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«Die Verträge sind unhaltbar»

Seit Dezember 2016 herrscht dicke Luft zwischen der Kneuss Güggeli AG und ihren Produzenten. Streitpunkt sind neue Vertragsbedingungen. Dem «Schweizer Bauer» liegt der Briefwechsel der beiden Parteien vor.

 

 

Seit Dezember 2016 herrscht dicke Luft zwischen der Kneuss Güggeli AG und ihren Produzenten. Streitpunkt sind neue Vertragsbedingungen. Dem «Schweizer Bauer» liegt der Briefwechsel der beiden Parteien vor.

Per 1. Juli 2017 hat die Firma Kneuss Güggeli aus Mägenwil AG eigenmächtig und ohne Verhandlung mit dem Mäster-Vorstand neue Produzentenverträge aufgesetzt. Die Produzenten wurden einzeln angeschrieben, um einen Termin für die Vertragseinsicht zu vereinbaren.

Unhaltbare Verträge

Wie ein Mäster gegenüber dem «Schweizer Bauer» sagt, sei der neue Vertrag «absolut unhaltbar» und zum grossen Nachteil der Produzenten. So würden etwa künftig sämtliche Entscheide über Bezahlungs- und Produktionsbedingungen durch die Kneuss Güggeli AG gefällt. Den Produzenten werde verboten, über die Vertragsbedingungen zu sprechen, und Kneuss sei zum Beispiel bei einem «Arbeitskampf» zwischen Kneuss Güggeli und den Produzenten von der Abnahmepflicht der Poulets entbunden.  

Die aktuellen Verträge seien noch bis Ende 2018 gültig. Die Firma Kneuss möchte aber rückwirkend per 1. Juli 2017 die Einzelverträge unterzeichnet haben. Der Mäster-Präsident Franz Bucher will sich derzeit noch nicht öffentlich über die Vorkommnisse äussern.

Kneuss will mit Produzenten kommunizieren

An einem Treffen der Kneuss-Güggeli-Mäster Anfang August hat eine Juristin den Produzenten die Verträge erklärt und auf die heiklen und sehr nachteiligen Punkte hingewiesen. In einem Brief an die Firma Kneuss sprachen sich die Produzenten anschliessend dafür aus, dass die Vertragsverhandlungen künftig nur mit dem Vorstand der Mästerorganisation stattfinden sollen und nicht mit jedem Produzenten einzeln.

Auf Anfrage bei Kneuss-CEO Daniel Kneuss, ob er dieser Forderung nachkommen will, sagt er: «Kneuss Güggeli will sich mit dem Vorstand unterhalten, und dazu haben wir ja auch seit Jahren eine Agenda, wo sämtliche Treffen im Laufe des Wirtschaftsjahres geplant sind. Diese wird auch noch in Jahren ihre Gültigkeit haben.» Trotzdem werde man per sofort mit jedem einzelnen Landwirt auf einem neu entwickelten digitalen Portal oder per Brief, Telefon, E-Mail, Whatsapp oder vor Ort kommunizieren, sagt Kneuss weiter.

Dass die neuen Verträge zum Nachteil der Produzenten sind, sieht Kneuss gar nicht so: «Wenn Sie den ganzen Vertrag analysieren, erkennen Sie, dass uns das gemeinsame Wohl der ganzen Wertschöpfungskette am Herzen liegt. Denn nur gemeinsam sind wir stark.»

Mäster springen ab

Laut Branchenkennern sind einige Produzenten bereit, nicht mehr für die Firma Kneuss zu produzieren. «Im Falle von Vertragsauflösungen würden die anderen Integratoren Micarna, Bell und Frifag eine Aufnahme der Mäster wohlwollend prüfen», weiss ein Informant, der anonym bleiben möchte. Dass er Produzenten verlieren könnte, fürchtet Daniel Kneuss nicht: «Wieso sollte ein Produzent unseren Vertrag kündigen und mit dem Mitbewerber einen Vertrag unterschreiben? Denn Kneuss Güggeli ist ja dynamisch unterwegs, und gemeinsam werden wir das Importfleisch in der Schweiz verdrängen und mit einheimischer Landwirtschaft feinste Güggeli-Spezialitäten produzieren, die unsere Kunden lieben und in Zukunft noch mehr lieben werden.»

Es bleibt zu hoffen, dass die Geschehnisse rund um die Firma Kneuss und ihre Mäster nicht negative Auswirkungen auf die Produktionsbedingungen und das Preisgefüge der ganzen Schweizer Geflügelbranche haben werden.

