/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

«Die leben doch in einer anderen Welt»

Susanne Sigrist |

 

Hanspeter Bachofen aus Fehraltorf ZH nahm ein Stück Land unter den Pflug, welches eigentlich als Pferderennbahn dient. Das verärgerte Reitverein und Gemeinde.

 

Über die Festtage und den Jahreswechsel publizieren wir spannende Berichte der vergangenen Monate. Dieser Artikel erschien erstmals am 18. November 2021.

 

Der Aufschrei in den Medien letzte Woche war gross: «Generationenstreit gefährdet Pferderennen», «Der grosse Fehraltorf-Schock» und «Osterrennen Fehraltorf vor dem Aus».

 

Nach 75 Jahren umgepflügt

 

Einige Tage später hat sich die Lage etwas beruhigt. Geblieben ist das etwa fussballplatzgrosse Stück Land, seit wenigen Tagen ungewohnt braun anzusehen, nicht mehr grün, so wie es 75 Jahre lang war. «Ich habe es umgepflügt und Winterweizen angesät», erklärt Hanspeter Bachofen, dem es gehört.

 

Auslöser war für ihn allerdings kein Generationenstreit: Weil er andernorts Land abtreten musste, hatte er sich entschlossen, dieses Stück zwischen Bahngleis und Reittribüne wieder zu bewirtschaften. Damit fehlt etwa ein Viertel des Bodens, auf dem die Rennen jeweils ausgetragen wurden. Diese, so meinen die Organisatoren, könnten nun nicht mehr durchgeführt werden.

 

 

Minderes Land angeboten

 

Ein schriftlicher Vertrag mit dem Reitverein, der die Osterrennen jeweils organisiert, bestand nicht. Aber natürlich war auch ihm klar, dass seiner Entscheidung Reaktionen folgen würden. Unappetitlich waren die anonymen Droh- und Hassbriefe, die ihm geschickt wurden. Und Anfeindungen in sozialen Medien. Aber natürlich gab es auch solche, die verstehen, dass er sich sein Land wieder «geholt» hat.

 

«Ich war immer offen für einen fairen Landabtausch», erklärt er. «Aber was mir angeboten wurde, war von minderer Qualität», sagt er. «Möglichkeiten hätte es mehrere gegeben, zumal einige Mitglieder im Reitverein ebenfalls Landbesitzer in Fehraltorf sind. Aber es ist halt schon so: Jeder will beim anderen feiern, nicht auf seinem eigenen Land.

 

Achtung und Wertschätzung

 

Wenn jetzt von einem Verlust für die Gemeinde gesprochen wird, wundere ich mich: Es sind vor allem auswärtige Reiter, welche an den Rennen teilnehmen. Mit den 15’000 Franken, welche die Gemeinde jeweils an die Rennen beigetragen hat, kann man andere Dorfvereine unterstützen». Doch es geht ihm nicht nur um Geld, sondern auch um Achtung und Wertschätzung.

 

«Ich bekomme 1000 Franken fürs Land – und was zahlen sie für Preisgelder? Die leben doch in einer anderen Welt. Ich als Bauer werde von den Veranstaltern der Osterrennen wie ein Unterhund behandelt, für die Pferdebesitzer zählt nur ihr Hobby. Nun ist alles anders: Altes geht weg, Raum für Neues entsteht», sagt Bachofen.

 

Die Osterrennen sehen die Organisatoren in Gefahr.
Osterpferderennen Fehraltorf

 

OK sieht Rennen in Gefahr

 

Das Organisationskomitee sieht die Rennen auf der Anlage in Gefahr. «Wenn der Bauer das Land in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stellt, bedeutet dies das Aus für die Osterrennen Fehraltorf, die seit 1934 ausgetragen werden», teilte das OK in einer Mitteilung Anfang November mit. Der Anlass sei mit seinen bis zu 12’000 Zuschauern einer der wichtigsten wiederkehrenden Anlässe im Zürcher Oberland.

 

«Der Besuch ist für viele Einwohner eine Tradition, die über Generationen weitergegeben wurde», schreibt des OK weiter. Die Gemeinde zeigte sich über das Vorgehen des Bauern geschockt. «Für die Gemeinde wäre das Aus der Rennen ein Riesenverlust. Der Gemeinderat bedauert, dass ein Einzelner einen solchen Anlass für tausende Bewohner der Region einfach verhindern kann», liess sich Gemeinderat Fritz Schmid in der Mitteilung zitieren. 

 

OK-Präsident Urs Schenkel doppelte nach: «Wir vom OK-Pferderennen und vom Reitverein vom Kempttal können nicht fassen, dass die Arbeit, die über Generationen geleistet wurde, auf diese Weise vernichtet wird.» Der Anlass sei für alle Dorfvereine ein wichtiger Anlass, um Einnahmen zu generieren.

