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Die Alpzeit ist ihre grosse Leidenschaft

In einem Aufruf suchte schweizerbauer.ch nach Schnappschüssen von Frauen in der Landwirtschaft. Wer strahlt hier mit ihrer Schottin um die Wette? Sie hat es uns erzählt, und so stellen wir heute Imke Marmet von der Lenk BE vor.

clu/wyr |

Imke und ihr Mann Markus bewirtschaften den Brandhof an der Lenk BE. Das sind 40 Hektaren mit Milchwirtschaft und Mutterkühen in der Bergzone 3 und 4. Die Milch liefern sie das ganze Jahr an die Lenk Milch AG. Nur im Sommer am Berg verkäst Imke einige Milch selbst.

Beide arbeiten Vollzeit als Betriebsleiter auf dem Hof und sind so organisiert, dass jeder alles macht und kann. Imke hat in Deutschland Landwirtin gelernt und Agronomie studiert. Im Studium hat sie sich eine Auszeit genommen und ist an der Lenk, bei Markus Onkel, z’Alp gegangen.

«Das Alpvirus hat mich seitdem gepackt, und so bin ich nach meinem Masterabschluss in die Schweiz ausgewandert», hat sie dem «Schweizer Bauer» erzählt. Ausserdem verriet sie uns, woher die Kräuter für ihren Kräuterkäse stammen und warum Sophie ihre Lieblingskuh ist.

Was sind deine Aufgaben auf dem Hof?

Wenn ich wählen kann, bin ich am liebsten im Stall oder auf der Weide bei meinen Tieren oder in der Käseküche. Ich fahre aber auch die Maschinen, verräume im Sommer Heu mit dem Kran und schleife die Mähmesser. Ich mache das, was ich kräftemässig vermag.

Was bedeuten dir die Tiere?

Die Tiere sind unser Leben, sie machen den Brandhof zu dem, was er ist. Und unsere Herde ist bunt: bei den Milchkühen finden sich die Rassen Simmental, Braunvieh und Swiss Fleckvieh. In der Mutterkuhherde gibt es Tiere der Rassen Simmental, Braunvieh, Grauvieh, Evoléner, Schottische Hochlandrinder und einige Kreuzungstiere. So können wir ganz verschiedene Kanäle mit unterschiedlichen Ansprüchen beliefern.

Hast du eine Lieblingskuh?

Ja, meine alte Braunviehkuh Sophie. Sie wird dieses Jahr schon 19-jährig und ist noch immer die Leitkuh. Es ist ein grosses Geschenk, wenn Tiere so alt werden. Ich bin wahnsinnig stolz, auf das was sie in ihrem Leben alles geleistet hat. Sie war jedes Jahr z’Bärg, wurde im Januar für 85’000 Kilo Lebensleistung geehrt und hat einfach einen ganz besonderen Charakter. Dieses Jahr verbringen wir den 13. Alpsommer zusammen oben am Metschberg und ich hoffe, es folgen noch mehr.

Wie bist du in der Landwirtschaft gelandet?

Ich bin in Deutschland - in der Nähe von Hannover - in der Landwirtschaft aufgewachsen und mit Tieren gross geworden. Kühe haben mich schon immer fasziniert. Nach meiner Ausbildung auf einem Milchviehbetrieb habe ich das Agrarstudium angefangen. Zwischen meinem Bachelor- und Masterstudium habe ich eine Pause gebraucht und mit einer Kollegin einen Alpsommer an der Lenk gearbeitet. Dabei habe ich meinen Mann kennengelernt.

Welche Momente möchtest du nie eintauschen, die dir in deinem Tag auf dem Bauernhof begegnen und die einzigartig sind?

Im Sommer sind es definitiv die Abende am Berg. Der Sommer ist mit seinen Arbeitsspitzen und unserer Betriebsstruktur oft herausfordernd. Aber oben am Berg, zwischen meinen Kühen und Kälbern, den Bergen ganz nah, bin ich einfach zufrieden. Viele unserer Kühe kalben in den Wintermonaten. Mein Lieblings-Hofalltags-Moment im Winter sind die Geburten. Eine Sache, die nie ihren Zauber verliert.

Es ist der schönste Job der Welt, wenn man liebt, was man tut.

Imke Marmet

Was empfiehlst du jungen Menschen, die sich überlegen, ob sie eine landwirtschaftliche Ausbildung machen sollen?

Es ist der schönste Job der Welt, wenn man liebt, was man tut. Es braucht, wie bei vielen anderen Berufen, Leidenschaft und Herzblut. Aber die Tiere geben einem so viel zurück. Lebensmittel hier regional zu produzieren, ist eine wertvolle und verantwortungsvolle Aufgabe. Go for it!

Gibt es auch Schattenseiten oder belastende Situationen?

Wir sind in der Landwirtschaft so vielen verschiedenen Faktoren ausgesetzt: Wetter, politische Entscheidungen und immer mehr Bürokratie und Auflagen. Oft fehlt die Planungssicherheit für unsere Betriebe, und das kann sehr belastend sein. Was heute von der Politik gewollt ist, ist in vier Jahren vielleicht nichts mehr wert. Landwirtschaft denkt aber in Generationen und nicht in Legislaturperioden.

