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Die Königin trainiert mit Männern

Für Diana Fankhauser aus Chesalles-sur-Oron VD gab es nie etwas anderes als das Schwingen. Und doch musste sie dafür kämpfen, dass sie akzeptiert wurde. Jetzt ist sie Schwingerkönigin und kann es kaum fassen.

 

Für Diana Fankhauser aus Chesalles-sur-Oron VD gab es nie etwas anderes als das Schwingen. Und doch musste sie dafür kämpfen, dass sie akzeptiert wurde. Jetzt ist sie Schwingerkönigin und kann es kaum fassen.

Sie ist viel kleiner, als sie im Fernsehen wirkte. Auch ihr blondes Haar ist anders. Zurückgebunden zu einem dezenten Pferdeschwanz. Erst, wenn man genauer hinsieht, fallen einem ihre breiten Schultern unter dem grauen T-Shirt und der kräftige Nacken auf. Das ist also die neue Schwingerkönigin. 

Harte Saison

Diana Fankhauser steht am Bahnhof in Zweisimmen BE. Gerade hat sie ihren Arbeitstag als medizinische Praxisassistentin beendet und wird gleich an ihren Wohnort in Lauenen BE fahren.

Normalerweise hätte sie am Dienstagabend Schwingtraining. Nicht so dieses Mal, denn die Saison ist vorbei, und die 22-Jährige gönnt sich eine Pause. «Es war eine lange und harte Saison», sagt sie und nimmt einen Schluck ihres Rivellas rot. Aber auch eine erfolgreiche Saison, die sie mit dem Titel Schwingerkönigin abschliesst. 

Erinnerung ans Fest

Anders als beim Schwingen der Männer, bei denen der Ausgang des Eidgenössischen Schwingfests bestimmt, wer Schwingerkönig wird, zählt bei den Frauen die gesamte Wertung einer Saison. Am Eidgenössischen Frauen- und Meitlischwingfest in Court BE zeichnete sich deshalb bereits während der ersten Gänge ab, dass Diana Fankhauser am Schluss auf die meisten Punkte kommen und so den Titel holen könnte.

Sie denkt an das Fest zurück. Aufgeregt war sie. Und sie hatte ihre Konkurrentin Franziska Ruch im Auge. Sie war die Einzige, die ihr den Titel noch hätte strittig machen können. «Wir beide gewannen den ersten Gang.» Es war also noch alles offen, «dann stellte Franziska Ruch aber und verlor den dritten Gang», sagt Fankhauser.

Königin, ohne Schlussfest zu gewinnen

Da seien bereits die ersten Leute zu ihr gegangen und hätten sie als neue Schwingerkönigin bezeichnet. Diana Fankhauser atmet fast etwas schwer. «Aber ich wollte noch fertig schwingen, ich konnte es nicht wahrhaben, solange ich nicht fertig geschwungen hatte», erzählt sie. «Zudem wollte ich unbedingt in den Schlussrang kommen.» 

Das gelang ihr nicht. Sie kam auf den vierten Platz. «Eigentlich ist es etwas blöd, Schwingerkönigin zu werden, ohne das Fest zu gewinnen. Ich war deshalb kurz etwas enttäuscht», sagt sie. «Aber zum Glück hat es mit dem vierten Platz immerhin noch für einen Kranz gereicht.»

Treichel für die Königin

Als man ihr schliesslich die stattliche Treichel als Preis überreichte, freute sie sich aber. Obwohl sie es nicht so richtig fassen konnte. «Eigentlich kann ich es auch heute noch nicht richtig glauben», sagt sie gut eine Woche nach dem Sieg. «Es hat sich gar nichts verändert für mich», sie lächelt. «Manchmal sprechen mich die Leute in der Praxis an, weil sie mich in der Zeitung gesehen haben, aber das ist auch noch nicht oft vorgekommen.» 

Schwingerfamilie

Bescheiden wirkt sie, die junge Königin, fast spielt sie ihren Titel etwas herunter. Bestimmt ist es aber eine grosse Freude für sie und ihre Familie, dass sie ihn geholt hat. Sind doch auch ihre beiden Tanten, Margit Vetter und Eveline Dolder, Schwingerköniginnen. Ihr Grossvater hat geschwungen, ebenso wie zwei ihrer Onkel. «Für mich gab es nie etwas anderes als das Schwingen», sagt sie. Als Mädchen war es aber gar nicht so einfach, dem Sport nachzugehen.

Zumal ihre Eltern als Fankhauser acht Jahre alt war in Chesalles-sur-Oron VD einen Bauernhof kauften und vom Emmental dorthin zogen. «Ich wollte weiterschwingen, doch in der Westschweiz ist der Sport nicht so verbreitet, schon gar nicht bei Mädchen», sagt sie. Nach langem Suchen habe sie aber einen Club für Männer gefunden, bei dem sie trainieren konnte. 

Trainiert mit Männer

Sie intensivierte ihre Trainings immer mehr. Heute trainiert sie während der Saison jeweils einmal mit den Frauen in Thun, einmal in ihrem Club Haute-Broye im Waadtland und einmal mit den Männern in Thun.

«Natürlich habe ich keine Chance gegen die Männer», die junge Frau lacht laut auf. «Aber ich kann verschiedene Schwünge ausprobieren und meine Technik im Allgemeinen verbessern», sie zeigt sich dankbar gegenüber den Männerclubs, weil sie mit ihnen trainieren darf. «Es ist nicht selbstverständlich. Noch immer akzeptieren nicht alle Männer uns Schwingerinnen.» Es ist deshalb auch etwas ihre Mission als Königin, junge Frauen für den Sport zu motivieren und ihm mehr Akzeptanz zu verschaffen – auch in der Männerwelt.

Landwirtschaft am Rand 

Das Schwingen war in Fankhausers Familie wichtig, und Diana ist ebenfalls in diese Richtung gegangen. Anders ist es mit der Landwirtschaft. Sie wuchs auf dem elterlichen Gruyère-Milchwirtschaftsbetrieb auf und hat gerne mitgeholfen. Den Hof übernehmen wollte sie aber nie. «Mir gefällt das Leben auf dem Land und die Traditionen, aber einen Betrieb führen möchte ich nicht.»

Der Landwirtschaft den Rücken gekehrt hat sie aber auch nicht. Ihr Freund hat in Lauenen BE den Hof seiner Eltern übernommen. Es ist ein kleiner Bergbauernbetrieb, aber Diana hilft auch dort gern mit. Solange es ihr das Training erlaubt.  

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