Kommentare (26)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Koch Jürg | 30.12.2021
    Das isch richtig.Ich bi au Rösseler.Ich weiss in dämm Metier isch dr Egoismus gross gschribä.Bi selber ä rechti Zit immä Vorstand vomä Ritverein gsi.chunnt nid vill godwill und chum ö0pis positivs zrugg..Villi wei nur Provitierä und ä grossi Röhrä füerä.Die eifache sterbä langsam uus.
  • F. Gredig | 29.12.2021
    Mike Müller, es ist durchaus klar und dazu recht einfach, wem das Land gehört. Nämlich dem, der im Grundbuch eingetragen ist und da weder dort noch in einem Pachtvertrag der Reitverein auftaucht, war man all die Jahre Nutzniesser. Das mit einer arroganten Selbstverstandlichkeit, die einem jetzt sprichwörtlich vom hohen Ross fallen liess. Selber schuld, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
  • Silvia Richner | 24.11.2021
    An junger Bauer
    Wie heisst es so schön Bauern sollen sich nach dem Markt richten. Nur wenn der Bauer sagt soviel wollt ihr von mir und ich sage was es mir Wert ist . Sagen Sie das ist unverfrohen.Das ist freier Markt entweder sollen sie das zahlen/ersetzen oder es sein lassen. Wir Bauern müssen lernen nicht immer zu kuschen und den Preis fordern der gerechtfertigt ist. Dann ist esder Gesellschaft meistens nicht mehr wert irgendwas zu realisieren.
  • Ueli Keller | 22.11.2021
    Antwort an Junger Bauer 1. Der Präsident des Reitvereins ist Bauer ( Mindestens früher waren beide ; Pflüger und Präsident in anderen , für die Gemeinde bedeutene Vereine TV Feuerwehr etc.. 2. es ist eben kein Wiesland, sondern wie bewiesen Ackerland... der Jahresertrag wird je nach Witterung allerdings stark geschmälert. 3. Wenn ein Bauer auf einen Chlapf 5 ha Verliert , neigt er zu Reaktionen. Aneinenander Vorbeireden richtet Schaden an.....
  • Familie | 22.11.2021
    Familie sucht Landw. Betrieb
    Pacht/Kauf
    E-mail [email protected]
    DANKE
  • Inkognito | 21.11.2021
    "Achtung und Wertschätzung"!!! DARUM geht es doch! Diese beiden kostenbaren immateriellen Güter sind uns von der Gesellschaft geraubt worden! Kaum jemand schätzt mehr volle Lebensmittelregale, schöne Wanderwege, sauberes Wasser, ohne Lebensgefahr begehbare Wälder, gepflegte Tiere auf der Weide, etc. etc. ...... Alles ist selbstverständlich und normal geworden! Ich gratuliere Bauer Bachofen für seinen Mut und wünsche ihm viel Kraft für seinen "Kampf" gegen die "Ritter" den er für UNS ALLE führt!
  • Biobäuerin | 20.11.2021
    Der Beitrag zeigt ja, dass es nicht nur ums Geld geht, sondern auch um den fehlenden Respekt. Eine Ameise schieben und dann hoch zu Ross den Bauern als Deppen zu belächeln. Fertig lustig. Eine Tradition der Arroganz geopfert. Nicht schade.
  • Junger Bauer | 20.11.2021
    Was soll man da noch sagen? 1'000.- Fr für 70 a (Fusballfeldgross) macht ca 15.- Fr pro Aare. Der Jahresertrag von Wiesland liegt gemäss ZBV bei unter 40 Fr. Also eine stolze Summe für den Reitanlass im Frühjahr, der kaum der Jahresertrag schmälert. Es kann also nicht ums Geld gehen ... Auch die teilweise geforderte Landabtauschung mit der doppelten Fläche ist unverfrohren (kenne ein Beispiel aus der Region Winterthur, wo das gemacht wurde für eine Sportanlage, die Nachwirkungen dauern an)
  • Alter Bauer | 20.11.2021
    Hanspeter Bachofen ist der moderne Winkelried.
    Die Fehraltorfer Ritter sind unerträgliche Heuchler.
    Bauern steht auf.Für C-Milch 4,5 Rappen,Millionen für den Boss.
    Das gleiche Spiel mit den Mostäpfel.
  • Silvia Richner | 20.11.2021
    Schön Herr Schmid wenn der Gemeinde die Rennen soviel wert sind ,warum bietet die Gemeinde Herr Bachhofen nicht doppelt soviel Land guter Qualität an. Ist halt wie andern Orts wollen Land für Renaturierung oder anderes . Wollten Ersatz-Land ,geht nicht haben wir nicht. Bezahlung unter dem Hund und willst Du nicht werden wir enteignen. Ist schon komisch wie wenig denen plötzlich die Natur wert ist.
  • Michael Urech | 20.11.2021
    Habe auch Land, das andere gerne für Nix kaufen würden. Meine Familie hat das über Generationen gepflegt. Ich verstehe den Landwirt.