Betriebsspiegel Brandhof

Ort: Brand & Metsch, 3775 Lenk

Fläche: 40 ha in der Bergzone 3 und 4

Wald: 12 ha

Alpen: Kuhrechte auf den Alpen Weissenberg und Metschberg

Tiere: 20 behornte Milchkühe und (Simmentaler, Braunvieh, SF), 16 Mutterkühe mit Kälbern (Simmentaler hornlos, Braunvieh hornlos, Schottische Hochlandrinder, Evolèner, Grauvieh und Kreuzungen), 20 hornlose Rinder und Kälber für die Mutterkuhhaltung und Border-Collie-Hündin Enya

Betriebszweige: Die Milch wird ganzjährig an die Lenk Milch AG geliefert. Im Sommer stellt Imke etwa vier Wochen lang ihren eigenen Käse her, der direkt ab Hof oder im Käseladen an der Lenk verkauft wird. Die Mutterkuhkälber werden direkt oder über Mutterkuh Schweiz vermarktet.

Familie und Team: Imkes Schwiegervater Manfred sowie ein Mitarbeiter auf der Alp Weissenberg.

Wenn du einen Wunschzettel hättest, um eine Sache in der Landwirtschaft zu ändern, was wäre das?

Mehr Wertschätzung für unsere Tiere und die Lebensmittel, die sie und wir produzieren. Die Bevölkerung hat sich so weit von der Landwirtschaft entfernt. Mir ist wichtig, dass die Menschen wieder das Tier hinter dem Lebensmittel sehen und verstehen, dass sie mit ihrem Einkauf entscheiden, was für ein Leben das Tier zuvor hatte.

Ich beobachte meine Tiere viel während der Stallzeit und erkenne daher oft schnell, wenn etwas nicht stimmt.

Imke Marmet

Kannst du etwas, was die anderen Personen auf dem Betrieb nicht können – und umgekehrt?

Nein, wir versuchen wirklich, alle Allrounder zu sein, damit man sich im Notfall helfen und ersetzen kann. Aber ich würde sagen, dass ich meine Tiere sehr gut kenne. Ich beobachte sie viel während der Stallzeit und erkenne daher oft schnell, wenn etwas nicht stimmt.

Und das Käsen?

Stimmt, weil an der Lenk sehr viele Bauern im Sommer ihre Milch verkäsen, habe ich mir etwas Besonderes einfallen lassen. Die Milch von zehn Milchkühen verarbeite ich zu einem Kräuterkäse. Die Kräuter dafür beziehe ich bei SAH Alpenkräuter in Därstetten BE. Die Lenk Milch AG zahlt während der Sommermonate einen höheren Milchpreis, deshalb käsen wir lediglich vier Wochen. Danach geben wir die Milch wieder ab.

Was gibt es sonst noch über dich oder den Betrieb zu erzählen?

Unsere grosse Leidenschaft ist die Alpzeit. Die 3,5 Monate am Berg oben sind ein bisschen wie Ferien, obwohl es die strengste Zeit im Jahr ist.

Bei 30 Grad am Steilhang ohne grosse Mechanisierung Heu zu rechen ist dann die andere Seite des Sommers!

Imke Marmet

Du meinst auch wegen dem Heuen?

Ja, wir haben einige Ökoflächen, auf denen noch viel Handarbeit beim Heuen geleistet wird. Wir könnten das Heu auch ausfliegen lassen. Das mindert aber seinen Wert. Wir mähen die «Rutsche», tragen alles zusammen, packen es auf ein Fleece, bündeln es und rutschen damit runter in die Weide. Dort kippen wir das Fleece und gabeln das Heu in den Ladewagen. Das ist Heuen wie zu Grossmutters Zeiten. Aber ja, bei 30 Grad am Steilhang ohne grosse Mechanisierung Heu zu rechen ist dann die andere Seite des Sommers!

Was interessiert dich im «Schweizer Bauer»?

Am Samstag bin ich immer gespannt auf die Marktpreise und lese gerne Betriebsporträts. Es ist immer wieder spannend, was Berufskollegen für neue Strategien für ihre Betriebe finden.

-> Auf Marmets Instagram-Account  @brandhof_lenk  gibt es noch viel mehr über Imke zu erfahren.

Frauen in der Landwirtschaft

In der Serie über Frauen in der Landwirtschaft sind folgende Porträts schon erschienen:

->  Elisa Nunzi aus Soglio GR: «Sie erfüllt sich ihren Traum»

->  Martina Heuberger aus Deisswil bei Münchenbuchsee BE: «Das Landleben ist ihr Zuhause»

->  Barbara Dober aus aus Küssnacht am Rigi SZ: «Sie ist ihre eigene Chefin»

->  Nadine Alder, Landmaschinenmechanikerin bei Meier Maschinen: «Ihr Hobby ist Feldhäcksler fahren»

->  Ina Kiessling aus Reichenbach im Kandertal BE: «Sie ist mit Herzblut Schäferin»

->  Lesly Cathomas aus Falera GR: «Viehzuchterfolge machen sie glücklich»

->  Bettina Minder aus Detligen BE: «Sie hat den Einkaufsladen vor der Haustür»

->  Sarah Schmid aus La Ferrière BE: «Die Besamung ist ihr Bereich auf dem Hof»

->  Marina Kohler aus Celerina GR: «Im Hoflädeli ist sie die Chefin»

->  Selina Röösli aus Menznau LU: «Sie ist auf dem Weg zur Betriebsleiterin»

->  Julia Forkert: «Von der Chefarztsekretärin zur Landwirtin»

-> Regula Schmid aus Tschappina GR: «Sie bauert auf 1800 Meter über Meer»

 

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