 

Was bisher geschah

24. November 2016: Kneuss Güggeli informiert ihre Produzenten in einem Schreiben über tiefere Produzentenpreise per 1. Januar 2017. Erste Anzeichen von Überproduktion auf dem internationalen und nationalen Markt seien spürbar, heisst es darin. «Die Marge wird kleiner, der Druck höher.» Deshalb werde das laufende Fitnessprogramm auf der ganzen Wertschöpfungskette Kneuss Güggeli weitergeführt. 

28. November 2016: Der Vorstand der Kneuss-Güggeli-Produzenten stellt in einem Schreiben an die Mäster klar, dass die geplante Preisanpassung durch Kneuss ohne Einverständnis des Vorstandes der Kneuss-Mäster erfolgt sei und daher keine Gültigkeit habe. 

24. Dezember 2016: Der Vorstand des Vereins Kneuss-Güggeli-Produzenten informiert die Mäster in einem Brief, dass die Preisanpassung per 1. Januar nicht umgesetzt werde. Hingegen werde man bei den Preisverhandlungen per 1. Juli eine Preissenkung hinnehmen müssen, da die Futterverwertung in den letzten Jahren stark gestiegen sei. 

26. Dezember 2016: Kneuss Güggeli teilt seinen Produzenten in einem Brief mit, dass per 1. März 2017 neue Zahlungsbedingungen gelten würden. Man habe mit dem Mäster-Vorstand einen Konsens gefunden. Die Preise werden gesenkt, wenn auch etwas weniger stark, als ursprünglich per 1. Januar vorgesehen war. Wie aus der Branche zu vernehmen ist, sei der Mäster-Vorstand massiv unter Druck gesetzt worden, um die neuen Zahlungsbedingungen per 1. März zu unterschreiben. 

Am 19. Januar 2017 findet in Mägenwil eine durch Kneuss organisierte Veranstaltung statt, wo die Mäster über die neuen Zahlungsbedingungen informiert werden.

Anfang Juni lädt Kneuss seine Produzenten zu einem Gespräch am 22. Juni 2017 im Rest. Bären in Mägenwil ein.

19. Juni 2017: Der Verein Kneuss-Güggeli-Produzenten informiert die Mäster in einem Schreiben über die Geschehnisse der vergangenen Monate. Man sei am 15. Mai an einem Treffen zwischen Kneuss und Mäster-Vorstand überraschend über die Absicht eines Malussystems anstelle des bisherigen Fussballenbonusses informiert worden. Weil die neuen Zahlungsbedingungen bis am 1. Juni  versendet werden sollten, sei der Vorstand unter Zeitdruck gesetzt worden. Man lehne dieses Malussystem aber ab. Der Vorstand ruft dazu auf, am Treffen vom 22. Juni unbedingt teilzunehmen und sich für die Anliegen der Mäster einzusetzen. 

22. Juni 2017: Treffen zwischen Kneuss und den Produzenten im Bären, Mägenwil. Der «Schweizer Bauer» wird nicht eingelassen. 

7. Juli 2017: Kneuss teilt seinen Produzenten mit, dass er per 1. Juli 2017 einen neuen Vertrag aufgesetzt habe und sich in Kürze bei ihnen melden werde, um einen Termin für die Einsicht in den Vertrag zu vereinbaren. 

14. Juli 2017: Der Vorstand der Kneuss-Mäster bittet in einem Rundschreiben die Vereinsmitglieder, vorerst keine Termine für die Vertragseinsicht zu vereinbaren. Man sei überzeugt, dass es auch in Zukunft einen Einheitsvertrag geben müsse, bei dem die Produzenten als Verein Einfluss nehmen könnten. Die bestehenden Verträge seien weiterhin gültig und würden mindestens bis zum 31. Dezember 2018 weiterlaufen. Es bleibe also genügend Zeit, um nach Lösungen zu suchen. Einladung zur Infoveranstaltung am 4. August.

4. August 2017: Infoveranstaltung des Vereins Kneuss-Güggeli-Produzenten unter Einbezug einer Juristin an der Liebegg in Gränichen AG. Die Produzenten unterzeichnen einen Einheitsbrief, den der Vorstand an die Firma Kneuss übergibt. Darin steht, dass sie die Verträge ohne Mitsprache und Zusage des Vereinsvorstandes ablehnen und die Firma Kneuss bitten, wieder mit dem Vorstand zu verhandeln. big

 

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