    Dass die Rösseler keinen Vertrag mit ihm haben, ist pure Blödheit. Das sind ja super Geschäftsleute.
  • Lupa | 19.11.2021
    Endlich hat mal einer den Mut gehabt, diesen Pferdeschindern den Garaus zu machen.
  • Luzerner Bauer | 19.11.2021
    Bin zwar auch nicht gerade ein 'Rösseler-Fan', aber wenn sie ihr Land für Traktor-Pulling zur Verfügung stellen müssten, sähen das wohl viele Bauern ganz anders... Hätte ja auch viel mehr mit Landwirtschaft zu tun!? ;-)
  • Adrian Jordi | 19.11.2021
    Wenn es Personen gibt die im Reitverein Landbesitzer sind, ist sicher nicht der Landwirt der "Depp" sonder die jenigen die nicht bereit sind ein Stück Land dem Landwirt abzugeben, wie viel sind diesen Leuten die Pferderennen wert, nichts denn diese verhindern die Rennen und nicht der Landwirt.
  • Baumberger Franziska | 19.11.2021
    Sehe es von beiden Seiten. Bin sowohl Pferdebesitzer und selber in einem Reitverein. Aber das Vorgehen von dem Verein gegen den Landwirt ist sehr fragwürdig. Wenn dem Verein und der Gemeinde die Rennen so wichtig sind, hätten sie schon vor Jahren anständige Pachtverhältniesse schaffen können. Man muß nicht Meinen dass man öffentlich gegen die Landwirtschaft schiesse kann und dann aber noch profitieren wohlen. Vielleicht können der Verein und die Gemeinde endlich einen Schritt machen.
    • Mike Müller | 25.12.2021
      Dieser Bauer ist nur ein Hobby Bauer und hat wohl Millionen durch Landverkauf. Solch ein Verhalten ist einfach nicht Menschenwürdig. All dir hier solch ein Vergalten unterstützen, sind wohl auch nur die Bauern, dies auch so auffallen. Man kann immer etwas fordern, aber es braucht ein Gespräch. Aber einen Querulant kann man nicht ändern. Pris.
      es braucht immer zwei. Es ist nicht einmal klar wem das Land gehört.
  • Sandy Bucher | 19.11.2021
    Pferderennen sind sowieso Tierquälerei. Die Menschen jubel, während die Pferde in der Zielgeraden mit der Peitsche geschlagen werden. Darum gar nicht schlecht, dass nach 75 Jahren Quälerei ist jetzt Schluss damit ist......
  • Guschti | 18.11.2021
    Anscheinend lernen gewisse Leute nur so, das die Landflächen der Bauern kein Selbstbedienungsladen sind. Sie hätten halt anständig Entschädigen müssen.
  • Lustig | 18.11.2021
    Wir messen in Fussballfeldern, das sind zwei Jucharten, also wie zu Gotthelf Zeiten.
  • Ovis | 18.11.2021
    Jeder ob Bauer oder Reiter wir Ernten was er gesät hat.
  • Ueli Keller | 18.11.2021
    že je to tak, ako to je ; auf deutsch : es ist ist so wie es ist. am besten würde man gerade die ganze Fläche umpflügen, das von der NASA beschriebene Dalton-Minimum könnte welteit für Hunger sorgen. Letzten Samstag habe ich hungrige Mäuler lästern gehöhrt, die auf das bestellte Fondue ( zulange ) warten mussten.
    • Rico Thalmann | 30.12.2021
      Wen interessiert was deine Exfrau für eine Muttersprache hat?
  • Ueli Keller | 18.11.2021
    wie erwähnt, vor über 30 Jahren habe ich als Stift das benachbarte Wiesland mitbewirtschaftet. Der Plugeinsatz war damals schon ein Thema ....
  • Ueli Keller | 18.11.2021
    že je to tak, ako to je
    In der Muttersprache meiner Exfrau. Ich finde schade, dass es soweit kommen musste. Allerdings währe die ganze Sache abwendbar gewesen !!
  • Kollege, versteht den Eigentümer | 18.11.2021
    Offenbar war es den Veranstaltern nicht bewusst, wie stark sie auf den Goodwill des Landbesitzers angewiesen sind. Für eine solche Nutzung ist ein Preis von 15 Fr./ a das Minimum. Anstatt vom Ross herab über ihn herzuziehen, bestünde die Lösungssuche mit einem Gespräch auf Augenhöhe.
  • Gesunder Menschenverstand | 18.11.2021
    Sehe es auch so, wie Herr Bachofen, sind selber Schuld die hochnäsigen Reiter!

Das Wetter heute in

Umfrage

Geht Ihr auf die Jagd?

  • Ja:
    7.41%
  • Nein, habe keine Ausbildung/Berechtigung:
    92.59%
  • Früher ja, jetzt nicht mehr:
    0%
  • Noch nicht, will Ausbildung machen:
    0%

Teilnehmer insgesamt: 135

Zur Aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?