Sarah Schmid lebt und arbeitet mit ihrem Partner im Berner Jura, genauer gesagt in La Ferrière BE. Die Herde mit 40 bis 45 Milchkühen der Rassen Red Holstein, Holstein und einigen Swiss Fleckvieh sind das Herzstück des grossen Milchviehbetriebs.
Das Virus für die Zucht habe sie schon früh befallen, erzählte uns Sarah. So habe sie nach der Ausbildung zur Landwirtin EFZ noch die Ausbildung zur Besamungstechnikerin in Frankreich angehängt. Heute arbeitet sie auf ihrem Hof mit Samen des Besamungsunternehmen Select Star, Distrigène und Swissgenetics.
Lesen Sie, was ihr diese Arbeit bedeutet und warum dieses Jahr nicht das beste für die Fruchtbarkeit der Tiere war. Vor kurzem feierte der Viehzuchtverein in La Ferrière BE des ausserdem auch ein schönes Jubiläum. Dort konnte Sarah einer anderen ihrer Leidenschaften nachgehen: dem Schmücken von Kühen.
Sarah, welche Momente möchtest du nie eintauschen, die dir in deinem Tag auf dem Bauernhof begegnen und die einzigartig sind?
Es ist etwas ganz Besonderes, sein Leben damit zu verbringen, das zu tun, was man liebt. Jeden Morgen an der Seite der Person aufzuwachen, die man liebt, und die gleiche Leidenschaft zu teilen, ist wie ein Traum der wahrgewordener worden. Zu sehen, wie mein Sohn in dieser Umgebung aufwächst und darin aufblüht, erfüllt mich mit Freude. Es ist für mich ein Privileg, so viel Zeit mit der Familie zu verbringen – etwas, das ich nicht hätte, wenn ich nicht in der Landwirtschaft arbeiten würde.
Und was bedeuten dir die Kühe?
Der tägliche Kontakt mit unseren Tieren bringt mir viel Freude und Stolz. Ich finde es wunderschön, die Verbundenheit zu sehen, die wir mit unseren Tieren aufbauen können. Jeder Tag ist ähnlich und doch einzigartig auf seine Weise. Das macht für mich jeden Moment auf dem Hof zu etwas Besonderem. Die Arbeit mit den Kühen lehrt mich jeden Tag etwas Neues, und das macht unseren Beruf so faszinierend.
Betriebsspiegel
Adresse: Aux Pruats, 2333 La Ferrière BE
Fläche: 37 ha Weideland (IP Suisse)
Tiere: 40–50 Milchkühe, etwa 50 Aufzuchtrinder, 7 Milchziegen und einige Kaninchen, Katzen und ein Hund.
Betriebszweig: Milchproduktion für Tête de Moine und andere Käsespezialitäten
Familie: Sarahs Partner Detlev Augsburger, Betriebsleiter, hat drei Kinder: Mathieu (18 Jahre), Fabio (16 Jahre) und Lisa (13 Jahre); Sarahs Sohn Gabriel Schmid (6 Jahre); Schwiegereltern Vreni und Roland Augsburger, die den Betrieb vor der Übernahme 2010 durch ihren Sohn Detlev führten. Und Sarah Schmid, Partnerin von Detlev und angestellte Arbeitskraft auf seinem Hof.
Was empfiehlst du jungen Menschen, die sich überlegen, ob sie eine landwirtschaftliche Ausbildung machen sollen?
Ich kann sie nur ermutigen! Dieser Beruf ist so schön und reich an Emotionen, dass ich ihnen nur raten kann, diesen Weg einzuschlagen. Natürlich ist es nicht jeden Tag einfach. Die Vorschriften werden immer strenger, und die Wetterbedingungen sind in den letzten Jahren zunehmend belastend geworden. Aber es lohnt sich. Ich hoffe von Herzen, dass junge Menschen unsere wertvollen bäuerlichen Werte und Traditionen weiterführen werden! Mein Rat wäre: Macht diesen Beruf mit Liebe, und ihr werdet nie einen einzigen Tag in eurem Leben arbeiten müssen!
Es ist frustrierend und enttäuschend, wenn Kühe und Rinder nicht tragend sind, obwohl sie es sein sollten.
Gibt es auch Schattenseiten oder belastende Situationen?
Da ich sehr an meinen Tieren hänge, ist es für mich immer schmerzhaft, wenn ich mich von einem trennen muss. Auf dem Hof kümmere ich mich um die Kälber, meine Ziegen sowie um die Besamung der Herde. Ein Jahr wie das letzte hat die Fruchtbarkeit unserer Tiere erheblich beeinträchtigt. Ich habe zu Beginn des Jahres (nach fünf Jahren Pause) wieder mit der Besamung begonnen. Leider war dieses Jahr nicht das Beste für die Fruchtbarkeit der Tiere, was es nicht gerade leicht machte, das Vertrauen in diese Tätigkeit wiederzugewinnen. Es ist frustrierend und enttäuschend, wenn Kühe und Rinder nicht tragend sind, obwohl sie es sein sollten.
