Mit nur rund 380 Tieren ist die Schafrasse Rouge de l’Ouest die kleinste im Herdebuch des Schweiz. Schafzuchtverbands. Ganz im Westen der Schweiz hält Jean-Jacques Imberti aus Vessy GE die «Roten aus dem Westen».
Gemeint ist die Schafrasse Rouge de l’Ouest (RDO). Ihren Namen verdanken die Schafe ihren rötlichen, unbewollten Köpfen. Fast jedes Jahr importiert Imberti 20 bis 30 junge Muttertiere und Widder aus ihrer Heimatregion Deux-Sèvres im Westen Frankreichs.
Dem Charollais verwandt
Die in der Waadt verbreiteten Charollais-Schafe stammen beinahe aus derselben Region. Tatsächlich erklärt Imberti, dass die beiden Rassen offensichtlich gemeinsame Wurzeln haben. Beides sind ausgesprochene Fleischtypen, doch schätzt Imberti an seinen RDO vor allem die guten Muttereigenschaften und – «sie haben mehr Milch und damit ein gutes Aufzuchtvermögen».
Im Kanton Genf halten etwa 40 Schäfer RDO-Schafe, Imberti ist aber einer von wenigen, die die Schafhaltung professionell betreiben. Als man die Schafe ab den 1990er-Jahren zu importieren begann, ging es jedoch nicht nur um die Produktion von Fleisch. «Schon früh bemühten wir uns darum, die Schafe reinrassig weiterzuzüchten», erinnert er sich. Die Rasse ist seit 1998 mit insgesamt rund 380 Tieren im Herdebuch des Schweizerischen Schafzuchtverbands eingetragen. Die Zuchttiere werden im Oktober an der jährlichen Kleinviehschau in Carouge GE gezeigt. Die Jungtiere, die Imberti jedes Jahr aus Frankreich holt, werden beurteilt. Letztlich züchtet aber auch Imberti nur mit rund 200 seiner insgesamt 600 Mutterschafe. Häufig kreuzt er die RDO mit Schwarzbraunen Berg- oder Weissen Alpenschafen. «Die daraus entstehenden Lämmer sind klein, aber sehr vollfleischig», erklärt er.
Behirtung in Frankreich
Imberti, dessen Grosseltern aus dem italienischen Bergamo stammen, hält seine Schafe jedoch überwiegend auf französischem Boden. Den Sommer verbringen sie auf einer Alp nur rund fünf Kilometer vom Genfer Flughafen entfernt. Für im Ausland gesömmerte Schafe erhält er zwar keine Bundesbeiträge, dafür aber einen Kantonsbeitrag von 10 Franken pro Schaf. Doch auch gegenwärtig befinden sich die Schafe in Frankreich. Während der Wanderbehirtung im Winter erhält er zwar keine Beiträge, doch rechnet sich das für Imberti, weil er weniger Kosten für Maschinen hat. Insgesamt bewirtschaftet er eine Fläche von 210 Hektaren Land, wovon er auf rund 80 Hektaren auch Weizen anbaut. Bevor er das Getreide jeweils aussät, hat er die Flächen mit den Schafen bereits geweidet.
Ab etwa Mitte Januar wird er die Schafe auf seinen Heimbetrieb nach Vessy holen. Dann nämlich werden die Schafe geschoren, und die Ablammsaison beginnt. RDO haben ein ausgesprochen saisonales Brunstverhalten, weshalb die durchschnittlich 1,5 Lämmer pro Muttertier und Jahr gegen Frühjahr zur Welt kommen. Vermarktet werden sie von einem Metzger unter dem Label «Genève Région – Terre Avenir», dessen Schlachthof sich nur etwa 25 Minuten von Imbertis Hof entfernt befindet, sodass auch kurze Transportwege garantiert sind.