit des Teams.
In Zukunft gelte es daher, verstärkt Massnahmen zu ergreifen, um das Ernährungsverhalten insbesondere der Menschen in den Industrienationen zu verändern und ein Bewusstsein für die Folgen des verschwenderischen Umgangs mit Lebensmitteln zu schaffen, schlussfolgern die Forscher laut wissenschaft.de.