Parallel zur internationalen Fachmesse für Kern- und Steinobst, Beeren und Hopfen fand die Fachmesse «Agrarwelt» statt. Sie informierte über Bio-Energie, regionale Kulturlandschaft und Agrartechnik.
Die Schwerpunkte der «Fruchtwelt» lagen in Obstbau, Brennereiwesen, Pflanzenschutz, Ernte, Abfüllanlagen und Verpackungsmaschinen. 335 Aussteller aus 13 Ländern stellten an drei Tagen in drei Messehallen aus. Darunter 22 Firmen aus der Schweiz.
Seit 20 Jahren präsent
Hans Wicki aus Rafz ZH, Fachmann von Sorten- und Markenschutz, hat sich auf die Verbreitung von neuen Pflanzensorten spezialisiert und kommt schon seit zwanzig Jahren auf die Fachmesse an den Bodensee. «Besonders die neue Brombeersorte Asterina kam bei den Besuchern gut an, «denn sie schmeckt vor der vollständigen Reife nicht sauer», war sein Resümee. Er lobt das kompetente Fachpersonal und die dadurch zustande gekommenen Fachgespräche mit den internationalen Ausstellern und Besuchern.
Eine Befragung ergab, dass jeder zweite Besucher einen Anfahrtsweg von über 100 Kilometer in Kauf nahm. Aus Südtirol waren Obstbauern angereist, Fachgruppen kamen sogar aus der Ukraine, Rumänien und Indien.
Man isst weniger Äpfel
Die Bodenseeregion bot die geeignete Plattform für eine solche Fachmesse. In Baden-Württemberg, dem Obstland Nummer eins in Deutschland, wird etwa die Hälfte des gesamten deutschen Obsts angebaut. Mit der Bodensee-Fruchtmesse sollte auch dem aktuellen Trend entgegengewirkt werden, dass junge Leute immer weniger Obst essen. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist um 2,5 Kilo auf 17,5 Kilo Äpfel pro Jahr gesunken. Besonders die junge Generation geht weg vom Apfel, obwohl er das geeignete Fastfood für zwischendurch ist. Die Bodenseeregion erzeugt jährlich über 325000 Tonnen Tafeläpfel (Ernte 2011).
Der Trend geht in Richtung süss, fest und knackig. Der Klassiker vom Bodensee ist weiterhin die Apfelsorte «Elstar.» Viel Neues und Bewährtes war an der Messe zu sehen.
Technische Neuerungen
Die Firma Brühwiler aus Balterswil im Thurgau bot den Mäusevernichter «Mauki», für 1890 Franken an. Damit wird ein verdampftes Kraftstoffgemisch in die Gangsysteme gepresst und den Wühlmäusen den Garaus gemacht. Das Handwerk des «Schermuusers» droht allerdings auszusterben. «Schneller und moderner» – dieser Trend setzt sich auch im Obstbau weiter fort. Der Obstroboter «Cäsar», ein autonomes Maschinensystem, wurde zum Blickfang. Er ist ein ferngesteuertes Spezialfahrzeug für den vollautomatischen Einsatz in geschlossenen Obst- und Weinanlagen.
Bei der Sonderschau Edelbrand waren vielerlei Destilleriegeräte und das nötige Zubehör zu bestaunen. Die 21- jährige amtierende Destillatkönigin Carmen Armbruster aus Altenriet repräsentierte das Handwerk der Schnapsbrenner auf charmante Art und Weise. Im Bereich Verkorkungsanlagen, Abfüllanlagen und Obstpressen waren einige neue Maschinen auf der Messe. «EOS» -– Export-Organisation Südtirol der aktuelle Marketing-Award-Sieger aus Bozen, präsentierte Südtiroler Bergapfelsäfte.
Ergänzende Fachthemen
Die 35. Bodensee-Obstbautage wurden ebenfalls in die Messe integriert und ergänzten das Angebot mit abwechslungsreichen Vorträgen. Über die rechtlichen Möglichkeiten einer Hofübergabe wurde ebenso referiert wie über den ökologischen Obstbau. Neue Apfelsorten für den Bioanbau zogen viele Obstbauern an, da das Label «Bio» beim Käufer eine entscheidende Rolle spielt. 67 Prozent der Bürger von Baden Württemberg kaufen regelmässig Produkte aus biologischem Anbau.
Heinrich Gubler-Merz, der in Hörhausen TG eine Nussbaumschule betreibt, stellte verschiedene Nusssorten aus. Für ihn hat sich der Aufwand bei der Messe gelohnt. Am Sonntag war der Andrang an seinem Stand so gross, dass er erst zum Essen gehen konnte, als die Messe fast vorbei war. «Ich hatte Besucher von Chile bis Rumänien», sagte der beeindruckte Nussbauer. Auch die Likör- und Schnapsverkostungen waren stets ausgebucht.
50 Aussteller aus sechs Ländern
Auflockernd waren die Modenschauen für den Bauer und die Landfrau im Foyer der Messehallen. Eine nostalgische Sonderschau mit Oldtimer-Traktoren war ein Anziehpunkt bei der «Agrarwelt». 50 Aussteller aus sechs Ländern stellten in der vierten Messehalle und im Aussenbereich aus. Schweizer Aussteller waren bei der «Agrarwelt» nicht vertreten.
Das zeitgleiche Treffen der Obsterzeuger und Landwirte auf dem Messegelände in Friedrichshafen fand zum dritten Mal in dieser Form statt. Die beiden Fachmessen sollen auch weiterhin als internationale Kommunikations- und Informationsplattform im 2-Jahres-Rhythmus stattfinden.