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«Diese Agrarpolitik ist ein Stich ins Herz»

Für Milchbauer Dominic Haab ist die wirtschaftliche Situation höchst prekär. Dennoch ist er dankbar, Landwirt sein zu dürfen.

Raphael Bühlmann |

 

 

Für Milchbauer Dominic Haab ist die wirtschaftliche Situation höchst prekär. Dennoch ist er dankbar, Landwirt sein zu dürfen.

«Schweizer Bauer»: Dominic Haab, wie geht es Ihnen als junger Vater?
Dominic Haab: Mir geht es hervorragend. Durch den Glauben an Gott bin ich heute dankbar für das, was ich habe.

Wie geht es Ihnen als Landwirt?
Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Situation derzeit höchst prekär. Mit der Abrechnung der Direktzahlungen habe ich feststellen müssen, dass ich 30 Prozent weniger Direktzahlungen habe.

Das scheinen Sie aber recht locker zu nehmen?
Ich sehe es als Geschenk an, dass ich bauern darf. Zudem mache ich nicht mein ganzes Glück von der Frage abhängig, ob ich Landwirt bin oder nicht. Sollte ich eines Tages Geld drauflegen, werde ich die Konsequenzen ziehen.

Wie geht es Ihnen als Milchproduzent?
Für mich als Milchproduzent ist die aktuelle Agrarpolitik (AP) ein absoluter Witz und ein Stich ins Herz. Wenn es mit der AP und dem Milchmarkt so weitergeht, dann gibt es für mich nur eine Lösung – eine Reduktion des Viehbestandes. Den vierjährigen Jungviehstall müsste ich dann halb leer lassen und die Biodiversitätsflächen erhöhen.

Ich nehme nicht an, dass Sie deswegen den Beruf Landwirt ergriffen haben?
Nein. Ich merke, dass dies überhaupt nicht meinem Naturell entspricht. Auf diesem Hof wurde schon immer produziert, und wir konnten auch immer wachsen. 1989 wurden hier 22 Kühe gemolken, heute sind es 75, und es reicht immer noch nicht, um zwei Familien zu versorgen. Wir müssen jeden Monat schauen, dass wir alle Rechnungen bezahlen können. Gerne möchte ich die Schweizer Bevölkerung deshalb fragen, ob das so gewollt ist.

Sie sind jung und dynamisch, haben Sie andere Optionen?
Von unserer Betriebsstruktur her kann man fast nichts anderes machen als Milch. Zudem befindet sich der Betrieb in einer Futterbauregion, klimatisch gesehen.

Wie sehen Sie die Zukunft in der Milchproduktion?
Ich werde sicher keine B- oder C-Milch produzieren. Um die Kosten vielleicht nochmals etwas zu senken werde ich wohl den Kraftfuttereinsatz nochmals reduzieren. Beim heutigen Milchpreisniveau sind wir gegen oben sicher am Limit.

Ist bei den Maschinenkosten noch was zu machen?
Vor allem die Erntearbeiten haben wir bereits ausgelagert. Nun überlege ich mir weitere Arbeiten im Ackerbau fremd zu vergeben. Mähen, Wenden und Schwanden werden wir auch in Zukunft selber machen. Ich denke das Potenzial der überbetrieblichen Zusammenarbeit ist bei mir ausgeschöpft.

Wie sehen Sie den Milchmarkt?
Eine Öffnung der weissen Linie muss unbedingt verhindert werden. Sollte diese aufgehen, werde ich auf Ackerbau umsteigen und einer anderen Arbeit nachgehen. Zudem bin ich der Ansicht, dass Schweizer Milchprodukte klarer als solche zu deklarieren sind. Im Gegensatz zum Ausland arbeiten wir auch in der Fütterung hier gentechfrei. Dies ist vom Konsument so gewünscht und muss auf den Produkten auch klar kommuniziert werden. Anstrengungen, die die Schweizer Milchproduzenten für den europäischen Milchmarkt fit machen wollen, sind völliger Unsinn. Wir würden besser daran tun, die Produktion um 10 Prozent zu senken, um damit in erster Linie den Schweizer Markt versorgen.

Dem Konsumenten scheint der Preis wichtiger zu sein als gentechfreie Produkte. Die SBB haben nach dem Fall des Mindestkurses Sonderzüge eingesetzt, damit die Leute billige Lebensmittel im Ausland einkaufen konnten.
Da wird natürlich ein Hype gemacht. Ich weiss nicht ob es in zwei Monaten noch Sonderzüge brauchen wird.
 
Was erwarten Sie von der Politik?
Ich bin einfach sehr enttäuscht, dass die produzierende Landwirtschaft abgestraft wird. Und dies ist einfach offensichtlich. Da kann man jeden Treuhänder fragen, der Landwirte betreut. Ich habe von Landwirten im Berggebiet gehört, die wortwörtlich gesagt haben sollen, dass sie gar nicht wüssten, was machen mit dem zusätzlichen Bundesgeld. Und wir hier unten kämpfen für jeden Rappen. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann noch, wenn ich einem US-Farmer, der zu Besuch war, erzählen muss, dass man hier für Wegkreuze vom Staat Geld bekommt. Da kommst du dir doch vor wie ein Idiot. Ich erwarte nun, dass die Initiative für Ernährungssicherheit angenommen wird und so ein klares Zeichen für die produzierende Schweizer Landwirtschaft gesetzt wird.

 

Dominic Haab

Der 27-jährige Dominic Haab ist ausgebildeter Landwirt, verheiratet und Vater zweier Töchter. Zwischen den Winterkursen der landwirtschaftlichen Schule arbeitete er auf einem Milchproduktionsbetrieb in Iowa (USA). Nachdem er auf dem Bau arbeitete, absolvierte er die Techniker- und Handelsschule am Strickhof. Heute führt er in Mettmenstetten ZH den 40 ha grossen Milchwirtschaftsbetrieb seines Vaters. Mit 75 Brown-Swiss-Milchkühen und 75 Stück Jungvieh produziert er 0,5 Mio. kg Milch für die Zentralschweizer Milchproduzenten. Neben ihm arbeiten noch sein Vater zu 60 Prozent sowie sein Grossvater als Aushilfe auf dem Betrieb. rab

 

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