Gibt es andere Bereiche, die belastend sind?
Ja, auch die Agrarpolitik wird immer restriktiver und fordernder! Das belastet die Moral vieler Landwirte und Landwirtinnen sehr. Ich finde es erschütternd, dass die Verantwortlichen angesichts der vielen Suizide in der Landwirtschaft keine Selbstkritik üben. Auch das Klima erleichtert uns die Arbeit nicht. Doch wir tun unser Bestes, um damit umzugehen.
Wenn du einen Wunschzettel hättest, um eine Sache in der Landwirtschaft zu ändern, was wäre das?
Ich wünsche mir, dass unsere Produkte ihren echten Wert erhalten. Dafür müssten die Landwirte und Landwirtinnen solidarischer sein, um sich gemeinsam gegen die Grosshändler durchzusetzen – dass wir alle am gleichen Strang ziehen, um unsere Produkte nicht unter ihrem Wert verkaufen zu müssen. Ich wünsche mir, dass man uns mehr Wertschätzung entgegenbringt und den Aufwand, die Kosten und die Belastungen, denen wir ausgesetzt sind, anerkennt.
Zu wissen, dass ich für die Nachkommen unserer Kühe sorgen kann, erfüllt mich mit Glück.
Kannst du etwas, was die anderen auf dem Betrieb nicht können, und umgekehrt?
Die Besamung ist mein Bereich auf dem Hof, und ich mache sie mit viel Freude. Zu wissen, dass ich für die Nachkommen unserer Kühe sorgen kann, erfüllt mich mit Glück. Ich liebe es auch, Dekorationen für den Hof zu machen, zum Beispiel die Wände unseres neuen Melkstands zu verschönern. Mit viel Freude habe ich die Blumengestecke für unsere Kühe zum 75-jährigen Jubiläum von La Ferrière BE vorbereitet, wo wir mit 40 Tiere von Ort waren.
Was kann dein Partner besonders gut?
Mein Partner ist gelernter Zimmermann, also ist er ein Meister im Umgang mit Holz. Er ist handwerklich sehr geschickt und kann fast alles reparieren. Dazu kommt seine Leidenschaft für unseren Hof. Ich habe grosses Glück! Auch meine Schwiegereltern sind eng mit dem Hof verbunden. Mein Schwiegervater ist sehr geschickt, wenn es um die Reparaturen der Wasserleitungen geht. Er hilft allgemein immer gerne mit. Meine Schwiegermutter sieht dagegen alles «Gjätt», sie ist eine ausgezeichnete Köchin und überaus geduldig! Sie wohnen im «Stöckli» etwa 200 Meter vom Hauptbetrieb
Da die Weiden relativ weit vom Hof entfernt liegen, müssen die Kühe jeden Tag fast eine Stunde gehen, um zu ihrem Futter zu gelangen.
Baut ihr noch andere Kulturen an oder habt ihr noch andere Geschäftszweige?
Der Betrieb umfasst 37 Hektar reine Weidefläche. Da die Weiden relativ weit vom Hof entfernt liegen, müssen die Kühe jeden Tag fast eine Stunde gehen, um zu ihrem Futter zu gelangen. Die Herde besteht aus 40 bis 45 Milchkühen der Rassen Red Holstein, Holstein und einigen Swiss Fleckvieh und produziert im Durchschnitt zwischen 7000 und 8000 Kilo Milch. 35 der Rinder sind in Aufzuchtvertrag weg vom Betrieb, die restlichen verbleiben auf dem Hof. Die 320'000 Kilo Milchkontingent liefern wir an die Käserei Spielhofer in Saint-Imier, wo sie zu Tête de Moine und vielen Spezialitäten wie «L’Horloger», «Mont Soleil», Fondue, Raclette und weiteren feinen Sachen verarbeitet wird.
Frauen in der Landwirtschaft
In der Serie über Frauen in der Landwirtschaft sind folgende Porträts schon erschienen:
-> Elisa Nunzi aus Soglio GR: «Sie erfüllt sich ihren Traum»
-> Martina Heuberger aus Deisswil bei Münchenbuchsee BE: «Das Landleben ist ihr Zuhause»
-> Barbara Dober aus aus Küssnacht am Rigi SZ: «Sie ist ihre eigene Chefin»
-> Nadine Alder, Landmaschinenmechanikerin bei Meier Maschinen: «Ihr Hobby ist Feldhäcksler fahren»
-> Ina Kiessling aus Reichenbach im Kandertal BE: «Sie ist mit Herzblut Schäferin»
-> Lesly Cathomas aus Falera GR: «Viehzuchterfolge machen sie glücklich»
-> Bettina Minder aus Detligen BE: «Sie hat den Einkaufsladen vor der Haustür»
Ich bedanke mich für die Zustellung der Zeitung.Habe mit viel Intresse das meiste gelesen.DANKE