Die Bergbauern gelten als Gewinner der Agrarpolitik 2014–2017 (AP 2017). Doch es gibt auch heimliche Profiteure. Das sind zum einen die grossen Betriebe mit viel Vermögen. Zum anderen die Planungsbüros.
Die Bergbauern sollen von der AP 2017 profitieren. Dies ist ein erklärtes Ziel der grundlegenden Reform des Direktzahlungssystems. Laut einer Schätzung des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) werden die Bergzonen II bis IV auf die Hektare mehr Direktzahlungen erhalten als bisher.
Reiche Bauern gewinnen
Die Bergbauern mit ihren oft eher kleinen, aber ebenso oft auch steilen Betriebe geniessen die Sympathien grosser Teile der Bevölkerung. Ganz anders sieht das mit den grossen und gut situierten Betrieben im Mittelland aus. Doch genau auch viele unter diesen gehören zu den Profiteuren der AP 2017. Zum einen wird mit der Abschaffung der Tierbeiträge die Betriebsfläche noch wichtiger. Denn nur mit genügend Fläche können sich die Bauern zusätzlich an Ökoprogrammen beteiligen, ohne dass die Einkommensausfälle durch den Rückgang der Erträge zu gross werden.
Zum anderen werden mit der AP 2017 die Einkommens- und Vermögensgrenzen abgeschafft. Das bedeutet nichts anderes, als dass in Zukunft auch Millionäre, welche die sonstigen Bedingungen erfüllen, die vollen Direktzahlungen erhalten. Dass in den Gremien des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) die wohlhabenden und grossen Bauern gut vertreten sind, erklärt wohl zu einem schönen Teil auch, warum von deren Seite nicht mehr Widerstand gegen die AP 2017 gekommen ist.
Hohe Beiträge in Kritik
1324 Betriebe haben im Jahr 2011 Kürzungen der Direktzahlungen aufgrund des Einkommens erfahren, 267 aufgrund des Vermögens. Zudem trafen nicht wenige Betriebe Massnahmen, um das steuerbare Vermögen und das steuerbare Einkommen unter den Schwellenwerten zu halten und so den Kürzungen zu entgehen. 3696 Betriebe waren 2011 von der Abstufung der Flächenbeiträge ab 40 ha betroffen. Diese bleibt, soll aber nach dem Willen des BLW erst ab 60 ha greifen.
Auch dies führt dazu, dass grosse Betriebe und vermögende Bauern mit der AP 2017 hohe Direktzahlungssummen erhalten werden. Dabei sind sehr hohe Beiträge pro Betrieb schon bisher öfters unter Beschuss gekommen. «Licht in die Blackbox Direktzahlungen. 4000 Bauern kassieren über 100'000 Franken», titelte der «Blick» am 6. April 2011. Ende Februar 2011 schrieb die «NZZ am Sonntag», dass eine Betriebsgemeinschaft im Jura über 500'000 Fr. Direktzahlungen vom Bund erhalte.
Planer erhalten Arbeit
Doch nicht nur Bergbauern der Bergzonen III und IV, grosse und reiche Bauern, profitieren von der AP 2017. Auch Nichtbauern, nämlich konkret Beamte, Kontrolleure oder auch die Mitarbeiter in den Planungsbüros, werden in Zukunft noch mehr gutes Geld als heute mit der Landwirtschaft verdienen. Schon alleine die Umsetzung der neuen Biodiversitätsbeiträge für das Sömmerungsgebiet bringt bei 7300 Alpen im Lande einen gigantischen Kontrollaufwand mit sich. Von den Kantonen ist zu hören, dass sie noch nicht wissen, wie sie diese Aufgabe bewältigen wollen.
Auch der neue Beitragstyp für Landschaftsqualität, das neue Programm für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion und die neuen Programme im Bereich Ressourceneffizienz (Direktsaat usw.) werden so manchen Beamten im BLW und in den Kantonsverwaltungen, Forscher in der Bundesforschungsanstalt Agroscope und in der bundesnahen Agridea beschäftigen. Weiter werden auch den Landschaftsplanungsbüros dank den Landschaftsqualitätsbeiträgen sowie dem Wachstum der bereits bestehenden Vernetzungsprojekte goldige Zeiten beschert.