Der Nationalrat hat am Dienstag dem Gegenentwurf zur Initiative für Ernährungssicherheit verabschiedet. Urs Schneider, stellvertretender Direktor des Schweizer Bauernverbandes (SBV), gibt Auskunft zur Kampagne. Was halten Sie von der Kampagne und den Sujets? Diskutieren Sie mit und stimmen Sie ab.
«Schweizer Bauer»: Noch steht die Schlussabstimmung zum Gegenentwurf zur Initiative für Ernährungssicherheit aus. Eine Annahme und damit der Rückzug der Initiative ist aber sehr wahrscheinlich. Verstehen Sie die Bauern, welche lieber die Initiative zur Abstimmung gebracht hätten?
Urs Schneider: Ja, denn die Initiative war sehr gut. Eine eingehende Abwägung der Chancen in der Volksabstimmung zeigte aber, dass diese mit dem Gegenvorschlag wesentlich besser sind. Entscheidend ist, dass die zentralen Anliegen, namentlich die Verankerung der Ernährungssicherheit in der Verfassung, auch auf diesem Weg erreicht werden. Der Gegenvorschlag nimmt 80 Prozent unserer Anliegen auf. Er ist viel mehr als ein Spatz in der Hand. Der Entscheid in der Landwirtschaftskammer war mit 63 zu 13 Stimmen sehr eindeutig.
Was ist die Hauptbotschaft in der Kampagne?
Mit dem Gegenentwurf wird die Ernährungssicherheit mit einem ganzheitlichen Konzept vom Feld bis auf den Teller in der Verfassung verankert werden. «Einheimische Qualität» lautet daher die Botschaft. Wir wollen zeigen, dass die Landwirtschaft bereit ist, ihren Teil der Verantwortung wahrzunehmen und die Vorlage auch der Bevölkerung einen Nutzen bringt. Für sie soll auch in Zukunft eine Vielfalt an einheimischen Produkten zur Verfügung stehen und Genuss bieten.
Die Volksabstimmung dürfte voraussichtlich am 24. September dieses Jahres stattfinden. Wann startet der SBV seine Kampagne?
Eigentlich haben wir schon längst begonnen. Wir haben schon im Hinblick auf eine Abstimmung über die Initiative sehr viele Vorbereitungen, auf die wir zurückgreifen können, getroffen und im Rahmen einer Vorkampagne schon Massnahmen umgesetzt. Es besteht auch schon eine sehr detaillierte Planung für eine voraussichtliche Abstimmung am genannten Datum. Ein Meilenstein wird die Schlussabstimmung im Parlament sein, die Hauptkampagne wird dann ab dem Sommer umgesetzt.
Welche Instrumente setzt der SBV in der Abstimmungskampagne ein?
Wir werden die gängigen Massnahmen einsetzen. Ein nationales Komitee gründen und Komitees in allen Kantonen. Einige Sachen werden speziell sein wie das Botschafterkonzept oder das Aufstellen von Landschaftssujets. Wichtig ist natürlich auch der Plakataushang.
Offenbar hat der SBV schon prominente Botschafter wie Skirennfahrerin Vreni Schneider, Unternehmer Peter Spuhler und Starkoch Andreas Caminada gewinnen können. Gibt es noch weitere Promis, welche sich für den Verfassungsartikel einsetzen?
Wir haben für die Initiative ein sehr breites Botschafterkomitee mit Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen gewinnen können. Diese müssen wir natürlich nach der Behandlung im Parlament wieder neu anfragen, ob sie auch den Gegenvorschlag unterstützen.
Wie finanziert der SBV seine Abstimmungskampagne?
Einen Teil können wir einem Fonds entnehmen. Wir haben im Hinblick auf diese Abstimmung über mehrere Jahre Rückstellungen gebildet, die wir einsetzen. Wir setzen für dieses zentrale, strategische Projekt also Reserven des SBV ein. Wir wollen die Bauern nicht mit Zusatzbeiträgen belasten. Eine Spendenaktion machen wir noch, zielen dabei aber vor allem auf die vor- und nachgelagerten Bereiche.
Gesamt-Fahrplan (wenn Abst. am 24.9)
April: Bildung von nationalen und kantonalen Abstimmungskomitees
Mai/Juni: Finanzierungsaktion/Spendenaktion
Ab Juni: Einsatz nationale Botschafter (Testimonials, Veranstaltungen, Medienarbeit)
Ab 15. Juli: Hohlkammerplakate im unbezahlten Raum (auf LW-Betrieben)
Ab. 10. August: Plakate im bezahlten Raum (Städte und Agglomerationen)
Ab August: Kantonale und nationale Testimonialinserate
Ab Mitte August: Landschaftsaktion: Siloballen, Strohsujets usw.
KW 34: Annahme Versand Abstimungsunterlagen an Bevölkerung
KW 34 bis 37: Standaktionen
KW 36: Infoflyer in alle Briefkästen (Direct Mailing der Post)
KW 37 & 38: Schlussaufrufe in bäuerlicher Presse, Leserbriefe
24. September: Abstimmungssonntag