Die Besucher kommen nach wie vor. Doch sie konsumieren weniger im Restaurant, geben weniger Geld im Laden aus. Das Image der Schaukäserei ist angekratzt. Das soll besser werden, verspricht die neue Leitung.
«Wir haben den Glauben an eine Wende nicht verloren», verkündet Verwaltungsratspräsident Kurt Nüesch den Aktionären der Schaukäserei Emmental. Man werde jetzt mit Hochdruck am neuen Geschäftsfeld arbeiten: der Ausrichtung auf den Tourismus. Dies ist allerdings nichts Neues. Schon vor zwei Jahren hat man eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die den Bereich Besucher unter die Lupe nehmen wollte.
Nichts rentiert wirklich
Interims-Geschäftsleiter Adrian Aebi hat als Nachfolger von Adrian Zehnder festgestellt: Die Schaukäserei ESK befand sich Ende 2012 finanziell an einem kritischen Punkt. Man erwirtschaftete ungenügende Margen, eine Kostenkontrolle fehlte gänzlich. «Ein Privatunternehmen hätte die Bilanz deponieren müssen.» Wohl waren letztes Jahr 20000 Besucher mehr gekommen als im Vorjahr. Aber sie gaben weniger Geld aus. Sei es im Restaurant oder im Laden.
Man ahnt es schon: Das letzte Geschäftsjahr ist zum Vergessen. Jeden Tag resultierte ein Verlust von über 1'700 Franken. Dabei sind alle Geschäftsbereiche betroffen. Die Käseproduktion beträgt noch gut ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Unter dem Strich fehlen 668'000 Franken. Den miserablen Käsepreisen kann man die Schuld nicht geben: die waren schon 2011 so tief.
Über 600'000 Franken Verlust
Laden und Restaurant nehmen 441'000 Franken weniger ein. Der Gasthof Emmentaler, der frühere «Löwen», ist nur noch auf Anfrage geöffnet. Es fehlen 231'000 Franken in der Kasse. Alles beschönigen hilft nichts: Trotz Sparmassnahmen bleibt ein Jahresverlust von 622'330 Franken.
Noch bitterer ist die Bilanz. Hier bleibt ein Verlust von 1,3 Millionen Franken. Der Verwaltungsrat kommt ungeschoren davon: keine einzige unangenehme Frage. Einstimmig heissen die Aktionäre die Jahresrechnung gut. Kurt Nüesch ist optimistisch: «Wir sind auf Budgetkurs. Bei gutem Geschäftsgang kann die ESK heuer eine schwarze Null erwarten.»
Markus Aebi übernimmt
Nach 26 Jahren, davon 11 Jahren als Präsident, hat Kurt Nüesch demissioniert. «Ich habe das Gefühl, Leistungen erbracht zu haben», zieht er Bilanz. Es brauche neue Schritte mit neuen Leuten. Es warten neue Aufgaben bei den Schweizer Milchproduzenten SMP auf ihn. Dies lasse ein derartiges Engagement künftig nicht mehr zu, lässt er durchblicken.
Letztes Jahr in den Verwaltungsrat gewählt, tritt Markus Aebi, Hellsau, aktiver Landwirt, Grossrat und Vizepräsident der Region Emmental, die Nachfolge an. «Ich werde nicht mit dem Zweihänder einfahren», lässt er nach der Wahl verlauten. Die Schaukäserei sei neben der Kambly in Trubschachen die zweitgrösste Tourismusattraktion des Emmentals. Darauf dürfe man stolz sein, und vorhandene Synergien seien zu nutzen.
Roger Gut, Leiter Events bei Swiss Milk, wird für Nüesch als Vertreter der SMP, die Direktorin von Emmental Switzerland Franziska Borer als deren Vertreterin gewählt. Der siebte Sitz bleibt weiterhin vakant. «Das ist der Sitz für einen potenziellen neuen Investor», sagt Nüesch.
Warten auf Vision 2018
An der letzten Generalversammlung wurde Kommunikationsberater Otto Steiner vorgestellt. Er wurde beauftragt, ein Konzept zu entwerfen, wie die Schaukäserei authentischer und wirtschaftlich erfolgreicher werden könne. Die Vorstellung des Vision 2018 genannten Konzeptes wurde mehrfach angekündigt. Aber dabei ist es bisher geblieben. Man werde dieses aber «Schritt für Schritt» umsetzen, betont Adrian Aebi. Man müsse einen positiven Geist vermitteln und nach vorne schauen.
Als Neuerung wurde der Empfang umgestaltet und die Anzahl der Artikel im Laden um einen Drittel reduziert. Alt Nationalrat William Wyss als einziger Votant bringt es auf den Punkt: «Die Beziehung zu den Bauern und zur Dorfbevölkerung muss nun wieder besser werden.»