Während Angelo Lombardi seinen einjährigen AOP-zertifizierten Alpkäse direkt an die Passanten verkauft, liefert Danilo Peter jeweils im Herbst an Privatkunden und Grossverteiler. Peters Käserei liegt auf der Passhöhe.
Einen Sommer zu erleben, in dem kein Schnee fällt, ist hier oben eher die Ausnahme als die Regel. «Schönes Wetter haben wir nur, wenn sowohl im Norden als auch im Süden die Sonne scheint», so Landwirt Danilo Peter aus Airolo TI. Seit 15 Jahren bewirtschaftet er die Alp Fortunei am Gotthard-Pass, seine Käserei befindet sich direkt auf der Passhöhe, sein Reifungskeller entlang der historischen Tremola-Passstrasse.
Historische Tremola
Zu Beginn des Alpsommers, wenn die Kühe an der Tremola weiden, bedeutet das, erst zu melken, dann zur Gotthard-Passhöhe hinaufzufahren, um die Milch zu verkäsen, um dann den Käse wieder nach unten zu bringen, wo er mindestens zwei Monate reifen muss. Nur wenige Tage bleiben die Kühe jedoch dort, bevor Peter sie zur Passhöhe hinaufbringt.
Um die Kühe nicht jeden Morgen und jeden Abend über die belebte Passstrasse treiben zu müssen, zieht er es vor, jeweils mit seinem Melkstand umzuziehen – oft sogar schon nach jeweils vier bis fünf Tagen. Nur in den höheren Lagen, auf über 2400 Meter über Meer, kann Peter während rund 40 Tagen bleiben, bevor es erst zur Passhöhe und Anfang September wieder hinuntergeht.
Alpkäser seit 44 Jahren
Kühe, die bereits gekalbt haben, lässt er zu Hause in Airolo. Abends melkt er diese oft selbst, morgens meist ein Angestellter. Er nutzt dabei einen Stall, den er Angelo Lombardi abgekauft hat, nachdem sich dieser pensionieren lassen konnte. Im Sommer ist Lombardi jedoch weiterhin als Alphirte aktiv.
Auch er bewirtschaftet eine Alp auf dem Gotthard-Pass, die Alpe Sorescia, deren Käserei auf nicht ganz 2200 Meter über Meer zu den höchstgelegenen Käsereien des Kantons Tessin zählt. Dabei kann Lombardi ausserdem auf die Unterstützung des wohl erfahrensten Alpkäsers des Tessins zählen – bereits seit 1972 käst Gelso Pedretti schon auf der Alpe Sorescia.
Unterschiedlicher Absatz
Sowohl Pedretti als auch Danilo Peter stellen den AOP-zertifizierten Tessiner Alpkäse her. Aber nur der auf Sorescia hergestellte Käse wird an einem Stand direkt auf der Gotthard-Passhöhe verkauft. «Aber nur bei gutem Wetter», wie Lombardis Tochter Manuela Bertelli, die den Verkaufsstand betreut, betont. Je mehr Passanten bei schönem Wetter über den Gotthard-Pass fahren, umso weniger frequentieren ihn bei schlechtem Wetter.
Für Danilo Peter ist dies mit ein Grund, weshalb er auf Direktverkauf verzichtet. Stattdessen verkauft er etwa ein Drittel des auf der Passhöhe hergestellten Käses an einen Affineur, welcher wiederum die Migros beliefert, zwei Drittel an langjährige private Kunden. «Das hat für mich auch den Vorteil, dass ich den Alpkäse nicht ein Jahr lang pflegen muss, sondern ihn schon im Herbst verkaufen kann, zumal auch viele Konsumenten lieber jungen Käse essen.»
Die schönste Zeit
Weil Angelo Lombardi keine eigenen Tiere mehr besitzt, hält er auf der von ihm gepachteten Alp Sorescia 96 Milchkühe anderer Bauern aus dem Tessin und dem Aargau. Danilo Peter dagegen sömmert fast ausschliesslich seine eigenen rund 80 Milchkühe. Auf die rund 40 Tage ganz oben auf Fortunei freut er sich am meisten. «Hier oben hat man seine Ruhe, es kommen fast nie Leute hierher, und man hört nicht einmal die vielen Autos und Motorräder, die so oft dröhnend die Passstrasse hinauffahren.»